WM-Skandal weitet sich aus: Weltverband suspendiert 2 Skisprung-Stars

WM-Skandal weitet sich aus: Weltverband suspendiert 2 Skisprung-Stars
Während die ehemaligen Skispringer Tande, Jacobsen und Evensen Manipulationen in früheren Zeiten einräumen, suspendiert die FIS Forfang und Lindvik.

Zusammenfassung

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  • FIS suspendiert Skispringer Marius Lindvik und Johann Andre Forfang sowie drei Offizielle wegen mutmaßlicher Ausrüstungsmanipulation.
  • FIS beschlagnahmt alle norwegischen Sprunganzüge zur Untersuchung, nachdem anonyme Videos Manipulationen im Skispringen zeigen.
  • Ex-Skispringer Tande, Jacobsen und Evensen geben frühere Manipulationen zu und kritisieren FIS-Regularien als Ursache für Betrug im Sport.

Der Ski-Weltverband FIS hat am Mittwoch erste Konsequenzen nach dem Anzugs-Skandal bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Trondheim verlautbart.

Normalschanzen-Weltmeister Marius Lindvik und Johann Andre Forfang wurden mit sofortiger Wirkung suspendiert. Auch drei Team-Offizielle, darunter Cheftrainer Magnus Brevig, sind im Zuge der laufenden Untersuchungen vorerst gesperrt, wie die FIS mitteilte.

FIS: Situation "äußerst beunruhigend und enttäuschend"

Gegen sie wird wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an Ausrüstungsmanipulationen beim Großschanzenspringen der Herren am vergangenen Samstag ermittelt. "Die Situation ist natürlich äußerst beunruhigend und enttäuschend", sagte FIS-Generalsekretär Michel Vion. Man arbeite "unermüdlich daran, so schnell wie möglich eine umfassende und gründliche Untersuchung durchzuführen und gleichzeitig Fairness und ein ordnungsgemäßes Verfahren zu gewährleisten". 

Die fünf Norweger seien mit sofortiger Wirkung vorläufig von der Teilnahme an FIS-Veranstaltungen und an Veranstaltungen, die von einem nationalen Skiverband organisiert werden, suspendiert, bis das Ermittlungs- und Urteilsverfahren abgeschlossen ist, hieß es in der Mitteilung des Verbandes. 

Alle norwegischen Anzüge beschlagnahmt

Zudem beschlagnahmte die FIS am Dienstag auf Ersuchen externer Ermittler des unabhängigen Ethik- und Compliance-Büros der FIS alle Sprunganzüge, die von norwegischen Teams bei den Nordischen Weltmeisterschaften getragen wurden. Und zwar sowohl im Skispringen als auch in der Nordischen Kombination, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Die Anzüge werden im Rahmen der laufenden Ermittlungen zur erneuten Prüfung vorgelegt.

Anonym gefilmte und veröffentlichte Videos sorgen im Skispringen seit Samstag für große Aufregung. Auf den Bewegtbildern ist zu sehen, wie das norwegische Team Wettkampfanzüge auf unzulässige Art und Weise bearbeitet. So wurde eine nicht erlaubte Naht angebracht, die für mehr Stabilität sorgen soll. Die zusätzliche Stabilität hilft den Springern beim Fliegen in der Luft. Der Skandal hat bereits zuvor zu personellen Konsequenzen geführt. Brevig und Assistenztrainer Thomas Lobben wurden auch vom norwegischen Verband suspendiert. Servicemitarbeiter Adrian Livelten musste ebenfalls gehen.

Lobben habe zugegeben, an der Entscheidung zur Manipulation der Sprunganzüge beteiligt gewesen zu sein, sagte Generalsekretär Ola Keul laut einer Mitteilung. Die Norweger versprachen, bei den Ermittlungen des Weltverbands FIS "voll und ganz kooperieren" zu wollen.

"Dann habe ich betrogen"

Nach dem Anzug-Skandal bei der WM in Trondheim hat Norwegens Skisprung-Olympiasieger Daniel-André Tande Betrug während seiner Laufbahn eingeräumt

"Absolut jeder macht es", sagte der 31-Jährige dem norwegischen Rundfunk NRK zur Manipulation der Ausrüstung. "Ja, ich würde es wagen, zu sagen, dass ich das einige Male getan habe." 2018 in Pyeongchang hatte Tande Olympia-Gold mit der Mannschaft gewonnen.

Auch die früheren Skispringer Anders Jacobsen und Johan Remen Evensen räumten Manipulationen ein. "Es ist ein hartes Wort. Betrug. Aber ich kann nicht mit meiner Hand auf meinem Herzen sagen, es nicht getan zu haben", sagte Jacobsen. "Denn wenn die Definition von Betrug ist, einen etwas zu großen Anzug zu tragen, dann habe ich betrogen." 2007 hatte Jacobsen die Vierschanzentournee gewonnen.

Schwere Vorwürfe gegen Weltverband

Dabei ging es nicht nur um illegale Veränderungen am Anzug, wie die Norweger berichteten. Auch Schuhe, Handschuhe und selbst die Unterwäsche werde manipuliert. Tande berichtete davon, dass die Norweger 2019 ihr zu dichtes Anzugmaterial mit einer Perforationsmaschine so verändert hätten, dass sie den Luftdurchlässigkeitstest bestanden. Laut Tande hätten das diverse Nationen getan, ein anderes Team hätte sich sogar die Maschine der Norweger ausgeliehen.

Die Hauptschuld sieht das Trio beim Weltverband FIS, der mit seinen Regularien die Springer zum Betrug anrege - und nicht immer konsequent durchgreife. "Der Grundsatz in dem Sport lautet, wenn du nicht erwischt wirst, hast du nicht betrogen", sagte Evensen. "Das ist ein Problem der Einstellung, das sich durch die ganze Skisprung-Welt zieht."

Das Problem sei die FIS, sagte Tande. Er behauptete, Kontrolleure würden sichtbare Manipulationen nicht beachten, damit man den richtigen Sieger habe. "Es ist das Beste für das Produkt, wenn in Norwegen ein Norweger gewinnt oder ein Österreicher in Österreich. Das ist allgemein bekannt", meinte Tande.

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