Hirscher radelt am Geburtstag seinem zweitem Comeback entgegen

Henrik Kristoffersen, Marcel Hirscher
Gleichgültig, ob Manuel Feller beim Slalom von Kranjska Gora das ein Jahr lange Warten auf den ersten österreichischen Herren-Weltcupsieg im 35. ÖSV-Anlauf beenden kann oder nicht – zu einem ersten Platz darf dem Tiroler gratuliert werden.
Das Marktforschungsinstitut Focus kürte ihn zur stärksten PR-Figur unter Österreichs Sportlern – mit einem Werbewert von sieben Millionen Euro. Was nebst seinem Status als Slalom-Weltcup-Titelverteidiger auch darauf zurückführen ist, dass sich Feller vor, zwischen und nach Torläufen beim Mikrofon-Slalom meist als der unterhaltsamste unter allen ÖSV-Angehörigen erweist.
Auf Platz zwei im Werbewert-Ranking landete Ausnahmeskispringer Stefan Kraft. Marcel Hirscher scheint trotz seines so unfreiwillig kurz gewesenen Comebacks noch an fünfter Stelle auf. Während es weder für Österreichs bekannteste (meist skirennfahrende) Sportlerinnen noch für Fußball-Legionäre zu einem vorderen Platz reichte. Was zumindest Letztere (als Mannschaftssportler) weder überraschen noch schmerzen wird. Zumal fast jeder Auslandsprofi selbst ohne Einzelsponsor mehr verdient als Bundespräsident, Kanzler und Vize mitsammen.
Wie David Alaba, Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer oder der zum Lichtenwörther Unterhaus-Kicker gewordene Tennis-Jungpensionist Dominic Thiem müsste auch Marcel Hirscher sein ganzes Leben lang nicht mehr arbeiten. Doch der achtfache Weltcupgesamtsieger braucht die Herausforderung, fühlt sich zu jung fürs stressfreie Passive.
Hirscher hat zwei Kinder, zwei Hunde, zwei Firmen (Modelinie, Ski), zwei Reisepässe und ... den Gedanken an einen zweiten Comebackversuch noch nicht verworfen. Zumal der Salzburger 2026 für die Niederlande bei Olympia starten könnte.
Noch im Frühjahr wird Hirscher entscheiden, was er im Olympia-Winter beabsichtigt – allein schon aus Rücksicht auf seine Betreuer, die zeitnah Planungssicherheit erwarten.
Dass Hirscher vor drei Monaten einen Kreuzbandriss erlitt, ist ihm kaum anzumerken, wenn er zu einem aufgelassenen Steinbruch im Lammertaler Scheffau spaziert.
Steinbruch, Scheffau? Dort entsteht die von Red Bull mitfinanzierte Van-Deer-Skifabrik. So wie der Unternehmer Hirscher mit dem Fabrikbau ist der knieoperierte Sportler Hirscher mit seiner Reha im Plansoll. Dabei hilft, dass Radfahren zur Leidenschaft wurde. Nur am ersten März-Sonntag geht’s Hirscher g’mütlicher an. Wird er doch am 2. März 36 Jahre alt. Deshalb bleibt er Kranjska Gora fern, obwohl er sich im slowenischen Weltcuport als sechsfacher Sieger stets wohlfühlte.
Hirscher wird den Slalom am Ergometer radelnd im Fernsehen verfolgen. Und er hätte an seinem Geburtstag wohl nichts dagegen, würde sein geschätzter früherer Teamkollege Feller „nur“ Dritter hinter Kranjska-Gora-Riesentorlaufsieger Henrik Kristoffersen und Timon Haugan werden. Zumal die beiden Norweger auf Skiern vom Hirschen carven.
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