Skifahrer investierte halbe Million in Olympia-Wette
Auf den ersten Blick ist die Olympia-Wette von Jon Olsson ein Desaster. 50.000 Schwedische Kronen, rund 5600 Euro, hat er, der Freestyler, gegen Jens Byggmark, den Skirennfahrer, gesetzt. Das Ziel: Sotschi. Als Teilnehmer im Riesenslalom. Das war 2007. Olsson war 25, hatte bei den X-Games Medaillen gewonnen, gut zahlende Sponsoren und ein eigenes Einladungs-Event, aber seit Jahren an keinem alpinen Rennen mehr teilgenommen.
Das hat sich längst wieder geändert. „Ich denke, ich habe bislang um die 500.000 Euro in meine Skirennfahrerkarriere investiert“, sagt er wenige Wochen vor Olympia in Sotschi. Seine Chance, die Wette zu gewinnen? „Die steht im Moment bei etwa einem Prozent.“
Problem: Nationale Kriterien
Die Kriterien des Skiweltverbands FIS hat der inzwischen 31-Jährige erfüllt. Der Haken sind die nationalen Vorgaben. „Als ich gewettet habe, dachte ich, dass Schweden vier Plätze hat und ich nur unter den besten vier in Schweden sein muss. Dann habe ich realisiert, dass man zweimal unter den besten 13 im Weltcup sein muss, um sich für die Spiele zu qualifizieren“, erzählt Olsson der Nachrichtenagentur dpa. „Es hat sich herausgestellt, dass alles viel schwieriger ist, als ich dachte.“
Wenn Olsson davon berichtet, klingt er keineswegs enttäuscht. „Wenn ich aufwache und trainieren gehe, dann, um ein guter Fahrer zu werden. Ob ich das 2013, 2014 oder 2015 bin, das ist nicht meine größte Motivation. Meine größte Motivation ist es, schnell zu sein“, sagt der Gewinner des Big Air bei den X-Games 2008 in Aspen. In der neuen olympischen Disziplin Slopestyle anzutreten, stand nie zur Debatte.
Konzentration auf Alpin-Karriere
Seine Freestyle-Karriere hat der Erfinder von mehreren Sprung-Kombinationen, der gerne an dem von manchen Ländern als illegal eingestuften Autorennen Gumball 3000 teilnimmt und sich im Sommer mitunter auf wilden Partys zeigt, auch fast aufgegeben. „Wenn ich zu den X-Games gehe, dann will ich sie auch gewinnen. Um sie zu gewinnen, muss ich jeden Tag trainieren“, meint Olsson. „Freestyler bin ich aber nur noch drei Tage im Jahr - sonst Skirennfahrer.“
Für diesen Entschluss brauchte er Zeit. Zunächst trug Olsson mal seine Twin-Tips (Freestyle-Ski), mal die Rennski - und ging eher unkonventionell an die neue Aufgabe heran. „In den ersten drei oder vier Jahren hatte ich keinen Trainer, ich hatte einen Fotografen“, berichtet er. „Es hat mich einige Zeit gekostet, um herauszufinden, was ich zu tun hatte, um besser zu werden. Eigentlich habe ich nur zwei oder drei Jahre hart trainiert und das ernst genommen.“
Noch kein Weltcup-Punkt
Seine Bilanz: Einige Siege in unterklassigen Rennen und acht Weltcup-Starts. Den zweiten Durchgang erreichte Olsson dabei nie. „Mich im Weltcup zu qualifizieren, dass ist quasi mein größtes Ziel. Und das war schon immer so. Die Spiele sind ein großes Medienziel, aber nicht meins. Das war nie die größte Motivation“, so der Schwede.
„Er hat wirklich hart gearbeitet oder arbeitet sehr hart. Er macht einen guten Job. Er muss nur die Ergebnisse bringen, das ist es“, sagt Ulf Emilsson aus dem schwedischen Weltcup-Trainerteam.
Wann er die Wettschulden bei seinem Kumpel Byggmark begleicht, hat Olsson nicht entschieden. „Bekommen war einfach, da will ich wenigstens das Ausgeben schwierig machen für ihn“, sagt er und denkt laut darüber nach, 50 000 Ein-Kronen-Stücke vorfahren zu lassen.
Medienwirksame Wette
Dank zusätzlicher Sponsoreneinnahmen sei die Wette übrigens wirtschaftlich gar nicht so schlecht gewesen, auch wenn er ohne sie wohl mehr Geld hätte auf die Bank bringen können. Aber: „Ich bin sehr schlecht darin, Geld zu sparen. Ich gebe es lieber aus für verrückte Sachen.“
Und dann schiebt Olsson zum Abschied noch eine Anmerkung hinterher: „So lange ich jedes Jahr ein bisschen besser werde, gibt es für mich in den kommenden Jahren keinen Grund, damit aufzuhören.“ Olympia 2018 sei jetzt zwar kein Ziel. „Aber realistisch.“
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