Die Salzburgerin war mit Nummer 32 ins Rennen gegangen. In der Traverse vor dem Zielhang verschnitten ihre Ski bei 105 km/h, Maier reagierte, doch der Ski griff im Eis wieder und riss sie bergauf – gegen einen mit einem Strohballen verdeckten Keil der Zeitmessanlage.
Der Aufprall war so heftig, dass Maier sofort tot war. Sie wurde mit dem Helikopter weggeflogen, das Rennen aber fortgesetzt, Isolde Kostner fuhr mit Nummer 48 zum Sieg, im Ziel gab es dann die Siegerehrung.
Risiko Carving-Ski
Neu waren damals die taillierten Skier, mit denen seit 1992 experimentiert wurde. Es fehlten aber noch viele Erfahrungswerte mit den Carverskiern – allerdings traute sich niemand zu sagen, ob sie auch ohne taillierte Skier gestürzt wäre. Dass sie beim Verschneiden aber so nach oben gerissen wurde, war damals noch nicht vorstellbar. Was ebenfalls neu war, waren die extrem hohen Bindungsplatten, die auf die Skier geschraubt worden waren.
Die folgenden Debatten sollten den alpinen Skisport verändern, bis zur aktuellen Saison, in der sich der Unfall zum 30. Mal jährt. Nach Maiers Tod führte die FIS Maximalwerte für die Höhe dieser Platten ein und damit verbunden auch für die Ski-Radien. Auch die Sicherheitsnetze wurden laufend verbessert. Seit der Saison 1994/’95 müssen die Skirennläufer zudem eine Athletenerklärung unterschreiben, mit der sie bestätigen, Rennen auf eigenes Risiko zu fahren.
Seit Ulrike Maier starb kein Sportler in einem Weltcup-Rennen. Das Risiko hat sich verlagert auf Trainings oder Nachwuchsrennen. Die letzten Toten gab es 2017 in Lake Louise: der Franzose David Poisson im Training und der 17-jährige Deutsche Max Burkhart, 2017 bei einem Rennen der NorAm-Serie.
Maiers Lebensgefährte Hubert Schweighofer verklagte den österreichischen FIS-Rennleiter Kurt Hoch und dessen Schweizer Stellvertreter Jan Tischhauer wegen fahrlässiger Tötung. Der Prozess in München endete 1996 mit einem Vergleich: Beide zahlten 10.000 Mark (knapp 5.000 Euro) an die Bergwacht in Garmisch, die FIS überwies 600.000 Franken (heute rund 375.000 Euro) an einen Fonds zugunsten von Maiers Tochter Melanie. Das Verfahren wurde eingestellt. „Eine etwaige Schuld der beiden Angeklagten, falls sie festgestellt worden wäre, wäre gering gewesen“, begründete der Richter.
Schweighofer hat wieder geheiratet und betreibt mit seiner Frau eine Skischule in Rauris. Tochter Melanie arbeitet im Betrieb mit, ist mittlerweile 35 und selbst Mutter. Sie alle wollen sich nicht mehr zum Tod von Ulli Maier äußern.
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