Zuschauer-Debakel bei Eishockey-WM

Zuschauer-Debakel bei Eishockey-WM
Die Hälfte der Matches in Stockholm fanden bisher vor weniger als 3.000 Zuschauern statt.

In Stockholm will keine WM-Stimmung aufkommen. Wenn nicht gerade die Hausherren spielen, zeigen die Fans der 76. Eishockey-Weltmeisterschaft in der schwedischen Hauptstadt die kalte Schulter. Die Hälfte der bisher 16 Spiele im mehr als 13.000 Zuschauer fassenden Globen fanden laut offizieller Statistik vor weniger als 3.000 Zuschauern statt. In Helsinki, dem zweiten Spielort dieser WM, sind die Zahlen erfreulicher.

   Die Spiele Deutschland - Italien (1.033), Norwegen - Italien (1.357) und Tschechien - Dänemark (1.610) markieren nach sieben Tagen einen Tiefpunkt. Die Hoffnungen der Veranstalter, mit 650.000 Zuschauern einen neuen Rekord aufzustellen, sind längst dahin. Bei den Spielen ohne schwedische Beteiligung wird inzwischen schon der Oberrang abgedeckt, um die Peinlichkeit von leeren Rängen zu kaschieren. Zudem verteilen die Veranstalter in Stockholm inzwischen Freikarten an jugendliche Eishockeyspieler, um die Ränge voll zu bekommen.

Konsequenzen

 In Helsinki sind die Hallen voller, allerdings regt sich auch dort Kritik. Sportminister Paavo Arhinmäki forderte bereits die Organisatoren auf, die Preise für das kommende Jahr deutlich zu senken. 2013 findet die WM, für die sich auch Österreich qualifiziert hat, wieder in beiden Ländern statt. Dann ist Stockholm Hauptspielort und nicht nur Franz Reindl, Generalsekretär des deutschen Verbands, rechnet bis dahin mit Konsequenzen. "Ich erwarte konkrete Veränderungen. Der Weltverband IIHF als Veranstalter kann es sich nicht erlauben, so etwas durchzuziehen. Die IIHF wird hier sicher nicht tatenlos zuschauen."

   Vor allem in Stockholm hat sich als verhängnisvoll erwiesen, dass die Organisatoren erst spät reagierten. Bereits vor Monaten hatte es Kritik gegeben, die Tickets seien zu teuer. Schwedische Medien berichteten, dass Zuschauer, die das Eröffnungsspiel gegen Norwegen sehen wollten, gezwungen gewesen seien, Karten für drei weitere Spiele zu kaufen. Eine vierköpfige Familie hätte dies bis zu 12.000 Kronen (1.342 Euro) kosten können. Zum Eröffnungsspiel kamen 7.700 Fans - offiziell. Die Zahl wurde gar im Laufe des Spiels noch nach oben korrigiert. Schwedische Medien reagierten mit Häme.

"Wir haben uns verkalkuliert"

Erst da reagierte das Organisationskomitee und verkündete hastig, eine Kategorie von 2.400 Karten für die Spiele gegen Deutschland, Dänemark, Italien und Lettland im Preis um je 100 Euro pro Karte zu senken. "Wir haben uns verkalkuliert", gab OK-Chef Christer Englund kleinlaut zu.

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