Souveräner Hirscher-Sieg in Zagreb
Zagreb im Jänner: Zu Tausenden sind die skiverrückten Kroaten zum 1016 Meter hohen Sljeme gepilgert, um ihrem Helden Ivica Kostelic die Reverenz zu erweisen. Der scheinbar alterslose 35-Jährige, in der Saison 2010/2011 Gesamtweltcupsieger, ist im Finale seiner Karriere angelangt, die unfassbaren Trainingsumfänge, Operationen und Wehwehchen haben tiefe Spuren im Körper des Jungvaters aus Zagreb hinterlassen. Ivica Kostelic, dank dessen Schwester Janica es überhaupt die Weltcup-Slaloms in Kroatien gibt, will es noch einmal wissen (wer weiß, wie lange er das noch kann?), doch Ivica Kostelic ist auch an diesem grauen Dreikönigstag nur ein Schatten vergangener Tage. Immerhin, es reicht für den Altmeister noch einmal zu Platz 18.
Es ist ein seltsamer Tag am Sljeme, der mit einem traurigen Blick zurück beginnt: Die amerikanische Flagge weht auf Halbmast, und es wird still im riesigen Zielstadion, als der Sprecher die Menge bittet, der amerikanischen Nachwuchsskifahrer Bryce Astle (19) und Ronnie Berlack (20) zu gedenken, die am Montag in einem von ihnen selbst ausgelösten Schneebrett im Rettenbachtal oberhalb von Sölden ums Leben gekommen sind.
Und ein seltsamer Tag ist es auch für den Gesamtweltcup-Titelverteidiger: Gerade einmal acht Tore und acht Sekunden braucht Marcel Hirscher, um auf dem Hosenboden zu landen. Doch der Salzburger mit der Startnummer eins hat die Zeit seit seinem siebenten Platz in Madonna di Campiglio zu nutzen gewusst: Nach Training und Materialtests kämpft er sich zu Tal, am Ende des ersten Durchgangs liegt der 25-Jährige an erster Stelle. Und wie: 77 Hundertstelsekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Schweden Mattias Hargin, gar 87 auf seinen bayrischen Spez’l Felix Neureuther, der hinter dem erstaunlichen Amerikaner David Chodounsky Vierter wird. „Auf Eis musst du immer schauen, dass du parat bist“, resümiert Hirscher, „aber in diesem Lauf war ich näher am Ausfall als am Ziel.“
Weit schlechter ergeht es dem um zehn Jahre älteren Mario Matt: Der Olympiasieger schafft es nicht einmal zur ersten Zwischenzeit und scheidet im vierten Rennen der Saison zum vierten Mal aus. „Ich hatte eigentlich alles auf die eisigen Bedingungen hier eingestellt, aber die Skier sind mir trotzdem schon am Schwungansatz weggegangen“, rätselt der 35-Jährige.
Reinfried Herbst rauft wie so viele auf dem Eishang mit dem fehlenden Grip und fädelt ein; Benjamin Raich baut nach bester erster Zwischenzeit Fehler ein, schafft es aber wie Wolfgang Hörl noch in den zweiten Lauf. Dort scheidet der Tiroler aus, der Salzburger wird 19.
Am Ende siegt wieder einmal Marcel Hirscher, dieses Mal 0,81 Sekunden vor Felix Neureuther und 1,04 vor dem Norweger Sebastian-Foss Solevåg, es ist der 15. Weltcup-Erfolg des Annabergers in einem Slalom; damit ist er nun österreichischer Rekordhalter und Nummer vier der ewigen Bestenliste – ex aequo mit Ivica Kostelic. Doch hinter dem Wunderwuzzi sieht es im ÖSV-Team ähnlich düster aus wie am Sljeme, an diesem seltsamen Dreikönigstag.
Hirscher ist im Slalom-Weltcup Zweiter, vier Punkte hinter Neureuther. Um den zweitbesten Österreicher zu finden, geht es weit hinab: Ex aequo auf Platz 21 werden der Norweger Espen Lysdahl, der Brite David Ryding, der Schwede Marcus Larsson – sowie Benjamin Raich und Wolfgang Hörl geführt. Mit 29 Punkten.
Endstand | |||||
1. | Marcel Hirscher (AUT) | 1:55,96 | 57,26 | 58,70 | |
2. | Felix Neureuther (GER) | 1:56,77 | +00,81 | 58,13 | 58,64 |
3. | Sebastian-Foss Solevaag (NOR) | 1:57,00 | +01,04 | 58,48 | 58,52 |
4. | Mattias Hargin (SWE) | 1:57,35 | +01,39 | 58,03 | 59,32 |
5. | Alexander Choroschilow (RUS) | 1:57,42 | +01,46 | 58,25 | 59,17 |
6. | Axel Bäck (SWE) | 1:57,55 | +01,59 | 58,76 | 58,79 |
7. | Stefano Gross (ITA) | 1:57,63 | +01,67 | 58,45 | 59,18 |
8. | Fritz Dopfer (GER) | 1:57,64 | +01,68 | 58,15 | 59,49 |
9. | Jean-Baptiste Grange (FRA) | 1:57,97 | +02,01 | 58,80 | 59,17 |
10. | Daniel Yule (SUI) | 1:58,20 | +02,24 | 58,57 | 59,63 |
11. | Jens Byggmark (SWE) | 1:58,23 | +02,27 | 59,45 | 58,78 |
12. | Anton Lahdenperä (SWE) | 1:58,61 | +02,65 | 59,51 | 59,10 |
13. | Victor Muffat Jeandet (FRA) | 1:58,80 | +02,84 | 1:00,31 | 58,49 |
14. | Markus Larsson (SWE) | 1:59,01 | +03,05 | 59,32 | 59,69 |
15. | Filip Zubcic (CRO) | 1:59,06 | +03,10 | 59,60 | 59,46 |
16. | Manfred Mölgg (ITA) | 1:59,17 | +03,21 | 59,30 | 59,87 |
17. | Andre Myhrer (SWE) | 1:59,37 | +03,41 | 1:00,46 | 58,91 |
18. | Ivica Kostelic (CRO) | 2:00,11 | +04,15 | 59,66 | 1:00,45 |
19. | Wolfgang Hörl (AUT) | 2:00,27 | +04,31 | 1:00,39 | 59,88 |
20. | Linus Strasser (GER) | 2:00,65 | +04,69 | 1:00,57 | 1:00,08 |
21. | Bernhard Niederberger (SUI) | 2:01,14 | +05,18 | 59,97 | 1:01,17 |
22. | Adam Zampa (SVK) | 2:08,61 | +12,65 | 59,43 | 1:09,18 |
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