Sorgenfrau Nicole Hosp

Sorgenfrau Nicole Hosp
Wenn Nicole Hosp startet, heißt das derzeit nicht, dass sie auch ins Ziel kommt. Die Tirolerin kennt den Grund dafür.

Den 31. März 2008 hat Nicole Hosp nicht vergessen. Denn der 31. März 2008 war jener Tag, an dem die Tirolerin zuletzt auf einem Siegespodest ganz oben stand. Damals wurde die 28-Jährige Staatsmeisterin im Slalom. Zehn Wochen zuvor hatte sie den Weltcup-Slalom im slowenischen Marburg gewonnen. Schnee von vorvorgestern.

In der Gegenwart ist die Riesenslalom-Weltmeisterin von 2007 im Niemandsland der Ergebnislisten, und zuweilen schafft sie es nicht einmal mehr dorthin. Acht Rennen hatte sie in dieser Saison bis zum gestrigen Nachtslalom in Flachau absolviert, vier Mal schied Nicole Hosp aus, in Sölden war sie nicht gut genug für den zweiten Riesenslalom-Lauf, unterm Strich stehen die Plätze 29, 20 und 16.

„Es ist nicht die einfachste Zeit für mich“, sagt Nicole Hosp. „Es will halt überhaupt nicht.“ Ihr Blick geht ins Leere.

Ursachenforschung


Dieses Es, dieses verflixte, steckt es unter ihrem Füßen? Ist das Material schuld? "Nein. Ich fahr’ ja gut, ich bin im Training bei den Schnellsten dabei, und im Slalom fehlt mir nicht viel auf die Marlies."

Fräulein Schild ist die Torlauf-Zuverlässigkeit in Person, seit dem 11. Jänner (Ausfall in Flachau) in acht Slaloms sieben Mal Erste und ein Mal Zweite. Nicole Hosp fiel im gleichen Zeitraum vier Mal aus und war bei ihren drei Zielankünften nie besser als Zwölfte.

Das Material, es spielt – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. Denn bis zum Sommer war sie auf Völkl-Skiern unterwegs, seither fährt sie mit und für Fischer. An der dunklen Serie hat sich aber nichts geändert.

Also steckt Es in ihrem Bichlbacher Kopf? "Nein, überhaupt nicht", wehrt sie ab. "Ein Einfädler kann immer passieren, wenn man sich am Limit bewegt, so war’s ja auch zuletzt beim Slalom in Courchevel."

Auch der Gedanke ans Aufgeben hat sich ihrer schon bemächtigt. In Aspen, vor drei Wochen, als sie wieder einmal einen Slalom vom Pistenrand aus anschauen musste. "Da hat’s mich ordentlich angezipft, da hat’s mir gereicht."

Detailprobleme

Nicole Hosp sieht die ganze Sache "inzwischen wieder gelassener". Und hat, so sagt sie, auch eine Erklärung für die Misere gefunden: Dieses Es ist da draußen, an den Weltcuppisten, das sie verfolgt – Es heißt schlicht und einfach Pech. Einen kurzen Moment nicht aufmerksam, schon steht sie neben der Piste, "solche kleinen Sachen wirken sich bei mir momentan einfach brutal aus."

Doch Nicole Hosp wäre nicht Nicole Hosp, wenn sie einfach den Hut draufhauen würde. Also hat sie weitergearbeitet, "etwas anderes kann ich ja auch nicht machen". Und sie kämpft. "Es liegt ja nicht am Skifahren. Ich bringe es einfach im Rennen nicht ins Ziel."

Das größte Problem für Nicole Hosp ist es gegenwärtig, Ruhe und Geduld zu bewahren. „Ich glaube nicht, dass es einen Sportler gibt, der von Haus aus geduldig ist“, das geht ihr nicht anders. "Das muss man lernen", sagt sie. Immerhin, man kann das auch lernen, wie sie inzwischen weiß.

Was die 28-Jährige antreibt, ist die Hoffnung auf bessere Zeiten. "Früher oder später wird der Knopf wohl endlich aufgehen. Und dann geht es hoffentlich so leicht, wie es jetzt schwer geht."

Sprach’s – und lächelte.

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