Ski-Superstar Shiffrin kommt in ihrer US-Heimat nicht in Schwung

Ski-Superstar Shiffrin kommt in ihrer US-Heimat nicht in Schwung
Im Gegensatz zu Europa fehlt es der Rekordfrau in den USA weiterhin an Popularität. Das Interesse am alpinen Rennlauf ist so gering wie schon lange nicht mehr.

Dass Mikaela Shiffrin als eine der phänomenalsten Sportlerinnen aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird, ist unbestritten. In ihrem Heimatland wird der Skirennläuferin jedoch nur sporadisch größere Aufmerksamkeit zuteil. Obwohl ein Wunschtraum von Marketing-Fachleuten, hat die 28-Jährige im Kampf um Werbe-Dollars nicht die besten Karten.

Im Weg steht das Nischen-Dasein des alpinen Skisports in den USA, der an jungen, urbanen Zielgruppen beharrlich vorbeiwedelt.

Shiffrin schaffte insgesamt 88 Weltcup-Siege und stellte damit geschlechterübergreifend eine neue Bestmarke auf. Dass sie die Rekordbücher mit Vehemenz umschreibt, ist jedoch keine Garantie dafür, dass sie laufend in US-Talkshows eingeladen wird oder neue Sponsoren ihr die Türe einrennen. Dafür erreicht der Skisport abseits von einer Handvoll Ländern in Europa zu wenig Menschen.

"Es ist nicht wie in einem großen Teamsport, wo du zehn Millionen pro Jahr machst, wenn du halbwegs gut bist", erklärte Tiger Shaw, der ehemalige Präsident und CEO des US-Skiverbandes.

Shiffrin hat zwar Werbeverträge mit Barilla, Visa, Longines, Adidas und anderen Unternehmen. Doch damit ist sie weltweit und auch in den USA nicht unter den Topverdienerinnen. In der 2022-Ausgabe der Forbes-Liste der 25 bestbezahlten Sportlerinnen taucht die Frau aus Colorado nicht auf. Ein anderer Grund dafür sind freilich die niedrigeren Preisgeld-Summen im Skisport, zudem hatte Shiffrin 2022 zwar eine gute, aber keine herausragende Saison.

Das Ranking wird angeführt von den Tennis-Stars Naomi Osaka und Serena Williams. Generell sind Tennis- und Golfspielerinnen überrepräsentiert, während der Wintersport quasi nicht stattfindet - mit der Ausnahme von Ski-Freestyle-Königin Eileen Gu.

Die 19-Jährige kommt schon auf Platz drei und sie hat, was Shiffrin fehlt. Sie hat einen multiethnischen Background, dazu betreibt sie eine Sportart, die ein junges Publikum fasziniert. Abgesehen davon ist die für China startende Athletin selbst fast zehn Jahre jünger und nimmt auch Model-Aufträge an.

USA wenden sich ab

"Alpin-Skifahren konkurriert bei den Olympischen Spielen mit Freestyle und Snowboard, die jüngere Fangruppen erreichen und für eine neue, coole Gruppe von Sportlerinnen stehen, die jetzt um Sponsorenverträge kämpfen", sagte Sportmarketing-Experte Bob Dorfman von der Werbeagentur Pinnacle Advertising.

Allerdings wendet sich die amerikanische Öffentlichkeit vom olympischen Wintersport immer mehr ab. Laut dem Fernsehriesen NBC Universal erreichten die Spiele 2022 in Peking mit durchschnittlich 11,4 Millionen zur besten Sendezeit die geringsten Zuschauerzahlen seit Beginn der Übertragungen von Winter-Olympia im Jahr 1972. Gegenüber den Spielen 2018 in Sotschi ergab sich ein Rückgang von 42 Prozent.

Vom Geschehen im Ski-Weltcup werden in den USA nur eine Handvoll Rennen im Fernsehen ausgestrahlt, live meist nur ausschnittsweise. Ansonsten müssen Interessierte auf mehr oder weniger verbreitete zahlungspflichtige Streamingdienste ausweichen. Nicht die besten Voraussetzungen, um eine Fanbasis heranzuzüchten, die über das typische Ski-Klientel hinausgeht.

Deren Repräsentanten sind überwiegend weiß, haben eine höhere Bildung und ein höheres Einkommen als der Durchschnitt und kommen aus Gegenden mit regelmäßigem Schneefall. Ein zahlungskräftiges Segment der Bevölkerung zwar, jedoch überschaubar groß.

Kommentare