Marcel Hirscher: Mit Halsweh auf Medaillenjagd

Der zweifache Titelverteidiger rauft mit einem grippalen Infekt. Vor dem Riesenslalom setzt der Skistar auf Daumenhalten.

Also sprach Marcel Hirscher am Donnerstagmittag: „Mir geht es sicher nicht besser als am Mittwoch, ich lieg’ die meiste Zeit im Bett. Es heißt halt Daumen halten, dass es morgen was wird. Aber bin nicht allzu optimistisch, dass es tipptopp sein wird.“

Der Titelverteidiger liegt vor dem WM-Riesenslalom am Freitag (14.15 und 17.45 Uhr) flach. „Halsweh, Kopfweh, Ohrenweh, Schnupfen, Gliederschmerzen“ diagnostizierte der Salzburger Patient bei sich und fügte an: „Ich bin zwar kein Doktor, aber für mich hört sich das alles nach einem grippalen Infekt an.“

Somit ist die Ausgangslage für den 29-jährigen Ski-Wunderwuzzi nicht ideal, da helfen ihm auch die bislang drei Siege in fünf Saisonrennen nicht. Es gilt, fit zu werden. Insbesondere auch, weil die französische Konkurrenz wieder nähergerückt ist. Alexis Pinturault ist nach Gold in der Kombination vieles zuzutrauen, und Thomas Fanara und Mathieu Faivre haben im Windschatten des Vorfahrers der Bleus diesen Winter auch wieder einen Schritt nach vorn gemacht.

Acht Mal Gold

Der WM-Riesenslalom und die Österreicher, das ist ohnehin ein spannendes Kapitel Skigeschichte – wenn auch nicht unbedingt das erfolgsträchtigste. Der letzte rot-weiß-rote Weltmeister vor Marcel Hirscher war Hermann Maier anno 2005, und der Flachauer musste damals eine 14-jährige Durststrecke beenden, die nach Rudi Nierlichs Erfolg bei der Heim-WM in Saalbach begonnen hatte. Nur sechs Herren aus Österreich haben überhaupt Gold eingefahren, neben den Genannten noch Toni Sailer, Egon Zimmermann und Karl Schranz; Sailer und Nierlich schafften jeweils zwei WM-Titel.

ALPINE SKI-WORLD-MEN-SWE-DOWNHILL-COMBINED

Mittlerweile hat der Rekordweltmeister nichts mehr mit der Weltspitze zu tun.

WM-Rekordhalter ist Ted Ligety aus den USA, der 2011, 2013 und 2015 siegte und als Einziger auf drei Titel kam. Mit nunmehr 34 Jahren und nach einem Kreuzbandriss hat er aber mit der Weltspitze nicht mehr viel zu tun. Auch, weil der Rücken des einstigen Mister Giant Slalom die Belastungen nicht mehr aushält: Ligetys letzter Sieg liegt inzwischen mehr als drei Jahre zurück (Sölden 2015).

Glück und Geschick

Vor derlei Unbillen ist Marcel Hirscher immerhin gefeit. Dank ausgeklügelten Trainingsaufbaus, aber auch dank einer gehörigen Portion Glück. Bis auf einen Kahnbeinbruch, der ihn um den Start bei der WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen gebracht hatte, und einen Knöchelbruch im Sommer 2017 (nach dem er trotzdem wieder den Gesamtweltcup gewonnen hat), ist der Salzburger von schweren Verletzungen verschont geblieben.

Das ist einer von vielen Mosaiksteinen, die zusammengefügt jenen Skifahrer ergeben, der – zumindest in der Theorie – alle Voraussetzungen mitbringt, um den Schweden Ingemar Stenmark als Größten des alpinen Wintersports abzulösen.

Bangen um Hirscher

Dazu aber wird es wohl kaum kommen. Denn mit Gedanken an die Zukunft abseits der Skipisten dieser Welt beschäftigt sich Marcel Hirscher schon seit geraumer Zeit, umso mehr, als er im letzten Herbst auch noch Vater geworden ist.

Seither versucht er, so viel Zeit wie möglich mit Ehefrau Laura und dem Nachwuchs zu verbringen, und deswegen ist auch sein Aufenthalt in Åre ein kurzer: Schon am Sonntagabend wird er wieder nach Hause jetten – und dann am Dienstag zum City Event in Stockholm wieder nach Schweden zurückkehren.

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