Matten und Hirscher: Warum die neue Skisprung-Saison einzigartig ist

Waren das Zeiten, als im Skispringen noch in erster Linie Sprungkraft und Fluggefühl gefragt waren. Mittlerweile benötigt ein Adler auch einen langen Atem. 148 Tage liegen zwischen dem ersten Weltcupspringen am Samstag in Wisla und dem Finale Anfang April in Planica. Nie zuvor zog sich eine Saison so in die Länge, noch nie zuvor sind die Springer so zeitig abgehoben.

Verantwortlich für diesen heißen Winter ist – wie könnte es auch anders sein – die Fußball-WM in Katar. Wegen der Termin-Kollision bleiben die Adler während der Endrunde fast durchgehend am Boden.
Bis zur Vierschanzentournee (29.12.) macht der Weltcup nur in vier Stationen Halt. „Es bliebe für uns während der Fußball-WM praktisch keine TV-Zeit für die Skisprungwettkämpfe“, sagt FIS-Direktor Sandro Pertile.
Der frühe Saisonstart ist nicht das einzige Novum. Ein Ausblick auf die bevorstehende Weltcupsaison.
- Springen auf Matte
Skisprung-Traditionalisten wird der Weltcupauftakt nicht ganz grün sein. Der Saisonstart in Wisla findet an diesem Wochenende nämlich auf der Matte statt. Mattenspringen ist jetzt nicht jedermanns Sache, „aber wir müssen es nehmen, wie es ist“, erklärt ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl.
Bei allem Ärger hat dieser Weltcupauftakt auch etwas Positives: Frauen und Männer starten erstmals am gleichen Ort in die Saison, für die Skispringerinnen ist es überhaupt der erste Weltcup in Polen.

Gesamtweltcupsiegerin Sara Marita Kramer darf im kommenden Winter erstmals auf die Flugschanze
- Skifliegen für Frauen
2009 sprangen die Frauen das erste Mal um WM-Medaillen, seit 2011 gibt’s einen eigenen Weltcup, 2014 wurde das Frauen-Skispringen olympisch. Und nun erobern die Skispringerinnen auch die Flugschanzen. Im März steht in Vikersund das erste offizielle Weltcup-Skifliegen auf dem Programm.
Der bisherige Weitenrekord liegt bei 200 Metern, aufgestellt von Daniela Iraschko-Stolz im Jahre 2003. Die Rekordhalterin, inzwischen knapp 39, verpasst wegen Knieproblemen und den Nachwehen einer Corona-Infektion den Weltcupauftakt in Wisla.

Im Februar 2023 macht der Skisprung-Weltcup wieder in Lake Placid Station. Toni Innauer wurde dort 1980 Olympiasieger, Annemarie Moser-Pröll holte Gold in der Abfahrt
- Rückkehr in die USA
Nach knapp eineinhalb Jahrzehnten Pause macht der Weltcup wieder einen Abstecher nach Nordamerika. Mitte Februar springen die Herren auf den Olympiaschanzen von Lake Placid (1980). Unklar ist, ob sich alle Stars kurz vor der Nordischen Weltmeisterschaft in Planica (SLO) die weite Reise nach Übersee antun werden.
Und ob die US-Amerikaner auf das Skispringen fliegen, steht sowieso auf einem anderen Stern. An diesem Wochenende steigt nämlich auch der Superbowl.

Andreas Wellinger ist der erste Springer, der auf das Material von Marcel Hirscher fliegt
- Hirscher an Bord
Marcel Hirscher will offenbar auch den Luftraum erobern. Der deutsche Olympiasieger Andreas Wellinger ist der erste Springer, der mit Van Deer abhebt, der Skimarke des achtfachen Gesamtweltcupsiegers.
- Mehr Preisgeld
Der Weltverband schüttet ab sofort mehr Preisgeld aus. Für einen Sieg gibt es bei den Herren künftig umgerechnet 12.000 Euro statt bisher 10.000. Auch die Prämien bei den Springerinnen wurden gegenüber der Vorsaison erhöht. 4.000 Euro ist ein Sieg bei den Frauen wert.
- Neuer Teambewerb
Im kommenden Winter stehen erstmals drei Super-Team-Events auf dem Programm. Dabei sind pro Nation nur zwei Springer im Einsatz, die jeweils drei Mal über die Schanze müssen. Dieses neue Format soll vor allem dafür sorgen, dass auch kleinere Skisprungnationen am Mannschaftsbewerb teilnehmen können.
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