ÖSV-Quartett holt Bronze im WM-Teambewerb

Bronze-Adler: Kraft, Schlierenzauer, Hayböck und Fettner (vo.re.)
Die Polen werden Weltmeister, Silber geht an die Norweger.

Stefan Kraft durfte es am Ende richten. Er musste es freilich auch richten. Denn vor dem Schlussspringer waren die Österreicher in diesem WM-Teambewerb noch auf Blech-Kurs gewesen. 2,4 Punkte fehlten da auf die drittplatzierten Deutschen.

Doch die ÖSV-Adler hatten eben noch ihren Überflieger in der Hinterhand – und Stefan Kraft bestätigte eindrucksvoll, warum er der König der Lüfte ist und sich in Lahti zum Doppel-Weltmeister gekürt hatte. Mit seinem Sprung auf 126 Meter konnte er die Deutschen noch überflügeln, bei denen Andreas Wellinger (119 Meter) abstürzte – damit gab’s für das Quartett Kraft, Michael Hayböck, Manuel Fettner und Gregor Schlierenzauer doch noch Bronze hinter Polen und Norwegen.

Wind-Lotterie

Das Teamspringen entwickelte sich zu dem spannenden Vierkampf, den alle Experten prophezeit hatten. Gerade einmal durch drei Punkte waren nach der ersten Runde Polen, Norwegen, Öster- reich und Deutschland getrennt. "Man darf sich bei dieser Dichte nicht den geringsten Fehler erlauben", wusste ÖSV-Coach Heinz Kuttin schon vor dem Wettkampf.

Doch es sollten am Ende nicht die Patzer der Skispringer ausschlaggebend für die Vergabe der Medaillen sein – sondern das Windlos. Nachdem der erste Durchgang noch bei fairen Bedingungen über die Bühne gegangen war und Polen vor Österreich, Deutschland und Norwegen führte, entwickelte sich der Finaldurchgang zur Lotterie. Der wechselnde Wind wirbelte das Ergebnis noch einmal durcheinander und stellte die Athleten vor riesige Probleme. Einige wie der Norweger Johann Andre Forfang hatten Glück und flogen zu einem neuen Schanzenrekord (138 Meter), andere wie der Deutsche Stephan Leyhe (103,5 Meter) stürzten ab und ließen viele Punkte liegen. Und auch Gregor Schlierenzauer landete viel zu früh (113,5).

Nur die Springer aus Polen zeigten sich davon relativ unbeeindruckt. Die Mannschaft rund um den Tiroler Trainer Stefan Horngacher zeigte, dass sie nicht von ungefähr die Nationenwertung anführt. "Das war auch zu erwarten", zollte auch Heinz Kuttin den Polen Respekt, die erstmals in der Geschichte eine Team-Gold-Medaille gewinnen konnten.

1. Polen 1.104,2 Punkte (Piotr Zyla 130,5 m/123,0 m - Dawid Kubacki 129,0/119,5 - Maciej Kot 130,5/121,5 - Kamil Stoch 130,5/124,5)
2. Norwegen 1.078,5 (Anders Fannemel 131,0/112,5 - Johann Andre Forfang 126,5/138,0 - Daniel Andre Tande 126,0/126,0 - Andreas Stjernen 127,5/125,5)
3. Österreich 1.068,9 (Michael Hayböck 130,0/118,5 - Manuel Fettner 126,5/121,0 - Gregor Schlierenzauer 124,0/113,5 - Stefan Kraft 134,0/126,0)
4. Deutschland 1.052,9 (Markus Eisenbichler 130,5/130,5 - Stephan Leyhe 124,5/103,5 - Richard Freitag 128,5/124,0 - Andreas Wellinger 130,5/119,0)
5. Slowenien 941,6
6. Finnland 926,5
7. Tschechien und Japan je 922,7
9. Russland 473,4
10. Schweiz 453,0
11. USA 365,1
12. Kasachstan 192,3

Stefan Kraft: "Der zweite Durchgang, da hat keiner von uns Glück gehabt. Jetzt sind wir froh, dass wir die Medaille haben. Wir haben es uns so etwas von verdient. Vier Medaillen, das hätte ich mir nicht erträumen können, ein perfekter Abschluss, einfach genial."

Michael Hayböck: "Das war ein ziemlich turbulenter zweiter Durchgang. Da als Startspringer herunten zu stehen und den anderen zuzuschauen, das kostet viel Nerven."

Manuel Fettner: "Ich habe im Team meine zwei besten WM-Sprünge gezeigt. Vom Glück waren wir im zweiten Durchgang sicher nicht verfolgt, aber mit einer brutal starken Leistung haben wir es doch noch geschafft, dass wir mit einer Medaille heimfahren."

Gregor Schlierenzauer (mit Tränen in den Augen): "Ich bin sehr nah am Wasser gebaut. Es ist sehr schön, wenn man meine Geschichte kennt. Eine Medaille war mein Ziel. Danke an die Jungs und an mein Umfeld zu Hause, denn ohne das wäre ich gar nicht hier gewesen. Der Sport ist wie das Leben - mit Höhen und Tiefen, das habe ich heuer selbst an mir stark gespürt. Ich freue mich, dass ich hier dabei sein durfte."

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