Österreich verpasst Team-Gold, Slowenien fliegt den ÖSV-Stars davon

Österreich verpasst Team-Gold, Slowenien fliegt den ÖSV-Stars davon
Österreichs Skispringer wurden im Teambewerb hinter Slowenien Zweite. Nach den Erfolgen in diesem Winter konnte sich niemand über diese Silbermedaille richtig freuen.

Es ist jetzt wieder an der Zeit, eine Phrase zu strapazieren, die immer dann zur Analyse herangezogen wird, wenn im Sport die Dinge nicht den geplanten Verlauf nehmen: Eine WM hat eigene Gesetze.

Gold im Teambewerb der Skispringer galt als sogenannte Pflichtmedaille. Wer, wenn nicht die Überflieger aus Österreich, sollte sonst in Trondheim den großen Coup landen? Da haben die ÖSV-Adler die Lufthoheit und führen mit einem Trio den Gesamtweltcup an; da wurden in diesem Winter bereits 42 Podestplätze eingesprungen; da liegen die Österreicher im Nationencup mehr als 3.000 Punkte vor dem ersten Verfolger; da ist im Grunde alles angerichtet für die erste WM-Goldmedaille im Teamspringen seit Val di Fiemme 2013...

...und dann müssen sich die großen Dominatoren und Seriensieger in Trondheim mit dem zweiten Platz begnügen. Um bei dieser Gelegenheit eine weitere Sportler-Phase zu strapazieren: Diese Silbermedaille glänzt für die Österreicher wie Blech.

1. Slowenien 1080,8
2. Österreich  (Daniel Tschofenig, Maximilian Ortner, Stefan Kraft, Jan Hörl) 1067,4
3. Norwegen  1065,3
4. Deutschland 1005,8
5. Japan 965,2
6. Polen 958,4
7. Finnland 905,2
8. USA 888,6

Programm am Freitag
Nordische Kombination, Team  (12/15.30) Langlauf, Frauen-Staffel (13.15). Skispringen-Großschanze, Frauen (16.15)

Hohe Erwartungen

Die Erwartungen und die Zuversicht waren enorm vor diesem Wettkampf. „Wir müssen nicht zaubern“, hatte der dreifache Weltmeister Stefan Kraft gemeint. „Wir haben die besten Karten und haben es in der Hand“, ergänzte Weltcupleader Daniel Tschofenig.

Doch von dieser Dominanz war dann im Wettkampf nicht mehr viel zu spüren. Nur einmal lag Team Österreich in Führung, nämlich nach Auftaktspringer Daniel Tschofenig – aber auch da war der Vorsprung mit 0,4 Pünktchen überschaubar.

Danach gerieten die ÖSV-Springer ins Hintertreffen und verloren die Goldmedaille mit jedem Sprung mehr aus dem Visier. Weil Jan Hörl, der WM-Dritte auf der Normalschanze, seinen ersten Sprung verpatzte (129,5 Meter) lagen die Österreicher zur Halbzeit schon 21,5 Punkte hinter den überragenden Slowenen, die schon 2023 in Planica die Goldmedaille im Teambewerb geholt hatten.

Sinkflug

Im Finaldurchgang wurde es dann überraschenderweise noch einmal spannend. Timi Zajc (128 Meter) war nicht ganz auf der Höhe und plötzlich schien die Goldmedaille für Österreich wieder in Flugdistanz: Läppische 2,5 Punkte lagen die Slowenen vor den letzten Springern und dem Duell Jan Hörl gegen Anze Lanisek in Führung.

Der Zweikampf war dann eine einseitige Angelegenheit. Lanisek (138) ließ Hörl (135) keine Chance, am Ende gewannen die Slowenen deutlich und hinterließen im österreichischen Lager gemischte Gefühle. Denn mit dieser Goldmedaille hatten beim ÖSV alle gerechnet.

Doch den österreichischen Überfliegern scheint in den letzten Wochen die Leichtigkeit abhandengekommen zu sein. Schon bei der WM-Generalprobe in Sapporo war kein ÖSV-Adler auf dem Podium gelandet, im WM-Bewerb auf der Normalschanze hatte Jan Hörl mit Bronze gerade noch das Mindestziel erreicht.

Im Teamspringen war von der Dominanz im Weltcup wenig zu sehen. Wäre am Donnerstag ein Einzelbewerb auf dem Programm gestanden, die Österreicher hätten keine Medaille geholt. „Der Wettkampf ist nicht in unsere Richtung gekippt, das war von uns ein solider Wettkampf“, sagte Stefan Kraft.

Jan Hörl versuchte, diesen zweiten Platz positiv zu sehen. „Wir können uns sehr freuen, dass wir die Silberne haben“, sagte der Salzburger.

Seine Miene sprach freilich etwas anderes.

Kommentare