Warum Speed-Ass Mirjam Puchner beim Super-G zuschauen muss

Mirjam Puchner überzeugte im Training für die Abfahrt
Mirjam Puchner war im zweiten Abfahrtstraining eine Klasse für sich, fehlt aber im ersten WM-Speedrennen. Cornelia Hütter nimmt den Super-G (11.30 Uhr) mit einer Portion Gelassenheit in Angriff.

Dürfte Mirjam Puchner selbst eine Abfahrtspiste entwerfen, sie würde wohl eine frappierende Ähnlichkeit mit der Ulli-Maier-Strecke am Zwölferkogel haben. Die Pongauerin hat einen Hang für Hänge wie diesen, auf dem sich lang gezogene Kurven mit Gleitpassagen und vielen Wellen und Sprüngen abwechseln. Genau auf so einer Abfahrt kann die groß gewachsene Salzburgerin (1,80 Meter) ihre Vorzüge ausspielen.

Es war von Anfang an zu erwarten gewesen, dass sich Puchner in der internen Qualifikation einen Startplatz für die WM-Abfahrt am Samstag schnappen würde. Überraschend war dann aber, wie eindrucksvoll das passiert ist und wie selbstbewusst und souverän sich die 32-Jährige am Mittwoch im zweiten Abfahrtstraining präsentierte.

Neue Sicherheit

73 Hundertstelsekunden Vorsprung sind eine Welt im Abfahrts-Kosmos und so bekam Puchner nach ihrer Trainingsbestzeit am Mittwoch auch sofort einen neuen Status umgehängt: Aus der Abfahrerin, die um einen Startplatz zittern musste, wurde auf einen Schlag eine Mitfavoritin auf die Medaillen.

Mirjam Puchner hat kein Problem mit dieser Rolle. Das ist auf jeden Fall eine bedeutend angenehmere Situation als bei den Rennen vor dieser WM, als die Olympia-Zweite von 2022 (Super-G) häufig neben den Skischuhen stand. „Ich habe in dieser Saison sicher nicht das gezeigt, was ich kann“, weiß Puchner.

Aber dieses hartnäckige Formtief scheint nun wie von Geisterhand verschwunden, seit die 32-Jährige einen Fuß in das Glemmtal gesetzt hat. Mit zwei gelungenen Fahrten über die Ulli-Maier-Strecke hat sie die Lockerheit und Sicherheit wieder gefunden – beides Eigenschaften, die bei einem Großereignis von goldener Bedeutung sind.

„Mir taugt diese Abfahrt“, versichert die Siegerin von zwei Weltcuprennen, die mit 139,22 km/h gestoppt wurde. Die Qualifikation für das Rennen sei jedenfalls nur ein kleines Etappenziel gewesen. „Ich will mehr.“

Große Ruhe

Angesichts der klaren Bestzeit stellte sich sogar die Frage, ob sich Puchner nicht auch einen Startplatz für den Super-G am Donnerstag (11.30/live ORF1) verdient hätte, doch Chefcoach Roland Assinger wiegelte sofort ab. Mit Cornelia Hütter, Stephanie Venier, Ricarda Haaser und Ariane Rädler, die in der Abfahrt zusieht, nominierte er jenes Quartett, das im Weltcup die besten Ergebnisse vorweisen konnte.

Alles steht und fällt freilich mit Teamleaderin Hütter, die sich als Einzige aus dem ÖSV-Skiteam in diesem Winter schon in die Siegerliste eintragen konnte. Seit dem Gewinn ihrer WM-Bronzemedaille vor zwei Jahren (Super-G) strahlt die Steirerin eine Gelassenheit aus, die gerade bei einer Heim-WM gewinnbringend sein kann. „Man soll bei einer WM nichts Spezielles machen“, sagt Hütter vor dem Super-G. „Wenn ich das runterkriege, das ich mir im Kopf vorstelle, dann kann vieles möglich sein.“

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