Das neue Gesicht von Lindsey Vonn

Der US-Star ist zurück und schweigt, Konkurrentin Tina Maze streitet und scherzt.

Der Skizirkus hat seine große Attraktion zurück – nach gut einer Woche Rennpause ist Lindsey Vonn in Val d’Isère gelandet. Die Lebensgefährtin von Golf-Ass Tiger Woods hat sich rar gemacht in den letzten Wochen, und das mit gutem Grund: Die erfolgreichste aktive Skifahrerin aus den USA hatte sich ja auf dem Weg zu ihrem Weltcup-Comeback erneut verletzt.

Wie schon bei der WM in Schladming war bei ihrem Trainingssturz in Copper Mountain vor exakt einem Monat das rechte Knie betroffen, dieses Mal riss das Kreuzband nicht durch, sondern ein, Lindsey Vonn will aber zu den Olympischen Spielen nach Russland, und deswegen fährt und trainiert die ehrgeizige 29-Jährige. Und sie fährt mit einer Schiene, die das rechte Knie stützt.

Die Plätze 40, elf und fünf holte sie in den Abfahrten und dem Super-G von Lake Louise in Kanada, und so wie die Ergebnisse täglich besser wurden, so hellte sich auch ihre Miene auf.

Stiller Sonnenschein

So war es auch an diesem sonnigen Mittwochmittag in Savoyen, Sonnenschein Vonn schrieb nach ihrem zwölften Platz im ersten Training für die Abfahrt am Samstag Autogramme, herzte eine alte Bekannte – und zog danach ebenso lächelnd wie wortlos von dannen. „Keine Interviews, nur am Renntag“, ließ sie ausrichten. Diese Form der Zurückhaltung ist neu, aber sie ist nachvollziehbar: Als vor einem Jahr erste Gerüchte über die Beziehung mit Tiger Woods aufkamen, war das der Startschuss für die Paparazzi. Das Geschäft mit dem prominentesten Sport-Paar der Gegenwart sabotierten die beiden im März – gleichzeitig gaben sie auf ihren Facebook-Seiten bekannt, was Sache ist, und publizierten die Bilder dazu.

Sie wissen sich zu wehren: Als beide unlängst in Vonns Heimatstadt Vail einen Skitag einlegten und dabei von einem Fotografen gestellt wurden, ließ ihre Entourage diesen erst wieder gehen, nachdem er unter mehr oder minder sanftem Druck seine Aufnahmen gelöscht hatte.

Dennoch: Lindsey Vonn und Tiger Woods sind auf dem Radar der Klatschpresse. Permanent müssen neue Sensationen produziert werden, längst haben diese auch Bereiche unterhalb der Gürtellinie erreicht, und die Dementis machen das Ganze nur noch interessanter, zumindest für manche.

Tatsache ist: Lindsey Vonn will auf jeden Fall in Sotschi starten, Tatsache ist auch, dass sie nach der Saison erneut operiert werden muss. Tatsache ist ferner, dass 2015 die alpine Ski-WM in ihrer Heimat stattfindet, das nächste große Ziel.

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Ihre Weltcup-Karriere begann - man glaubt's kaum - mit einem Slalom. Am 18. November 2000 konnte sich die 16-Jährige allerdings nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren. 

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Die ersten Punkte im Weltcup holte sie erst ein Jahr später beim Super-G von Val d'Isere, wo sie 26. wurde. 

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Der endgültige Durchbruch sollte in der Saison 2003/'04 folgen. In Cortina d'Ampezzo raste sie in der Abfahrt als Dritte erstmals aufs Podest. 

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In Lake Louise landete sie in der Abfahrt ihren ersten Weltcup-Sieg. Mit fünf weiteren Podestplätzen etablierte sie sich in dieser Saison endgültig in der Weltspitze. 

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Was danach kam ist Ski-Geschichte: Vier Mal gewann die US-Amerikanerin den Gesamtweltcup (2007/08, 2008/09, 2009/10, 2011/12), ...

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... acht Mal den Abfahrts-Weltcup (2007/08, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2011/12, 2012/13, 2014/15, 2015/16), fünf Mal den Super-G-Weltcup (2008/09, 2009/10, 2010/11, 2011/12, 2014/15) sowie drei Mal den Kombinationsweltcup (2009/10, 2010/11, 2011/12). 

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Auf der Piste mag Lindsey Vonn vielleicht ein Ass sein. Ihr Liebesleben ist bisher aber weniger erfolgreich verlaufen. 

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Vor zwei Jahren erzählte sie in einer Show, dass sie sie wegen all den schlechten Beziehungserfahrungen inzwischen gar nicht mehr an die wahre Liebe glaube.

Und dann ist da ja noch dieses eine, das ganz große: Der Allzeitrekord von Annemarie Moser-Pröll mit ihren 62 Weltcupsiegen. Drei Erfolge fehlen Lindsey Vonn noch, „und wenn ich das schaffen könnte, wäre das wohl das Bedeutendste in meiner ganzen Karriere, abgesehen von den Olympischen Spielen“, sagte sie unlängst der Associated Press.

Turbulente Formsuche

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Ski alpin, Val d'Isere, Piste Oreiller-Killy, Tina Maze c Stefan Sigwarth
Eher wechselhaft ist die Stimmungslage derweil bei Tina Maze. Die slowenische Titelverteidigerin im Gesamtweltcup, die nach ihrem Allzeitrekord von 2414 Punkten als Skisportlerin des Jahres ausgezeichnet wurde, sucht noch nach ihrer Form.

Bei der 30-Jährigen kommt momentan vieles zusammen, und begonnen hat alles im Mai, als ihr Trainer Livio Magoni dem „Team to aMaze“ überraschend den Rücken kehrte und zu den italienischen Ski-Damen wechselte. Die Arbeit mit Nachfolger Walter Ronconi führt (noch) nicht zum Erfolg, Maze versucht, die Antworten zu finden, sorgt aber mit ihrer impulsiven Art für Turbulenzen – erst am Samstag in St. Moritz hat es wieder gekracht, dieses Mal auch mit Trainer und Lebensgefährten Andrea Massi. Die Trennung von Ronconi stand im Raum, Massi hatte sie schon angekündigt – ehe Maze eingriff und die Wogen glättete.

Inzwischen passt es zumindest zwischenmenschlich wieder: Nach dem elften Platz, unmittelbar vor Lindsey Vonn, war Maze am Mittwoch zu Späßen aufgelegt. Und überhaupt, diese Konflikte: „Sie machen mich stark!“

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