Slalom: Kein Hunderter für Marcel Hirscher
Lange, lange hat er sich Zeit gelassen, der Winter 2016/’17, am Donnerstag aber hat er auch die kroatische Hauptstadt erreicht: Mit Sturmböen und Schneeschauern brauste die Kaltfront über den Sljeme hinweg, und die stark wechselnden Sichtverhältnisse sorgten für manches Kuriosum im Nachtslalom am Zagreber Hausberg.
Der sentimentale Held der emsigen Gastgeber konnte bei Temperaturen, die auf unter minus zehn Grad fielen, nicht profitieren: Ivica Kostelic, inzwischen nur noch mit Startnummer 62 im Slalom unterwegs, verpasste als 51. mit 3,94 Sekunden Rückstand auf den erstaunlichen Halbzeitführenden Manuel Feller die Qualifikation für das Finale klar.
Am 35. Geburtstag von Janica Kostelic, der die 12.500 Zuschauer nicht nur einmal ein Ständchen widmeten, zeigte der Fieberbrunner Feller einen atemberaubenden ersten Durchgang: Ohne jeglichen Bodenkontakt passierte der 24-jährige Tiroler zwei Tore hintereinander und bewies seine Freeride-Qualitäten; und hätte er nicht im Schlusshang noch einen Fehler eingebaut, seine Führung wäre weit klarer ausgefallen als jene fünf Hundertstelsekunden, die er schließlich vor Julien Lizeroux lag.
Im Finale aber gewann der Sturm gegen die besten Drei des ersten Laufs: Der erstaunliche Mark Engel aus den USA, mit Startnummer 45 auf den dritten Helbzeitrang gerast und der einzige im Starterfeld, der einen Plattenvertrag sein eigen nennt, scheiterte; Julien Lizeroux flogen zwei Torstangen um die Ohren, der Franzose wurde schließlich Neunter – und Manuel Feller schaffte das Kunststück, schon am zweiten Tor einzufädeln.
Deprimierend
„Ich habe mich schon im ersten Lauf nicht gut gefühlt. Der Kurs hat viele kleine Bodenwellen, bei denen es dich schießt, zwei Mal war ich knapp vor dem Ausfall“, sagte der Slalom-Juniorenweltmeister von 2013. Und dann kam, was nicht kommen sollte. „Es ist schon ein bissl deprimierend, wann man gut drauf ist, aber ein Einfädler am zweiten Tor ist auch den Besten schon passiert. In diesem Winter war es jetzt mein zweiter, aber jetzt kommt am Sonntag mein Lieblingsrennen in Adelboden.“
So ging der Sieg an den Südtiroler Manfred Mölgg, der als erster Italiener am Sljeme gewann und erstmals seit fast acht Jahren wieder einen Erfolg im Weltcup bejubeln konnte. Mit seinen 34 Jahren und 216 Tagen ist er der zweitälteste Sieger eines Weltcup-Slaloms nach Mario Matt, der im Dezember 2013 in Val d’Isère noch 34 Tage mehr auf dem Buckel hatte. Apropos Matt: Bruder Michael, 23, überzeugte als Fünfter erneut mit Konstanz.
Marcel Hirscher hatte seinen 100. Podestplatz im Sinn, wurde am Ende aber Sechster. „Ich bin froh, dass ich es ins Ziel geschafft habe“, sagte der Gesamtweltcupsieger, „aber es war zu wenig. Ich habe nie gewusst, ob ich rutsche oder nicht. Das war nicht unbedingt mein Tag heute.“
1. | Manfred Mölgg (ITA) | 2:00,03 | |
2. | Felix Neureuther (GER) | 2:00,75 | +0,72 |
3. | Henrik Kristoffersen (NOR) | 2:00,80 | +0,77 |
4. | Daniel Yule (SUI) | 2:01,02 | +0,99 |
5. | Michael Matt (AUT) | 2:01,34 | +1,31 |
6. | Marcel Hirscher (AUT) | 2:01,46 | +1,03 |
7. | David Ryding (GBR) | 2:01,58 | +1,55 |
8. | Luca Aerni (SUI) | 2:01,72 | +1,69 |
9. | Julien Lizeroux (FRA) | 2:01,91 | +1,88 |
10. | Stefano Gross (ITA) | 2:02,09 | +2,31 |
Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Marc Digruber (AUT), Dominik Raschner (AUT), Victor Muffat-Jeandet (FRA), Marc Gini (SUI), Jean-Baptiste Grange (FRA), Reto Schmidiger (SUI) Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manuel Feller (AUT), Marco Schwarz (AUT), Alexander Choroschilow (RUS), Giuliano Razzoli (ITA), Ramon Zenhäusern (SUI), Alexis Pinturault (FRA), Mark Engel (USA), Krystof Kryzl (CZE)
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