Tina Maze auf Rekordjagd
Die Mannschaft, um Staunen zu machen, das „Team to aMaze“, hat den Beutezug durch den Schladminger Medaillenspeicher mit einem Volltreffer begonnen: Tina Maze hat mit Super-G-Gold den perfekten WM-Start erwischt, und wenn die 29-jährige Slowenin die Form dieses Winters auch über die verbleibenden elf WM-Tage konservieren kann, dann, ja dann droht sogar die Marke von Anja Pärson zu fallen, die bei ihrer Heim-WM vor sechs Jahren im schwedischen Åre fünf Medaillen geholt hat, drei davon in Gold.
Tina Maze ist längst die erfolgreichste Skirennläuferin ihres zwei Millionen Einwohner kleinen Heimatlandes: Mit WM-Bronze im Riesenslalom 2009, WM-Gold im Riesenslalom und Silber in der Superkombination 2011 und jetzt der Super-G-Goldenen hat sie für zwei Drittel der bisherigen slowenischen WM-Ausbeute gesorgt. Und sie hat eine Schladming-Serie fortgesetzt: Die Medaillen vor Maze haben Bojan Krizaj (Silber im Slalom) und Boris Strel (Bronze im Riesenslalom) vor 31 Jahren im Ennstal geholt, damals freilich noch für Jugoslawien.
Zielsicher
Nun ist sie drauf und dran, die 2000-Punkte-Marke im Gesamtweltcup zu zerbröseln, die Hermann Maier im Jahr 2000 aufgestellt hat: 1694 Punkte hat die Slowenin, 888 mehr als die zweitplatzierte Maria Höfl-Riesch. Heißt: Drei Siege und einmal Platz 25, dann ist der Maier-Rekord ein gewesener. Elf Chancen bleiben Maze dafür: Abfahrt und Superkombi in Méribel (F), Abfahrt und zwei Super-Gs in Garmisch, Riesenslalom und Slalom in Ofterschwang (D) sowie Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und Slalom beim Saisonfinale in Lenzerheide (CH).
Sicher, Maze profitiert davon, dass Lindsey Vonn ihrer Krankengeschichte in diesem Winter ein besonders tristes und abschließendes Kapitel hinzugefügt hat (siehe Geschichte unten); es ist auch nicht ihr Schaden, dass Maria Höfl-Riesch nicht und nicht in Fahrt kommt. Doch vor allem sind Tina Mazes Erfolge das Ergebnis einer überaus peniblen und umfangreichen Saisonvorbereitung („ich habe im Sommer so viel gearbeitet wie noch nie, sicher zwanzig, fünfundzwanzig Prozent mehr als früher“) sowie einer riesigen Portion Talent.
Ein Ende, ein Anfang
Die Trennung vom slowenischen Skiverband vor viereinhalb Jahren war der Beginn dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte. Nun hatte die ehrgeizige und eigensinnige Athletin endlich die Gelegenheit, ein Betreuerteam aufzubauen, für das einzig und allein sie im Mittelpunkt steht. Und sie wechselte vom damals noch großen Rennteam bei Rossignol zur kleinen Schweizer Skischmiede Stöckli.
Beides erwies sich als goldrichtig, und zwar im Wortsinn. Und es beruhte auf Gegenseitigkeit: Die Schweizer Skibauer, die im Kanton Luzern ein Fünfzehntel dessen produzieren, was Branchenriese Atomic herstellt, hatten im Zuge der Materialreform das Motto „Wann, wenn nicht jetzt?“ ausgegeben – und nun ärgern sie die Großen ganz gewaltig.
Und irgendwann wird die Sprachgewandte (Slowenisch, Englisch, Deutsch, Italienisch) ihr Wissen weitergeben: Tina Maze absolviert nebenbei eine Ausbildung zur Lehrerin an der Pädagogischen Akademie in Maribor.
Tina Maze (* 2. Mai 1983) stammt aus dem 2300 Einwohner zählenden Dorf Crna na Koroskem nahe der Grenze zu Kärnten, das schon neun Athleten zu Olympischen Spielen entsendet hat.
Die 1,72 Meter große und 67 Kilo schwere Tochter eines Arbeiterpaares war eine gute Schülerin, und auch abseits des Sports ist sie vielseitig talentiert: Sie hat eine eigene Kollektion für Silberschmuck, ihr Lied „My Way is my Decision“ schaffte es auf Platz eins der slowenischen Hitparade.
Im Gesamtweltcup war sie in den letzten drei Jahren Vierte, Dritte und Zweite. Bisher hat Maze 18 Weltcupsiege und zwei WM-Titel auf ihr Erfolgskonto gebucht.
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