Ende der Durststrecke: ÖSV-Ass Scheib rast auf das Podest
Als Julia Scheib am Samstag nach dem zweiten Riesentorlauf-Durchgang im Ziel abschwang, machte sie ein Gesicht, als wäre sie gerade von einer Wurzelbehandlung gekommen. Sie verzog die Lippen, schaute grimmig drein und schüttelte den Kopf.
Julia Scheib musste sich nur der italienischen Siegerin Federica Brignone und der Neuseeländerin Alice Robinson geschlagen geben.
Brignone ist mit diesem Sieg mit 34 Jahren die älteste Skirennläuferin, die einen Weltcup-Riesentorlauf gewinnen konnte.
Trainereffekt & Besucherrekord
Im Sog der Steirerin zeigten sich auch die übrigen Österreicherinnen vor Rekordkulisse (15.800 Fans) in der Problemdisziplin Riesentorlauf verbessert. Neo-Spartentrainer Christian Perner, der nach dem letzten Winter vom Europacup-Herrenteam zu den Riesentorläuferinnen gewechselt ist, dürfte an den richtigen Schrauben gedreht haben.
Mit Katharina Liensberger (8.) schaffte es eine zweite ÖSV-Läuferin in die Top Ten, Stephanie Brunner, zur Halbzeit noch Sechste, wurde 14..
Historisch
Dabei hätte es überhaupt keinen Grund für schlechte Laune gegeben. Ganz im Gegenteil: Die Läuferin, die da ein bisschen wie ein Häufchen Elend wirkte, erreichte in Sölden nicht nur ihr bestes Weltcupergebnis: Mit Rang 3 sorgte Julia Scheib auch für den ersten Podestplatz der ÖSV-Frauen im Riesentorlauf seit Dezember 2019 (Katharina Liensberger).
"Ich habe im ersten Moment halt auch nicht gewusst, was die Zeit wert ist", entschuldigte sich Scheib, die sich mit der zweitbesten Laufzeit im zweiten Durchgang vom 14. auf den dritten Platz verbesserte.
Dieser Auftritt kommt nicht aus heiterem Himmel: Die Trainer sehen in Scheib schon seit Langem eine potenzielle Podestläuferin, im vergangenen Winter war die ehrgeizige 26-Jährige schon mehrmals knapp an den Top 3 vorbeigeschrammt.
In Sölden konnte sie nun endlich einmal ihr Potenzial abrufen. Damit stand erstmals seit 2014 in Sölden wieder eine Österreicherin auf dem Podest. "Ich habe ein Ziel erreicht", sagte die Steirerin.
Und wer weiß, wo die Reise noch hingehen hätte können: Der Österreicherin waren nämlich in beiden Durchgängen Patzer unterlaufen.
1. Federica Brignone (ITA) 2:16,05 1:06,22 1:09,83
2. Alice Robinson (NZL) 2:16,22 +0,17 1:06,04 1:10,18
3. Julia Scheib (AUT) 2:17,13 +1,08 1:08,23 1:08,90
4. Katie Hensien (USA) 2:17,16 +1,11 1:08,32 1:08,84
5. Mikaela Shiffrin (USA) 2:17,26 +1,21 1:05,82 1:11,44
6. Thea L. Stjernesund (NOR) 2:17,43 +1,38 1:06,51 1:10,92
7. Nina O'Brien (USA) 2:17,48 +1,43 1:08,45 1:09,03
8. Katharina Liensberger 2:17,54 +1,49 1:07,71 1:09,83
9. Mina Fürst Holtmann (NOR) 2:17,59 +1,54 1:07,68 1:09,91
10. Lena Dürr (GER) 2:17,61 +1,56 1:08,23 1:09,38
11. Paula Moltzan (USA) 2:17,65 +1,60 1:07,30 1:10,35
12. Camille Rast (SUI) 2:17,89 +1,84 1:08,26 1:09,63
13. Marta Bassino (ITA) 2:17,91 +1,86 1:06,72 1:11,19
14. Stephanie Brunner (AUT) 2:18,09 +2,04 1:07,19 1:10,90
15. Sara Hector (SWE) 2:18,18 +2,13 1:07,44 1:10,74
16. Lara Colturi (ALB) 2:18,24 +2,19 1:08,39 1:09,85
17. Britt Richardson (CAN) 2:18,59 +2,54 1:07,94 1:10,65
18. Zrinka Ljutic (CRO) 2:18,89 +2,84 1:07,67 1:11,22
19. Clara Direz (FRA) 2:18,95 +2,90 1:08,36 1:10,59
20. Asja Zenere (ITA) 2:19,21 +3,16 1:08,83 1:10,38
21. Ana Bucik Jogan (SLO) 2:19,24 +3,19 1:09,45 1:09,79
22. Michelle Gisin (SUI) 2:19,48 +3,43 1:07,99 1:11,49
23. Estelle Alphand (SWE) 2:19,75 +3,70 1:09,10 1:10,65
24. Fabiana Dorigo (GER) 2:19,97 +3,92 1:09,62 1:10,35
25. M. Gasienica-Daniel (POL) 2:20,06 +4,01 1:08,97 1:11,09
. Wendy Holdener (SUI) 2:20,06 +4,01 1:09,52 1:10,54
27. Franziska Gritsch (AUT) 2:20,14 +4,09 1:09,25 1:10,89
28. Simone Wild (SUI) 2:20,17 +4,12 1:09,48 1:10,69
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Ausgeschieden im 2. Durchgang: Ricarda Haaser (AUT), Cassidy Gray (CAN)
Nicht für 2. Durchgang qualifiziert: 34. Katharina Truppe +3,95 - 37. Katharina Huber +4,05 - 51. Lisa Hörhager (alle AUT) +5,28
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