Hermann Maier spricht über ...
- den Status quo des österreichischen Herren-Teams
„Klar baut man beim ÖSV im Moment auf wenig Leute. Das hat schon 2015 angefangen, dass man die Karte auf zu wenige Personen gesetzt hat. Wenn du einen herausragenden Athleten hast, dann sollte man mit dem mittrainieren. Das zieht die anderen mit, wenn sie sich an den Besten orientieren können. Das ist ab 2015 abgegangen, und deshalb fehlt ein gewisser Stock.“
- die Qualität des ÖSV-Abfahrtsteams
„Die Rennen haben in diesem Winter alle unter guten Voraussetzungen und bei super Verhältnissen stattgefunden. So viel Pech kannst du gar nicht haben. Die Zahlen belegen es ja eh. Man muss eingestehen, dass es bei einigen Athleten schon ein Zufall wäre, wenn sie in die Top fünf fahren würden.“
- die WM in Saalbach-Hinterglemm
„Die WM ist definitiv eine Riesenchance, weil im Endeffekt die Erwartungshaltung inzwischen sehr weit herunten ist. Zu meiner Zeit war bei der WM 2001 in St. Anton eine Silbermedaille eigentlich schon eine Enttäuschung. Bei dieser WM ist der Druck nicht wirklich vorhanden.“
- die Medaillenchancen der ÖSV-Herren
„Logischerweise Manuel Feller, der fährt einen schnellen Schwung. Für ihn ist der Weltcup gelaufen, da kann es für ihn richtig passen bei der WM. In den schnellen Disziplinen Kriechmayr, der war zwei Mal am Podest, ist jetzt aber verletzt. Sonst muss man klipp und klar sagen: Jeder andere wäre eine Überraschung.“
- die neue Abfahrergeneration rund um Stefan Eichberger
„Er hat mich positiv überrascht, allein schon durch seine Statur bringt er viel mit. In Beaver Creek war er noch ein No Name und ist hervorragend gefahren und hat sehr unbekümmert gewirkt. Aber wenn man in Österreich ein bisschen ins Rampenlicht rückt, dann wird es für den einen oder anderen Athleten ein wenig schwieriger.“
„Im Nachwuchs- und Schülerbereich brechen leider schon viele weg mit Verletzungen. Der Körper gibt das einfach nicht her, was das Material heute vorgibt. Teilweise verlieren die Leute die Lust und werfen das Handtuch. Und jetzt stehen wir da, wo wir sind. Die Köpfe rauchen jetzt eh, was man alles besser machen kann. Wahrscheinlich muss man einen eigenen Weg einschlagen, damit man in langer Zukunft wieder vorne hinkommt. Und da rede ich jetzt gar nicht von den nächsten Jahren.“
- die vielen schweren Stürze und Verletzungen im Weltcup
„Ich bin seinerzeit als Kind auch abgeschreckt worden. Da ist der Klaus Gattermann (Anm. ein deutscher Abfahrer) bei der Hausbergkante in Kitzbühel kopfüber runtergeflogen und ich habe mir gedacht: Um Gottes Willen. Früher hat es auch schon viele Stürze gegeben. Natürlich ist es tragisch, aber man wird die Stürze nie verhindern können. Eine Abfahrt ist kein Computerspiel.“
- den Ruf Österreichs als Skination
„Wenn ich mir die Tourismuszahlen anschaue, dann sind wir auf alle Fälle eine Skination. Es kommen viele aus anderen Ländern zu uns. Aber die eigenen Leute fahren nicht mehr so viel Ski wie früher. Wann hat es den letzten Spitzenläufer aus Kitzbühel gegeben? In Tourismus-Hotspots stellen sich die Leute heute die Frage: Warum soll ich mir das überhaupt antun? Wenn man dann noch den Aufwand und die Verletzungsgefahr bedenkt – da kann man sich ein schöneres Wochenende machen.“
- den Schweizer Superstar Marco Odermatt
„So wie er sich präsentiert, wird in Kitzbühel kein Weg an ihm vorbeiführen. Ich glaube, dass er beide Rennen gewinnen wird. Und jetzt gehen ihm die Gegner auch noch aus, weil es so viele gute Läufer erwischt hat.“
- seine eigenen sportlichen Aktivitäten
„Ich bin sehr oft Langlaufen, Skitouren natürlich, im Sommer Radfahren. Und meine große Leidenschaft ist inzwischen das Kitesurfen.“
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