Warum Ski-Weltmeister Haaser nicht der "Iceman" sein möchte
Neue Rolle: Als Riesentorlauf-Weltmeister von Saalbach-Hinterglemm rückte Raphael Haaser ins Rampenlicht.
Mit Kosenamen ist es so eine Sache. Man kann sie sich nicht aussuchen, sie werden einem einfach verpasst. Ob man will oder nicht, ob er nun passend ist, oder völlig an den Haaren herbeigezogen. Raphael Haaser hat zum Beispiel einen Kosenamen, mit dem er überhaupt nichts anfangen kann.
Iceman haben Medien irgendwann einmal begonnen, den Riesentorlauf-Weltmeister zu nennen. Das hat sich irgendwie verselbstständig, seit er bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm zwei Medaillen gewonnen hat. In der neuesten Ausgabe des Ski Austria Magazins ziert Haaser das Cover, für das Foto wurde sein Gesicht mit Schneekristallen und Eissplittern übersät.
Iceman halt.
Raphael Haaser kann sich nicht wirklich für diesen frostigen Kosenamen erwärmen. Überhaupt würde kein einziger seiner Freude oder Teamkollegen ihn so nennen, meint der 28-jährige Tiroler vielsagend.
Unglaubliches Potenzial
Dieses Verwirrspiel um den Begriff Iceman sagt viel über diesen Raphael Haaser aus. Obwohl der Allrounder vom Achensee nun schon seit etlichen Jahren den Weltcup beehrt, so ist er für viele immer noch ein kleines Mysterium und nicht wirklich greifbar. Wenn Raphael Haaser etwa im Gespräch extrem kurz angebunden ist, um dann im nächsten Moment mit einem Augenzwinkern wieder einen feinen Humor zu offenbaren.
Wenn man öfter auf der Straße erkannt wird, hat man nicht alles falsch gemacht.
Riesentorlauf-Weltmeister
Genauso fährt der Tiroler auch Ski. Den ersten Podestplatz fuhr der Kraftlackl im Dezember 2021 im Super-G auf der pickelharten Stelvio in Bormio ein, bei der Fahrt zu WM-Gold im Riesentorlauf wiederum bewies Raphael Haaser sehr viel Feingefühl für den Schnee. Verständlich, dass ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer in höchsten Tönen von seinem Schützling schwärmt. „Er hat unglaubliches Potenzial.“
In seine neue Rolle als Ski-Held muss der dreifache WM-Medaillengewinner erst noch hineinwachsen. Haaser ist keiner, der ins Rampenlicht drängt oder die große Bühne braucht. „Ich meide dann doch eher die Menschenansammlungen.“
Als er noch kein Weltmeister seines Faches war, ging das noch leichter. Aber nach der Heim-WM wurde Raphael Haaser herumgereicht und musste abseits der Piste einen öffentlichen Slalom zwischen Ehrungen und Einladungen machen. „Ich weiß nicht, ob ich mich jemals daran gewöhnen werde, dass mehr Augen auf mich gerichtet sind. Andererseits: Wenn man öfter auf der Straße erkannt wird, dann hat man nicht alles falsch gemacht.“
Kleiner Aufholbedarf
Raphael Haaser mag zwar der amtierende Weltmeister in dieser Disziplin sein, beim ersten Riesentorlauf dieser Saison am Sonntag in Sölden zählt der Tiroler trotzdem nur zu den Außenseitern. Im Weltcup war er im Riesentorlauf bisher noch nie besser als Siebenter, deshalb sollte man von ihm auch keine Wunderdinge erwarten. „Der WM-Titel ändert nichts an meiner Herangehensweise. Das Skifahren bleibt das Gleiche, ich muss nur schauen, dass ich Leistung bringe.“
Kommentare