Österreicher, die Weltmeister beim Feiern und Raunzen

Der Tag des Sports in Wien
Viele Tausende kamen am Samstag zum Tag des Sports auf den Wiener Heldenplatz. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Speziell in Wien.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Unzählige Fans jubelten auf dem Wiener Heldenplatz sportlichen Vorbildern zu. Der in Erwartung eines Babys abgetretenen Ski-WM-Goldenen Stephanie Venier genauso wie dem Riesenslalom-Weltmeister Raphael Haaser oder Rollstuhl-Tennis-Spieler Nico Langmann. Passend zum spätsommerlich schönen Tag des Sports sei die Würdigung auf Teamsportler ausgedehnt.

Die starken Teams

Erstmals seit 13 Jahren zählt Österreich im Tennis-Davis-Cup zu den Top 8. Erstmals seit 31 Jahren kam Österreich bis ins WM-Eishockey-Viertelfinale. Und die Fußballer befinden sich auf dem Weg zur ersten WM-Teilnahme seit 28 Jahren. Die größte Überraschung aber wäre, wenn erstmals nach 25 Jahren die Forderung nach der täglichen Bewegung in Schulen mehr als nur Lippenbekenntnis bliebe. Immerhin scheint jetzt endlich Bewegung in die Endlos-Debatte zu kommen: Weil fast schon ein Drittel der Jugendlichen übergewichtig ist. 

Weil Burgenlands Ex-Landeshauptmann Hans Niessl als Sport-Austria-Präsident mit SOS-Rufen lobenswert hartnäckig ist. Und weil sich die neue SP-Sportstaatssekretärin Michaela Schmidt mit ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick einen unbequemen Sport-Botschafter ins Boot holte, der vor keiner Behörde kuscht und warnt, dass Österreich zum Anti-Sportland verkommt. Wobei es in dessen Hauptstadt keiner bundesdeutscher Denkanstöße bedarf, damit die Raunzerei Lieblingsbeschäftigung bleibt.

Nahe an Absurdistan

In Wien 2 ist die soeben eröffnete Sporthalle wunderschön, aber für Davis-Cup-Spiele ungeeignet, weil zu nieder.

In Wien 17 ist das schmucke Kleinstadion des Sport-Clubs fast fertig, doch um eine Spur zu schmal, um für Erstliga-Fußball zugelassen zu werden.

In Wien 19 dürfte die Vienna im Falle eines Aufstiegs auf der Hohe Warte nicht spielen, zumal Europas einst größter Naturarena ein neues Flutlicht, eine Rasenheizung und eine gedeckte Gästetribüne fehlen. Und der rote Sportstadtrat für eine Finanzhilfe zur Bundesligatauglichkeit (Achtung Gerücht!) nicht grünes Licht gibt, solang Döbling einen schwarzen Bezirksvorsteher hat.

In ganz Wien leben verglichen mit 2000 um 400.000 Menschen mehr, aber es gibt nicht einen zusätzlichen Sportplatz. So gesehen darf’s nicht überraschen, wenn der Wiener immer weniger Wiener Sportlern am Heldenplatz zujubeln kann. Der wunderbare Rollstuhl-Tennis-Champion Langmann ist übrigens noch einer.

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