Von Wien in den Weltcup: Das Skisprung-Wunder aus der Hauptstadt
Der Weg vom ersten Wiener Gemeindebezirk ins Reich der Lüfte ist alles andere als ein Katzensprung. Wer wie Meghann Wadsak aus der Hauptstadt kommt und aufs Skispringen fliegt, der benötigt einen langen Atem, viel Sitzfleisch und eine große Portion Idealismus. Mit ihren 16 Jahren hat Wadsak mehr Zeit im Auto verbracht, als auf der Sprungschanze.
Das ist das harte Los von ihr und den anderen 200 Mitgliedern der Wiener Stadtadler: Sie alle haben sich einem Sport verschrieben, der bei ihnen daheim gar nicht betrieben werden kann. Die nächstgelegenen Schanzen finden sich eineinhalb Autostunden entfernt in der Steiermark und in Oberösterreich.
Deshalb sind die jüngsten Pionierleistungen nicht hoch genug einzuschätzen. In Villach dürfen heute und morgen die ersten Skispringerinnen aus Wien ihre historische Weltcup-Premiere feiern. Neben Meghann Wadsak aus der Wiener Innenstadt schaffte auch noch die 15-jährige Sara Pokorny aus Meidling den Sprung ins ÖSV-Aufgebot für die zwei Heimbewerbe.
Meilenstein
„Ich bin megahappy, zugleich macht es mich auch ein bisschen nervös“, sagt Wadsak vor ihrem Debüt. Ihre jüngere Vereinskollegin Sara Pokorny, die wie Wadsak das Schigymnasium Stams besucht, wurde von der Nominierung auf dem falschen Fuß erwischt. „Ich hätte das eigentlich für diesen Winter noch nicht am Plan gehabt, weil ich für den Weltcup ja noch ziemlich jung bin.“
Für die Wiener Stadtadler ist das Weltcupdebüt der beiden Springerinnen ein historischer Meilenstein. Der frühere Weltcupspringer Christian Moser hatte den Verein vor 18 Jahren gegründet, inzwischen haben sich die Wiener trotz der Standortnachteile den Ruf einer Talenteschmiede erarbeitet. „Das zeigt, wie viel Potenzial auch im Skispringen in der Großstadt liegt“, erklärt Moser.
Wunsch nach eigener Schanze
Dabei hat Skispringen in Wien durchaus Tradition. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Schanzen am Cobenzl, am Kasgraben oder auch auf der Himmelhofwiese. Eine eigene Trainingsanlage in der Hauptstadt – das ist das Langzeitprojekt der Wiener Stadtadler.
Dabei geht es weniger um Fantastereien wie sie Ex-ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel mit einer ins Happelstadion integrierten Großschanze hatte, sondern um kleine Mattenschanzen für den Nachwuchs.
Wie meint doch gleich Florian Danner, der Vorsitzende der Stadtadler: „Wir sind jetzt in der weltweit höchsten Klasse des Skispringens vertreten. Diesen Traum könnten sich noch viel mehr Wiener Kinder erfüllen, wenn Wien endlich eine Ganzjahres-Mattenschanze kriegt.“
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