Fischbacher: Comeback der Ausgebooteten
Freitag Nebel, Samstag Nebel, Sonntagvormittag Nebel. Immer wieder musste die Damen-Abfahrt in Crans-Montana in der Schweiz verschoben werden. Doch die Warterei hat sich gelohnt. Zumindest für eine Rennläuferin, die Experten am wenigsten auf der Rechnung hatten. Andrea Fischbacher, 28, erteilte mit ihrem ersten Sieg seit fünf Jahren dem ÖSV die beste Antwort auf ihre Nichtberücksichtigung für Olympia.
Das sonntägige Damenrennen im sündteuren Wintersportort Crans-Montana beeindruckte TV-Zuschauer wesentlich mehr als die verkürzten Herren-Abfahrten am Freitag und Samstag im norwegischen Kvitfjell.
"Die Bedingungen hier", sagte die deutsche Weltcup-Führende Maria Höfl-Riesch "erfordern viel Gefühl, technisches Können und Selbstvertrauen."
Zumindest Letzteres schien Andrea Fischbacher längst eingebüßt zu haben. Und so war es nur logisch, dass sich Anna Fenninger im Zielraum schon zu ihrem ersten Abfahrtssieg gratulieren ließ. Und dass sich auch Elisabeth Görgl – voreilig – über einen Podestplatz neben Fenninger und der Slowenin Tina Maze freute.
Wer konnte auch damit rechnen, dass die blonde Frau mit Startnummer 29 noch an der Spitze mitmischen würde können. Schließlich war Fischbacher nicht einmal nach Sotschi mitgenommen worden. Selbst ihr Super-G-Olympiasieg 2010 war aus Sicht der Trainer kein Bonus.
Aschenbrödel
Fischbacher musste sich mit einer Aschenputtel-Rolle abfinden und vom Bildschirm aus miterleben, wie ihre Salzburger Landsfrau Fenninger in Sotschi nach Gold euphorisch gefeiert und nur so nebenbei erwähnt wurde, dass Fischbacher Gleiches schon vor vier Jahren in Vancouver gelungen war.
Unbeachtet von der Öffentlichkeit trainierte Fischbacher während der Olympia-Zeit in Österreich mit Coach Karlheinz Pichler. "Ich habe mit dem Charly an der Grundtechnik gefeilt und das Selbstvertrauen wiedergefunden. Aber mit so etwas wie jetzt in Crans-Montana habe ich nicht gerechnet", sagte die Großcousine von Hermann Maier, zugebend, dass sie kurzfristig nahe daran gewesen war, "endgültig den Hut drauf zu hauen."
Kaum im Ziel angekommen, wurde die auf dem Schneeboden liegende Fischbacher von Betreuerinnen und Teamkolleginnen geherzt und gebusserlt. Selbst Fenninger meinte, obwohl sie ein weiteres Mal um ihren ersten Abfahrtssieg umgefallen war: "Meine Freude ist ehrlich, auch wenn ich auf meinen ersten Abfahrtssieg weiter warten muss. Ich bin heute für die Fischi so glücklich, dass das alles überstrahlt."
Endstand: | |||
1. | Andrea Fischbacher | AUT | 1:34,00 |
2. | Anna Fenninger | AUT | 1:34,15 |
3. | Tina Maze | SLO | 1:34,47 |
4. | Elisabeth Görgl | AUT | 1:34,49 |
5. | Edit Miklos | HUN | 1:34,82 |
6. | Lotte Smiseth Sejersted | NOR | 1:34,83 |
7. | Fabienne Suter | SUI | 1:34,94 |
8. | Nicole Schmidhofer | AUT | 1:35,08 |
9. | Maria Höfl-Riesch | GER | 1:35,26 |
10. | Dominique Gisin | SUI | 1:35,35 |
11. | Nicole Hosp | AUT | 1:35,41 |
12. | Daniela Merighetti | ITA | 1:35,42 |
13. | Regina Sterz | AUT | 1:35,67 |
14. | Stefanie Moser | AUT | 1:35,74 |
Weiter: | |||
20. | Tamara Tippler | AUT | 1:36,59 |
27. | Mirjam Puchner | AUT | 1:37,24 |
Out u.a.: Cornelia Hütter (AUT), Lara Gut, Marianne Kaufmann-Abderhalden (beide SUI) |
Geboren: 14. Oktober 1985 Schwarzach im Pongau/SalzburgWohnort: Eben in Pongau/SalzburgGröße/Gewicht: 1,64 m/59 kgFamilienstand: ledigVerein: Union SK Eben/PongauHobbys: Sport, Motorrad, Lesen Homepage: www.andrea-fischbacher.atGrößte Erfolge: Olympia (1 Gold): Gold Super-G 2010 Vancouver, 4. Abfahrt VancouverWM (1 Bronze): Bronze Super-G 2009 Val d'Isere, 7. Super-G 2005 Santa Caterina und Abfahrt 2009 Val d'IsereWeltcup: 3 Siege (2 Abfahrten, 1 Super-G)Junioren-WM: Gold Super-G 2004 Maribor und 2005 BardonecchiaEuropacup: Gesamtsiegerin 2005Sonstiges: Österreichs "Sportlerin des Jahres 2010"
Kommentare