Vonn jagt Allzeitrekord

Die Unbekannte: Rückkehrerin Lindsey Vonn.
Der 30-jährigen fehlen noch zwei Siege zur Bestmarke von Annemarie Moser-Pröll.

Der Schweizer Wettermann seufzt aus dem Autoradio: Das Jahr 2014 wird an vielen Orten als wärmstes seit Beginn der Messungen in die Geschichte eingehen. Und die wird immerhin schon seit 150 Jahren geschrieben.

Ein paar Kilometer weiter, im französischen Val d’Isère, stöhnen sie ebenfalls: Überraschend hat es über Nacht mehr geschneit als gedacht, seit dem Vormittag regnet es wie befürchtet. Die Alpin-Damen, für die ein Abfahrtstraining geplant war, werden auf den Freitag vertröstet.

Lindsey Vonn, die die Abfahrt in Savoyen vor einem Jahr abbrechen musste, weil ihr rechtes Knie mangels intaktem Kreuzband den Belastungen nicht standhielt, ist zurück. Und die 30-jährige Amerikanerin hat ein erstaunliches Comeback in Lake Louise gefeiert: Achte in der ersten Abfahrt, Erste in der zweiten, Zweite im Super-G. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder Erfolge feiern würde", sagt die nun 60-fache Weltcupsiegerin. "Vor allem aus der ersten Abfahrt habe ich sehr viel gelernt." Zwei Siege fehlen noch zum Allzeitrekord von Annemarie Moser-Pröll.

Ihr Comeback führte von Kanada nach Beaver Creek in die USA, wo die Dame aus dem benachbarten Vail auf der Herren-Abfahrt Birds of Prey trainierte. "Das war etwas heftig", stellt Vonn fest, "eine Herausforderung. Aber ich habe wieder Fortschritte gemacht, mich an die Geschwindigkeit gewöhnt und mehr Aggressivität in mein Skifahren gebracht."

Lindsey Vonn ist da, aber noch längst nicht wieder dort, wo sie vor ihrem ersten Kreuzbandriss vor knapp zwei Jahren war. "Der Riesenslalom ist im Training schon erstaunlich gut gegangen." In dieser Disziplin will sie zur oder nach der WM zurückkehren. "Aber ob ich noch einmal Slalom fahre ... ich weiß es nicht. Ich bin seit zwei Jahren nicht mehr durch die Stangen gefahren, und es ist schwierig, wenn du von hinten kommst."

Die Gejagte

Derlei Sorgen sind Tina Maze fremd. Die 31-jährige Slowenin hat aus den ersten neun Rennen 560 Punkte auf ihr Konto gebucht, fast so viele wie bei ihrem Gesamtweltcupsieg mit Punkterekord (2414) im vorletzten Winter. Damals waren es 577. "Dabei war der Start in die Saison sehr schlecht", sagt Maze mit Blick auf den Riesenslalom in Sölden, "erst danach habe ich angefangen, so zu fahren, wie ich es mir vorstelle. Vor allem im Riesenslalom habe ich aber noch viel Arbeit vor mir."

Tina Maze hat vor allem ein Ziel am kommenden Samstag, wenn ab 10.30 Uhr in Val d’Isère abgefahren wird (live ORFeins): Endlich einmal nach einem Erfolg auch das darauffolgende Rennen zu gewinnen – denn das hat die 26-fache Weltcupsiegerin noch nicht geschafft.

Mit Anna Fenninger und Kathrin Zettel sind der Slowenin zwei Österreicherinnen als erste Verfolgerinnen auf dem Fersen. Die Gesamtweltcup-Titelverteidigerin aus Adnet ist mit 257 Punkten Rückstand Zweite, und der Olympiasiegerin im Super-G ist die Rolle der Jägerin durchaus sympathisch. "Wobei es mir andersrum auch ganz gut gefallen hat", sagt die 25-Jährige mit Blick auf das Finale des letzten so erfolgreichen Winters.

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