Ein Wachsler gibt im Musikzimmer den Ton an

Servicemann Johann Strobl
Marcel Hirscher ist mit 50 Paar Skiern zur WM gereist. Sein Servicemann hat den Überblick.

"Musikzimmer 1" steht neben der Tür des Raumes im Erdgeschoß des Hotels Laudinella in St. Moritz-Bad. Doch drinnen spielt dieser Tage eine andere Musik. Der Boden wurde mit dicken Plastikplanen ausgelegt, die Wände sind mit Platten geschützt. Es riecht nach heißem Skiwachs und Pizza, angenehm, nicht penetrant.

Viel Arbeit

Es ist das Service-Kammerl des ÖSV, wobei der Ausdruck "Kammerl" für den 80-Quadratmeter-Raum unpassend scheint. An den Wänden lehnen mehr als Hundert Paar Skier, mitten im Raum stehen die Werkbänke der Serviceleute. Sie wachseln, bürsten, feilen. Auch Johann Strobl.

Strobl ist der persönliche Servicemann von Marcel Hirscher. 50 Paar Skier hat der Salzburger nach St. Moritz schaffen lassen. Mehr als ein Dutzend für Slalom und Riesenslalom, etwas weniger Latten für die Speedbewerbe. "Wir haben in Abfahrt und Super-G nicht so viel getestet", sagt Strobl. "Dementsprechend ist die Auswahl von Marcel in diesen Disziplinen etwas kleiner."

Strobl säubert die Skier, er trägt mit dem speziellen Bügeleisen das Wachs auf, lässt es einwirken und zieht es danach wieder ab. Mit einem Malerband klebt er dann die Lauffläche ab, mit dem Seitenwangenhobel trägt er überschüssigen Kunststoff an der Seite ab, dann bearbeitet er die Kanten mit unterschiedlichen Werkzeugen. Auf Nachfrage lässt er mit dem Daumen über die Kanten streifen und präsentiert die Unterschiede zwischen scharfer Kante (ziemlich scharf) und sehr scharfer Kante (wirklich sehr scharf).

Große Auswahl

Es gibt hier keine zwei Paar Skier, die gleich aufgebaut sind. "Jeder Ski ist etwas anders konstruiert", sagt Strobl. "Jeder Ski ist gekennzeichnet. Ich spreche dann gemeinsam mit Marcel über die Verhältnisse und über die Skier. Aber welcher Ski dann tatsächlich für das Rennen gewählt wird, bleibt immer seine Entscheidung. Er sagt genau, was er haben will."

Ob Strobl darunter leidet, wenn Hirscher nach dem ersten Durchgang eines Rennens über ein schlechtes "Set-up" klagt? "Nein, denn die Letztentscheidung trifft immer er. Wir arbeiten dann zwischen den Läufen gemeinsam an einer Verbesserung." Hirschers Schuhe sind übrigens nicht hier im Musikzimmer 1. Die nimmt der 27-Jährige immer mit hinauf in sein Hotelzimmer.

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