Feller: "Am Samstag habe ich geweint"

Vom Tiefpunkt zum Höhepunkt innerhalb eines Tages.
Zwölf Stunden vor dem Slalom war der 24-jährige Tiroler noch ein Häufchen Elend.

"Sechs Österreicher unter den besten ..." Stadionsprecher Lukas Schweighofer realisierte gerade noch rechtzeitig, dass er auf dem besten Weg war, einen Blödsinn über die Lautsprecheranlage ins St. Moritzer Zielstadion zu schicken.

Doch es sah ja tatsächlich nach einer Sensation im alpinen Skirennlauf aus: Manuel Feller führte im finalen Durchgang, und mit Michael Matt, Marco Schwarz und Marcel Hirscher standen die besten Drei des ersten Laufs noch oben am Start. Noch nie hatte es einen Dreifachsieg in einem WM-Slalom gegeben, noch nie einen Vierfachsieg.

Es bleibt dabei. Denn Marco Schwarz bremste sich auf den siebenten Rang ein. "Schade. Mir wäre es lieber gewesen, man hätte nach dem ersten Durchgang abgebrochen. Die Kurssetzung ist mir nicht so gelegen", sagte der 21-jährige Kärntner. Und Michael Matt resümierte mit gemischten Gefühlen. "20 Tore war meine Leistung nicht gut genug, dann wird man gleich durchgereicht. Das Positive ist: Ich kann wieder vorne mitfahren", erklärte der 23-jährige Tiroler. Beiden gemein war die Freude für Manuel Feller. Marco Schwarz: "Ich vergönn’s ihm brutal."

Ganz unten – fast ganz oben

Manuel Feller fehlten die Worte. "Es ist unbeschreiblich. Gestern bin ich noch im Hotelzimmer gesessen und habe geweint, weil es mir im Riesenslalom wieder in den Rücken eingeschossen ist." Wie ein Häuflein Elend sei der 24-Jährige aus Fieberbrunn am Samstagabend bei der Startnummernauslosung gesessen, bestätigte Marcel Hirscher. Feller selbst konnte da an vieles denken, aber nicht an ein Rennen, und schon gar nicht an eine Medaille. Da waren die vielen Ausfälle in diesem Winter, da waren die Schmerzen, die der flinke Techniker im vergangenen Dezember schon fast vergessen hatte, weil sein Rücken endlich in Ordnung war.

Im August 2014 hatte Feller einen Bandscheibenvorfall, "meine rechte Körperseite war vom Gesäß bis zur Wade gelähmt", erinnert sich der Tiroler. "Wir mussten die Körperstatik verändern, damit die Belastung besser zu verkraften ist." Im November schienen die Probleme überwunden – nun waren sie zurück.

"Ich muss so vielen Leuten danken, den Physiotherapeuten und dem Arzt des ÖSV, meinem Physiotherapeuten, der in der Nacht hergeflogen ist und mich behandelt hat. Diese Medaille gehört nicht nur mir."

Felix im Glück

Felix Neureuther war nach Bronze bestens aufgelegt. Nicht nur, weil er dem Deutschen Skiverband wenigstens den Eintrag im Medaillenspiegel beschert hatte. "Jetzt stehen wir vor dem Iran", scherzte er. "Es war sehr emotional für mich nach den Rückenproblemen der letzten Tage. Vor 14 Jahren war ich hier bei der WM, und heute gewinn’ ich eine Medaille. Schöner kann’s nicht mehr werden."

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