"Tagebuch": Ab 2020 schlägt’s 13

Österreichs Sport zeigt (wie Silber-Turner Vinzenz Köck bei der Universiade) Muskeln.
Trotz immer mehr sportlicher Vorbilder gibt es immer mehr Bewegungsmuffel in Österreich.

Hawlicek, Scholten, Ettl, Ausserwinkler, Krammer, Schäffer, Schlögl, Wittmann, Morak, Riess(-Passer), Schüssel, Schweitzer, Lopatka, Darabos, Klug, Doskozil, Kunasek, Strache, Bogner-Strauß, Müller! Das ist nicht der 20-köpfige Kader eines Unterhaus-Klubs, sondern die Liste von Österreichs sportpolitisch Oberverantwortlichen seit 1990. Anders ausgedrückt: Nicht weniger als 20 verschiedene Entscheidungsträger waren in den letzten 30 Jahren mit dem Sportressort betraut bzw. in einigen Fällen dazu überredet worden im Staate Österreich. Allein zwölf davon in diesem Jahrtausend. Bald schlägt’s somit 13. Jedoch:

Wie bei allen Koalitionsverhandlungen davor ist der Sport – bezeichnend für dessen bescheidenen Stellenwert im Land – in der politischen Öffentlichkeit kein Thema. Vielleicht, weil Statistiken, wonach bereits mehr als ein Viertel der Jugendlichen übergewichtig sei, von den bösen Medien ohnehin unnötig dramatisiert werden?

Man kann die Ignoranz gegenüber dem Sport auch ohne Ironie, nämlich im Sinne weihnachtlichen Friedens positiv sehen und argumentieren, dass der Sport noch die geringsten Sorgen bereite. Schließlich muss er ja hierzulande prächtig funktionieren,

... wenn sich das Fußball-Nationalteam für die EM qualifiziert hat und (mit Salzburg und dem LASK) gleich zwei Klubs in der K.o.-Phase der Europa League stehen;

... wenn Dominic Thiem ins neue Jahr als Nummer 4 der Tenniswelt zum Auftakt nach Australien düst;

... wenn der zurückgetretene Marcel Hirscher als Kandidat für die Weltsportler-Wahl 2019 nominiert wurde;

... wenn Österreich auch ohne Hirscher im alpinen Nationencup (vor allem dank der Stärke von Nici Schmidhofer, Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer in den Speeddisziplinen) führt.

.... wenn Golfer Bernd Wiesberger und der neun Jahre jüngere Matthias Schwab in den elitären Kreis eines elitären Sports geraten;

... wenn es in der Elementarsportart Leichtathletik mit den Siebenkämpferinnen Sabine Preiner, Ivona Dadic plus dem Diskushünen Lukas Weißhaidinger gleich drei Medaillenhoffnungen für Olympia 2020 in Tokio gibt;

... wenn österreichische Kletterer in der neuen Olympia-Sportart beständig ganz nach oben kraxeln und der Turnsport mit Vinzenz Höck über einen Ausnahmekönner verfügt, der als erster Österreicher bei einer Universiade an den Ringen Silber errang.

Kurzum: Der neuen politischen Sport-Nummer 1 könnte das neue Jahr konträr zu Endlosdiskussionen um in der schulfreien Zeit geschlossenen Sportstätten und das 90 Jahre alte Praterstadion auch viel Freude bereiten. Nur: Wer tut sich die Nach-Nach-Nachfolge von Ibiza-HC als Sportminister überhaupt an? Gerüchteweise soll dafür Werner Kogler zu haben sein. Er wäre Österreichs erster grüner Obersportler. Einer, der sich zugleich zu Schwarz-Weiß bekennt. Kogler gilt als leidensfähiger Anhänger des SK Sturm Graz.

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