ÖSV-Sportdirektor zu Skisprung-Skandal: "Die wollen uns für blöd verkaufen"

Der Weltcup am Holmenkollen in Oslo ist jedes Jahr ein Highlight für die Skispringer. Wenn die Männer dort zum Start der Raw Air abheben, dann liegen einige Fragen in der Luft.
Was kommt beim Manipulationsskandal des norwegischen Skisprungteams noch alles ans Tageslicht? Wie werden die norwegischen Fans das eigene Team empfangen?
Marius Lindvik und Johan Andre Forfang werden jedenfalls am Holmenkollen nicht abheben. Die FIS hat die zwei norwegischen Skispringer suspendiert.
Beide waren bei der WM in Trondheim wegen der manipulierten Anzüge disqualifiziert worden, beide beteuern ihre Unschuld, nichts von den Machenschaften der Trainer gewusst zu haben.

Marius Lindvik wurde Weltmeister auf der Normalschanze. Vorerst darf der Norweger keine Wettkämpfe mehr bestreiten
„Die FIS ist jetzt gefragt und am Zug“, sagt Mario Stecher. Der Sportdirektor des ÖSV über ...
- den ersten Wettkampf nach dem WM-Skandal
„Die Stimmung war schon nach den beiden Disqualifikationen in Trondheim sehr angespannt, um nicht zu sagen: richtig ungut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es besser wird, wenn nach wie vor die gleichen Gesichter beim Springen dabei sind. Und wenn Athleten nach wie vor behaupten, dass sie von allem nichts gewusst haben.“
- notwendige Schritte
„Die drei Suspendierungen, die es bisher gegeben hat, sind definitiv zu wenig. Es gibt so viele Dinge, die völlig unplausibel sind. Ich habe das Gefühl, die wollen uns wirklich für blöd verkaufen. In meinen Augen müssen die Norweger den gesamten Betreuerstab auswechseln. Und Lindvik und Forfang sollten vorerst bis zum Saisonende gesperrt werden. Und sie sollten sich dazu bekennen und sagen: ,Ja, wir haben Bescheid gewusst und wir haben einen Scheiß gebaut.’ Das wäre für mich dann okay.

- die Aufarbeitung des Betrugsskandals im norwegischen Skiverband
„Es hat begonnen mit dem arroganten Interview von Sportchef Aalbu. Der hat so getan: Mein Name ist Hase und ich weiß von nichts. Als Sportlicher Leiter sollte er wissen, was in seinem Team abläuft. Es ist lächerlich, wenn genau dieser Mann die internen Untersuchungen macht. Die Norweger stehen in der Bringschuld.“
- die Entscheidung der FIS, dass jeder Springer bis Saisonende nur einen Anzug verwenden darf
„Das entspricht nicht dem Regelwerk. Solche Regeländerungen darf eigentlich nur das FIS-Council vornehmen. Ich sehe ein großes Problem: Die Sprunganzüge sind sehr elastisch, die geben nach und werden dann zu weit. Und dann gibt’s Disqualifikationen.“
- den Imageschaden für den Skisprungsport
„Norwegen hat den Ruf als faire Sportnation, darauf pochen sie ja auch immer. Aber dann müssen sie jetzt auch die richtigen Schritte setzen. Wenn der Skandal gescheit aufgearbeitet wird, wenn einige Herren gesperrt oder nicht mehr für diesen Sport zugelassen werden, dann ist das ein klares Zeichen und das Skispringen wird in Norwegen weitergehen. Wenn das aber nicht passiert, dann wird sie dieses Thema verfolgen und man wird sich auf ewig fragen: ,Was ist eigentlich los mit euch?’“
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