Debakel für ÖSV-Adler

Debakel für ÖSV-Adler
Ohne Gregor Schlierenzauer stürzten die Adler in Wisla ab. Loitzl wurde Zwölfter, Bardal gewann.

Halsweh. Gliederschmerzen, Fieber. Was dem Wind und den Rivalen nicht gelungen ist, das schaffte ein gemeiner Virus – er stutzte Überflieger Gregor Schlierenzauer die Flügel und holte ihn zumindest kurzzeitig von Wolke sieben. Der Tiroler Tournee-Triumphator musste beim Weltcup in Wisla (Polen) wegen des Anflugs einer Grippe am Boden bleiben und seine Weltrekordjagd unterbrechen. Bekanntlich fehlt Schlierenzauer nur mehr ein Weltcupsieg, um mit dem König der Lüfte, dem Finnen Matti Nykänen (46 Erfolge), gleichzuziehen.

Die Strapazen der letzten zwei Wochen haben dem 23-Jährigen sichtlich zugesetzt. Kein Springer war bei der Tournee so im Fokus gestanden wie Schlierenzauer, keiner hatte einen ähnlich dichten Terminkalender wie er. Wen wundert’s, dass der Wettkampf- und Reisestress – 48 Stunden nach dem Tourneefinale in Bischofshofen waren die Adler schon wieder im Einsatz – den leichtgewichtigen Männern zusetzt. Schlierenzauer war längst nicht der einzige Springer, bei dem in Wisla der Körper rebellierte. "Der Gregor wäre gerne gesprungen und ist enttäuscht", erklärte Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner, "aber wir wollten kein Risiko eingehen. Der Gregor hat in der Vergangenheit schon öfter Lehrgeld bezahlen müssen, weil er den Bogen überspannt hat."

Turbulenzen

Durch seinen gesundheitsbedingten Ausfall blieb Schlierenzauer in Wisla ein turbulenter Wettkampf erspart, bei dem das Klassement und die Hierarchie ordentlich durcheinander gewirbelt wurden. Etliche der Topstars, wie der norwegische Tournee-Zweite Anders Jacobsen (15.) oder Thomas Morgenstern (23.), zogen bei der Wind-Lotterie Nieten. Andere Springer, wie Stefan Kraft (28.), der in der Qualifikation noch zum Schanzenrekord geflogen war, konnten nur akrobatisch einen Sturz verhindern. Ohne Zugvogel Schlierenzauer spielten die Österreicher nur eine Nebenrolle: Oldie Wolfgang Loitzl war als Zwölfter noch der Beste – das schlechteste Ergebnis für die ÖSV-Adler seit 2006 (Sapporo).

Andere hatten mehr Glück mit dem Wind, aber auch die besseren Sprünge. Der norwegische Weltcup-Titelverteidiger Anders Bardal feierte vor Richard Freitag (D) und Rune Velta (Nor) seinen ersten Saisonsieg und ist nun im Weltcup erster Verfolger von Schlierenzauer. Die Norweger können das Preisgeld gut brauchen. Ihnen war in der Nacht die Reisekasse aus dem Hotelzimmer gestohlen worden.

Debakel für ÖSV-Adler

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Debakel für ÖSV-Adler

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Debakel für ÖSV-Adler

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Debakel für ÖSV-Adler

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Endstand:
1. Anders Bardal NOR 130,0/128,0 264,4
2. Richard Freitag GER 131,0/126,5 252,2
3. Rune Velta NOR 127,0/126,0 251,0
4. Robert Kranjec SLO 129,5/127,0 246,6
5. Simon Ammann SUI 125,5/124,5 243,6
6. Piotr Zyla POL 125,0/123,0 240,5
7. Kamil Stoch POL 122,0/124,5 238,3
. Dimitri Wassiliew RUS 122,5/125,5 238,3
9. Anders Fannemel NOR 122,0/121,0 238,1
10. Tom Hilde NOR 121,0/126,0 235,4
11. Jan Matura CZE 119,5/126,0 234,7
12. Wolfgang Loitzl AUT 117,5/125,5 234,2
13. Maciej Kot POL 117,5/125,0 233,4
14. Michael Neumayer GER 124,5/116,0 232,0
15. Anders Jacobsen NOR 122,5/120,5 229,7
16. Lauri Asikainen FIN 122,0/124,0 229,4
17. Andreas Kofler AUT 125,0/117,5 229,3
18. Andreas Wank GER 124,0/119,0 228,1
19. Taku Takeuchi JPN 124,0/118,0 227,8
20. Jaka Hvala SLO 122,5/119,0 227,6
21. Andreas Stjernen NOR 123,0/120,5 223,8
22. Roman Koudelka CZE 122,5/114,0 224,6
23. Thomas Morgenstern AUT 110,0/121,0 223,0
24. Jakub Janda CZE 119,0/119,0 221,5
25. Denis Kornilow RUS 130,5/112,0 221,1
26. Peter Prevc SLO 115,0/112,5 216,7
27. Stefan Hula POL 120,0/117,0 214,8
28. Stefan Kraft AUT 126,0/107,0 211,7
29. Wladimir Sografski BUL 123,0/104,0 205,9
30. Matjaz Pungertar SLO 120,0/110,5 200,3

Stand nach dem ersten Durchgang:
1. Anders Bardal NOR 130,0 138,9
2. Rune Velta NOR 127,0 130,6
3. Richard Freitag GER 131,0 126,9
4. Wladimir Sografski BUL 123,0 126,2
5. Andreas Kofler AUT 125,0 125,4
6. Andreas Wank GER 124,0 124,1
. Robert Kranjec SLO 129,5 124,1
8. Denis Kornilow RUS 130,5 123,8
9. Simon Ammann SUI 125,5 123,1
10. Taku Takeuchi JPN 124,0 121,4
11. Anders Fannemel NOR 122,0 121,0
12. Piotr Zyla POL 125,0 120,7
13. Jaka Hvala SLO 122,5 119,5
14. Roman Koudelka CZE 122,5 119,2
15. Kamil Stoch POL 122,0 118,8
16. Michael Neumayer GER 124,5 118,5
17. Maciej Kot POL 117,5 118,1
18. Tom Hilde NOR 121,0 116,6
19. Stefan Kraft AUT 126,0 116,5
20. Anders Jacobsen NOR 122,5 115,2
21. Dimitri Wassiliew RUS 122,5 114,3
22. Wolfgang Loitzl AUT 117,5 113,7
23. Lauri Asikainen FIN 122,0 113,4
24. Stefan Hula POL 120,0 112,9
25. Jan Matura CZE 119,5 112,8
. Peter Prevc SLO 115,0 112,8
27. Andreas Stjernen NOR 123,0 110,6
28. Jakub Janda CZE 119,0 110,2
29. Thomas Morgenstern AUT 110,0 108,4
. Matjaz Pungertar SLO 120,0 108,4

Weltcupstand Skispringen

Gregor Schlierenzauer hat wegen einer Viruserkrankung auf die Teilnahme am Weltcup-Skispringen am Mittwochabend in Wisla verzichtet. Der Tourneesieger laborierte seit Dienstagabend an Gliederschmerzen und einer starken Verkühlung, am Wettkampftag kam auch erhöhte Temperatur dazu. "Gregor wird alles daransetzen, dass er am Samstag in Zakopane wieder springen kann", erklärte ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner in einem ORF-TV-Interview.

Schlierenzauer hätte in Wisla die Chance gehabt, die Bestmarke des Finnen Matti Nykänen von 46 Weltcupsiegen einzustellen. Dieses Vorhaben muss er nun ebenso aufschieben wie den Versuch, die Weltcupführung von derzeit 252 Punkten auszubauen. Denn der Deutsche Severin Freund hatte als erster Verfolger auf eine Teilnahme verzichtet. "Natürlich ist Gregor enttäuscht", sagte Pointner, "er hat viel vorgehabt. Aber ein Antreten hätte ein Risiko bedeuten können."

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