Der Druck war groß, als Anna Fenninger zum WM-Riesentorlauf in Schladming antrat. Doch die damals 23-jährige Salzburgerin hielt dem Druck stand und holte vor eigenem Publikum Bronze im Riesentorlauf.
Es folgten weitere Medaillen bei Weltmeisterschaften, sowie olympisches Gold in Sotschi. Seit 2016 ist sie mit Manuel Veith verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder. Im Gespräch mit dem KURIER erinnert sich Anna Veith an die Heim-WM und ihr Leben als Skiprofi.
KURIER: Wie sind Ihre Erinnerungen an die WM 2013?
Anna Veith: Intensiv. Es war meine dritte WM. Ich habe bei jedem Großereignis viel dazugelernt, aber in Schladming am meisten. Ich habe mitbekommen, wie es ist, in der Heimat in der Favoritenrolle zu starten, den Druck zu spüren, die Emotionen.
Wie ging es Ihnen dabei?
Zu Beginn habe ich nicht damit umgehen können. In den ersten drei Bewerben – Super-G, Abfahrt und Kombi – habe ich mich ablenken lassen, obwohl ich wusste, dass genau das nicht passieren darf. Vor dem vierten wusste ich: Das muss ich ändern. Allein, ich wusste nicht wie.
Sie haben trotzdem Bronze im Riesentorlauf geholt.
Ich habe dann versucht, locker zu lassen. Immer wenn ich gemerkt habe, ich lande mit meinen Gedanken in einer Sackgasse, habe ich versucht, mehr in die Richtung zu denken: Es ist egal, was dabei rauskommt.
Schwierig, auf Kommando locker zu sein.
Richtig. Ich habe mich gefragt: Was passiert, wenn ich heute keine Medaille hole? Die Antwort war: gar nichts. Es muss dir egal sein. Erst als ich dieses Wurschtigkeitsgefühl herstellen konnte, habe ich es geschafft, mein ganzes Potenzial abzurufen. Mein Motto war: Ich kann die Chance heute nutzen – und wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter. Das hat mich 2014 bei Olympia in Sotschi und 2015 bei der WM in Beaver Creek, wo ich jeweils Gold geholt habe, extrem erfolgreich gemacht.
Haben Sie noch einen anderen Tipp für die österreichischen Starterinnen?
Es ist schwierig, Tipps zu geben. Jeder ist vom Typ her anders. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, mit den Herausforderungen bei einer Heim-WM umzugehen. Ich wünsche den Österreicherinnen, dass es ihnen gelingt.
Sie hatten in Ihrer Karriere mit schweren Verletzungen zu kämpfen. Wie geht es Ihrem Körper heute? Was tut in der Früh beim Aufstehen alles weh?
Meine Tochter ist aktuell in einer Phase, in der sie sehr oft getragen werden will. Wenn ich zum Beispiel etwas koche, will sie zuschauen und dabei sein. Das ist sehr anstrengend für meine Schultern und meinen Rücken. Die Verletzungen aus meiner Karriere sind aber überhaupt kein Thema mehr. Im Alltag habe ich gar keine Probleme, auch Skifahren geht gut. Ich kann sogar wieder laufen, das konnte ich während meiner aktiven Karriere gar nicht.
Hat Sie ein Comeback je gereizt?
Nein, unmittelbar nicht.
Keine Sekunde lang?
Nein, aktuell nicht, weil ich weiß, was alles dazugehört, so ein Comeback zu bewältigen. Und ich bin im Moment nicht bereit, das alles für den einen Moment auf mich zu nehmen, in dem ich am Start stehe, um das Rennen zu fahren. Ich habe das ohnehin schon ein Leben lang gemacht. Warum sollte ich zu etwas zurückgehen, mit dem ich erfolgreich abgeschlossen habe? Es gibt aktuell keinen Grund, in mein altes Leben zurückzukehren. Trotzdem finde ich Wildcards spannend und reizvoll.
Konnten Sie Marcel Hirscher verstehen, als er in sein altes Leben zurückgekehrt ist?
Er wiederum hatte diesen ausschlaggebenden Grund – seine eigene Ski-Marke. Er konnte als ein anderer Marcel, als der er vorher war, in den Ski-Zirkus zurückkehren. Ich konnte das verstehen und fand es auch super. Es tut mir leid für ihn, dass er sich so stark verletzt hat.
Wie oft gehen Sie noch Skifahren?
Vergangenes Jahr gar nicht, da war ich schwanger. Heuer war ich zweimal beruflich Skifahren, dann mit meinem Sohn drei- bis viermal. Privat für mich war ich zweimal mit meinem Mann für eine Stunde unterwegs. Wir müssen daheim in Schladming nur vor die Tür gehen und können die Ski anschnallen. Das hat Spaß gemacht.
Auf carpediem.life/anna entwickelte Anna Veith ein Trainingsprogramm mit kostenlosen Fitnessvideos.
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