Vaneks Eintausender: "War in meinem Traum nicht dabei"
Österreichs Eishockey-Star Thomas Vanek absolvierte am Freitag sein 1.000. Spiel im Grunddurchgang der National Hockey League (NHL). Der 35-Jährige feierte sein Jubiläum mit einem Treffer und einem Sieg seiner Detroit Red Wings über die Nashville Predators. Mit der Austria Presse Agentur sprach Vanek vor dem Jubiläumsspiel über Statistiken, seine neue Rolle und die Zukunft.
Was geht in ihrem Kopf herum, wenn Sie an den Meilenstein denken?
Ich bin natürlich stolz, es ist ein Supererlebnis. Als kleines Kind habe ich immer von der NHL geträumt, aber jetzt sind es schon 14 Jahre. Das 1.000ste Spiel war in meinem Traum nicht dabei. In meinem Rookie-Jahr hat (Routinier) Chris Drury gesagt: genieße jedes Spiel und jedes Tor, es geht schnell vorbei. Als 20-Jähriger sagt man 'Ja, Ja', aber es ist wirklich schnell vergangen. Vielleicht schaue ich in 15, 20 Jahren zurück und sage, cool.
Wie fällt der Rückblick aus? Gibt es besondere Spiele, an die Sie dabei denken?
Ich kann auf eine ganze Karriere zurückblicken. Von dem Moment an, als ich mit 14 weggegangen bin. Das ist 21 Jahre her. Ich bin damals in Kanada in eine super Familie gekommen, das gleiche dann in Sioux Falls. Die nächste Stufe, das College, war ein absoluter Wahnsinn, für so eine Uni wie Minnesota zu spielen. Dort habe ich im ersten Jahr gemerkt, dass die Chance für die NHL richtig da ist. Dann natürlich das erste Spiel in Buffalo. Vom Eishockey her würde ich nichts ändern. Das war unglaublich.
Was waren die Höhepunkte in der NHL?
Wir sind dreimal bis ins Conference-Finale gekommen (2005/06 und 2006/07 mit den Buffalo Sabres und 2013/14 mit den Montreal Canadiens). Wir hatten die Chance, im Finale zu spielen. Buffalo war extrem stark, aber wir hatten dann Verletzungen, dann bist du weg. Mit Montreal sind wir im Play-off auch richtig zusammen gekommen. Aber es ist so schwer zu gewinnen. Ich war dreimal knapp dran.
Sie haben auch beeindruckende Karrierestatistiken - wie wichtig ist ihnen das?
Das gibt mir nichts. Ich gehe in jede Saison rein, um Tore und Punkte zu machen und mit der Mannschaft zu gewinnen. Das ist das Hauptziel. Es gibt nichts zu feiern, ich habe immer noch nicht den Stanley Cup gewonnen. Alles andere ist Nebensache. Aber über 300 Tore sind schon eine Wahnsinnsnummer. Ich habe nie gedacht, dass ich 300 Tore schießen kann.
Gibt es eine Saison, die Sie als bestes Jahr sehen?
Die Buffalo-Jahre waren ein bisschen besser. Ich war in einer richtig guten Mannschaft, hatte super Mitspieler und war in einer super Position, wo die Chance da war, Tore zu schießen. In den letzten vier, fünf Jahren hat sich das Spiel geändert. Die NHL ist viel jünger und viel schneller geworden.
Hat sich damit auch ihre Situation geändert?
Ich bin älter, der Schnellste war ich ohnehin nie. Ich muss daher cleverer spielen. Ich bin in eine Situation gekommen, wo ich Spielmacher bin. Ich habe eh immer geglaubt, dass ich das bin. Es macht mir immer noch viel Spaß. Einige Junge sind sehr schnell, es freut mich, mit ihnen zu arbeiten, wenn sie wollen. Viele hören zu und wollen besser werden.
Sind Sie also vom Torjäger zum Mentor geworden?
Die Rolle hat sich geändert. Ich muss positiv bleiben und den Jungen helfen. Das habe ich schon in den letzten paar Jahre gemacht und habe auch viel Spaß dabei. Über die Jahre lernst du dazu, jetzt bin ich fast Lehrer.
Wie sehen Sie ihre Saison heuer?
Die Saison ist nicht so gelaufen. Wir hatten einen schweren Anlauf, einige Verletzte, und als es endlich geworden ist, habe ich mich am Fuß verletzt. Das war meine erste richtige Knieverletzung. Ich spüre es immer noch, besser wird es erst im Sommer. Ich muss mich durchkämpfen und mein Spiel finden.
Wie sieht ihre Zukunft als Spieler aus?
Ich fühle mich wohl, bin körperlich gut dabei. Aber ich gehe von Jahr zu Jahr und schaue nach der Saison, ob es mir noch Spaß macht. Das habe ich von meinen Eltern gelernt: Nur um Geld zu spielen hat keinen Sinn. Ich habe in den letzten drei Jahren die Entscheidung getroffen, dass ich keinen langjährigen Vertrag mehr haben will. Ich hätte Angebot für zwei, drei Jahre gehabt, aber ich wollte nicht. Wenn ich vielleicht nach einem Jahr keinen Spaß mehr habe, wäre es nicht fair. Ich habe schon vor zwei Jahren einmal überlegt, aufzuhören. Aber es macht mir noch richtig Spaß. Ich liebe den Sport.
Sie haben aber auch die negativen Seiten der NHL kennengelernt. Transfers, bei denen man nicht mitentscheiden kann ...
Die NHL ist ein Traum für mich. Was die Leute nicht verstehen ist, dass es ein extrem hartes Business ist. Von einem Tag auf den anderen kannst du woanders hingeschoben werden. Ich habe mir vorgestellt, meine ganze Karriere in Buffalo zu verbringen, dort hat es mir extrem gefallen. Und auf einmal bist du bei mehreren Vereinen. Das war nicht immer das einfachste. Aber ich habe das im Vorhinein gewusst. Und auf jeder Station, wo ich war, bin ich froh, dass ich dort war. Ich habe viele Leute kennengelernt, Spieler und Leute in der Organisation. Das kann mir in Zukunft vielleicht helfen. Man sieht, wie es dort läuft und kann viel für das Leben lernen. Man muss offen sein.
Denken Sie schon an die Zukunft nach der Karriere?
Eishockey ist mein Leben. Ich kenne das in- und auswendig, ich liebe den Sport. Sobald ich aufhöre, werde ich einige Zeit mit der Familie verbringen. Aber ich bin ein Mensch, der was machen muss, ich kann nicht nur zu Hause sitzen. Ob das als Trainer oder im Management ist, bin ich noch nicht sicher. Ein Traum wäre es, ins Management zu kommen und General Manager zu werden.
Sind Sie im Sommer noch öfter in Österreich?
Zuletzt nicht. Die Burschen [Anm.: Vanek hat drei Söhne] spielen bis Ende Juli Baseball, im August stehe ich schon wieder auf dem Eis. Aber nach der Karriere will ich der Familie Österreich und Europa zeigen. Österreich ist eine so schöne Kultur, das möchte ich meinen Kindern zeigen.
Marco Rossi könnte in ein paar Jahren der nächste Österreicher in der NHL sein. Wie schätzen Sie ihn ein?
Ich habe ein paar Spiele von ihm gesehen. Er ist ein Wahnsinnsspieler, flink, gescheit. Es hat mich beeindruckt, wie er das Spiel liest, er ist oft einen Schritt voraus. Das kann man nicht lernen. Man kann dazulernen, aber nur zu einem gewissen Teil. Man hat es oder man hat es nicht.
Erinnert er Sie ein bisschen an Sie selbst?
Ja, wie er Eishockey denkt. Viele Leute schauen, ob jemand gut eisläuft oder schießt. Ich habe gleich gesehen, er hat die Scheibe und denkt schon voraus. So sehe ich das Eishockey. Man hat gleich gesehen, wie er seine Teamkollegen besser machen will.
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