Nach seinem heftigen Sturz ins Fangnetz sieht der 33-Jährige noch etwas ramponiert aus mit seiner angeschlagenen Nase und dem ausgeschlagenen Zahn. Um einen Zahnarztbesuch wird Vincent Kriechmayr nicht herumkommen.
„Das Knie ist aber stabil“, betont Christian Hoser, der behandelnde Chirurg von der Privatklinik Hochrum. Nach dem ersten Frust steckt Vincent Kriechmayr schon wieder voller Tatendrang. „Er hat fast gehofft, dass es sich für Kitzbühel wieder ausgeht“, berichtet Hoser.
Was kann Kriechmayr im Moment machen?
In den ersten 48 Stunden nach dem Sturz ist noch strikte Ruhe angesagt. Er muss sein rechtes Knie schonen, hochlagern und kühlen. „Es geht darum, die Schwellung zu verhindern“, sagt Christian Hoser. Nach einer weiteren Untersuchung im Laufe dieser Woche werden die nächsten Schritte entschieden. „Da werden wir dann sehen, wie aktiv er wieder loslegen kann.“
Nach dem Video-Studium des Ausritts sind sich alle einig: Seiner hervorragenden Fitness hat es Kriechmayr zu verdanken, dass er nach einer Fahrzeit von 2:20 Minuten nicht zum Spielball der Kräfte wurde und sich noch schwerer verletzt hat.
Ist ein Start bei der WM realistisch?
Zumindest scheint ein Antreten in Saalbach-Hinterglemm nicht ganz ausgeschlossen. „Ich werde alles daransetzen, bis zur Weltmeisterschaft wieder so fit wie möglich zu sein“, sagt Kriechmayr und stellt sich auf einen Wettlauf gegen die Zeit ein. „Es wird eine haarscharfe Sache“, sagt Chirurg Christian Hoser. „Ich betrachte es nicht als unmöglich, aber es wird sicher schwierig.“
Wann hätte Kriechmayr seinen ersten Einsatz?
Der 33-Jährige wäre bei der WM für drei Bewerbe vorgesehen. Bereits am 7. Februar wartet der Super-G, zwei Tage später findet die Abfahrt statt. Gut möglich, dass man Kriechmayr erst in der zweiten WM-Woche zu Gesicht bekommt, wenn die Teamkombination ihre Premiere erlebt (12.2.). Das erste Abfahrtstraining ist übrigens schon für den 5.2. angesetzt.
Wer entscheidet letztlich über einen Start?
Kriechmayrs Körper wird die Signale senden und den Weg vorgeben. Auch Christian Hoser wird seine Einschätzung abgeben. „Das ist schon meine Verantwortung, zu sagen: Wenn es so oder so ist, dann rate ich dir ab. Ich werde Vincent Kriechmayr sicher nicht sagen: ,Du bist erwachsen, mach’ , was du willst.“ Dafür sind die Gefahren und Herausforderungen in einer Abfahrt auch zu groß. „Es ist nicht Tischtennis, wo man einen Ball auslassen kann. Ein Abfahrer ist mit 140 km/h unterwegs, da kommen schon enorme Kräfte auf einen zu.“
Bis wann muss das ÖSV-Team nominiert sein?
Einen Tag vor der Eröffnungsfeier mit dem Teambewerb am 4. Februar muss das 24-köpfige Aufgebot endgültig fixiert werden. Beim ÖSV wird man noch die Herren-Abfahrt am 2.2. in Garmisch abwarten und dann das Team bekannt geben. Sollte sich jemand während der Weltmeisterschaft verletzten, dürfte ein Sportler nachnominiert werden.
Was würde ein Ausfall für das ÖSV-Team bedeuten?
Österreich wäre damit in der Abfahrt nicht mehr wirklich konkurrenzfähig. Vincent Kriechmayr war der einzige ÖSV-Läufer, der in der dieser Disziplin in den letzten zwei Saisonen auf das Podium gefahren ist. In dieser Saison schafften es nur Rookie Stefan Eichberger (6.) und Daniel Hemetsberger (9.) noch in die Top Ten. Zum Vergleich: Die Schweiz stellt drei verschiedene Abfahrtssieger.
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