WM in Japan: Samoa müht sich zum Sieg über Russland
Eines muss man der russischen Rugby-Nationalmannschaft lassen: Sie ist bemüht. Nach der 10:30-Pleite im WM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Japan zeigte sich die Defensive des nunmehr zweifachen WM-Teilnehmers gegen Samoa deutlich wacher und auch besser gestaffelt. Die Bären konnten am Dienstag jedoch nicht wie zuletzt einen Überraschungscoup in der Eröffnungsphase landen, als sie per Try sogar in Führung gegangen waren (3. Minute).
Dafür ist Samoa zu abgekocht, doch ihre Routine war zunächst von Nervosität überdeckt, viele Handlingfehler stoppten ihre Offensivbemühungen, und auch das Scrum ließ viel Platz für Verbesserungen. Bis zur 16. Minute, als Alapati Leiua die russische Defensive überlief und per Try für Samoas 5:0-Führung sorgte. Aus spitzem Winkel vergab Tusi Pisi die Erhöhung zum möglichen 7:0. Danach gleich der nächste Rückschlag für die Russen, Forward Stanislaw Selskij musste raus wegen Verdacht auf eine Kopfverletzung, erst gut 20 Minuten Untersuchung später hatten Teamarzt und neutraler Mediziner bestätigt, dass er weiterspielen kann.
Doch die Bären – siehe oben – bemühten sich weiter, wenig später nutzte Juri Kuschnarew einen Penalty, um auf 3:5 zu verkürzen. Und in der 26. Minute kickte Kuschnarew Russland sogar zur 6:5-Führung. Durchaus eine Überraschung: Das WM-Debüt 2011 hatte mit nur einem Bonuspunkt beim 6:13 gegen die USA geendet. Und die Qualifikation für das Turnier in Japan war vor allem glücklichen – oder je nach Lesart dämlichen – Umständen geschuldet. Denn Rumänien und Spanien hatten nicht spielberechtigte Herrschaften eingesetzt, was ihnen den Abzug von 30 bzw. 40 Punkten beschert hatte. Profiteur: Russland.
Aufregung gab es in der 28. Minute, als der französische Schiedsrichter Rey Lee-Lo zu sich bat: Samoas Nummer 13 hatte beim Versuch eines Tacklings die rechte Schulter ins Gesicht von Wassili Artemjew gerammt. Rote Karte oder doch nur Gelb? Romain Poite, der für den kompletten Ausschluss plädiert hatte, diskutierte lange mit seinem Kollegen am TV-Schirm, man einigte sich auf die Zehn-Minuten-Strafe.
Samoa lernte freilich nichts aus diesem Vorfall: Motu Matu’u rammte in der 30. Minute seine linke Schulter gegen den Kopf von Artemjew, dieses Mal wurde nur kurz diskutiert, nach der zweiten Gelben Karte mussten die Insulaner mit 13 Mann weiterspielen.
In der 35. Minute vergab Tusi Pisi Samoas Chance, trotz doppelter Unterzahl wieder in Führung zu gehen – doch ein Penalty-Kick aus 46 Metern ist für nahezu jeden eine Herausforderung.
Nach der Pause ging es turbulent weiter: Zunächst legte Afaesetiti Amosa Samoas zweiten Try zum 10:6 (43.), kassierte dabei aber ein High Tackle von Kirill Golowzew, der dafür Gelb sah. Amosa wurde auf der Tragbahre vom Feld befördert, Pisi scheiterte anschließend abermals mit seinem Kick. Und beinahe im Gegenzug verkürzte Kuschnarew per Drop Goal auf 10:9.
49. Minute, das 15:9 für Samoa durch Ed Fidow, und nun brachte endlich auch Pisi einmal den Ball zwischen die Torstangen – 17:9, die Vorentscheidung. Nun hatten die Insulaner zu sich selbst gefunden: 53. Minute, 22:9 (Fidow, Pisi stellte auf 24:9); 63. Minute, 29:9 (Rey Lee-Lo).
Ein vermeintlicher Try Russlands wurde in der 71. Minute nicht gegeben, weil im Gewühl trotz etlicher Kameraeinstellungen nicht klar auszumachen war, ob der Ball nun die Linie der samoanischen Endzone berührt hatte oder nicht.
In der Schlussminute legte Alapati Leiua seinen zweiten Try der Partie zum Endstand von 34:9, der eingetauschte AJ Alatimu konnte die Chance zur Erhöhung nicht nutzen.
Samoa gesellt sich dank seines Offensiv-Bonuspunktes zu den zuvor siegreichen Gruppe-A-Top-Teams Irland und Japan und führt mit +25 Punktedifferenz vor den Iren (+24) und den WM-Gastgebern (+20). Russland muss nun auf die Partie gegen das ebenso noch punktelose Schottland (9. Oktober) hoffen, um noch anschreiben zu können. Denn gegen Irland dürfte das ein Ding der Unmöglichkeit sein.
Am Mittwoch spielt Fidschi gegen Uruguay (7.15 Uhr MESZ), der Sieger hat die Chance, zum Spitzenduo in Gruppe D – Wales und Australien – aufzuschließen.
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