Vail Valley, goldener Boden

Acht österreichische Weltmeister in den Jahren 1989 und 1999.

Die Uhr am Ortseingang von Beaver Creek, die die Stunden bis zur Eröffnungsfeier am Montag um 19 Uhr Ortszeit (3 Uhr MEZ am Dienstag) herunterzählt, läuft ohne Unterlass – der Start der 43. alpinen Ski-Weltmeisterschaft rückt immer näher. Und damit die Menschen im Tal von Vail das auch mitbekommen, laufen permanent Werbespots für die dritte Ski-WM in diesem Teil von Colorado (1950 war Aspen Gastgeber). In der lokalen Tageszeitung Vail Daily wird darauf hingewiesen, dass so eine Ski-WM zumindest in Europa doch eine ziemlich große Sache sei, und eine große Sache ist sie auch für viele Leute im Vail Valley – immerhin wohnen Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin hier.

Schon am Montagvormittag nach Mountain Standard Time (10.30 Uhr = 18.30 Uhr MEZ) tragen die Damen das erste Abfahrtstraining auf ihrer Strecke namens Raptor aus, mit dabei ist auch die Italienerin Daniela Merighetti, die bei ihrem Sturz in Cortina d’Ampezzo vier Zähne verloren und eine Kieferverletzung erlitten hat – und sie sorgt für ein Déjà-vu: Um den Mundbereich zu schützen, wird die 33-Jährige aus Brescia mit einem Schutzbügel fahren, wie er in den 1990er-Jahren verbreitet war; allerdings mit einer weniger massiven Spezialkonstruktion. Apropos Italien: Anders als in der laufenden Weltcupsaison sind Azzurre und Azzurri bei der WM wieder in Blau unterwegs und nicht in Rot.

Frühling im Winter

Blau und Rot sind auch bei dieser WM die dominierenden Farben – weil die Sicherheitsnetze so gestaltet sind. Insgesamt 29,61 Kilometer (!) werden entlang der Damen-Strecke Raptor und der Herren-Strecke Birds of Prey stehen, zwölf Kilometer lang sind die Kabel für die Zeitmessung. Der Start der Herren-Abfahrt ist in 3483 Metern Höhe und damit jenseits der höchsten Seilbahn Österreichs (3428 Meter, Wildspitzbahn am Pitztaler Gletscher). Dennoch verlaufen die Strecken allesamt im Wald, und das liegt an der südlichen Lage: Vail und Beaver Creek sind ungefähr auf der Höhe von Alicante in Spanien.

Entsprechend mild sind gegenwärtig auch die Temperaturen: In Vail, auf 2400 Metern, hatte es zuletzt bis zu neun Grad plus (Alicante: 16 bis 24 Grad), und nach einer Abkühlung zu Wochenbeginn samt Schneeschauern kehrt der Frühling ab Donnerstag dieser Woche mit Sonnenschein zurück. Den Pisten kann all das nichts anhaben, um den Jahreswechsel sind zwei Meter Schnee gefallen, werden die Einheimischen nicht müde zu erzählen – allerdings ist ein erheblicher Teil schon wieder Richtung Pazifik geflossen. Nur ein paar Kilometer östlich von Vail, am Vail Pass, ist die Wasserscheide der Rocky Mountains.

Das Gros der Österreicher ist bereits vor Ort und trainiert in Vail. Marcel Hirscher wird nach überstandener Verkühlung am Sonntag die Reise in die USA antreten; ob der Salzburger an den Abfahrtstrainings für die Kombination teilnehmen wird, hängt von seinen weiteren gesundheitlichen Fortschritten ab – das erste ist für Dienstag, 13.30 Uhr Ortszeit, angesetzt; die Kombination folgt am Sonntag in einer Woche.

Das Vail Valley ist zum dritten Mal Schauplatz einer WM. Für Österreich war es ein guter Boden: fünf Goldmedaillen (je zwei Mal Alexandra Meissnitzer und Hermann Maier sowie Renate Götschl), drei aus Silber und fünf aus Bronze gab es 1999, drei Goldene (zwei Mal Rudi Nierlich sowie Uli Maier), zwei Silberne und eine Bronzene 1989.

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