Reichelt-Triumph im Super-G von Beaver Creek

Der Österreicher gewinnt vor Kjetil Jansrud und Alexis Pinturault. Marcel Hirscher scheidet aus.

Kjetil Jansrud, wer sonst? Es herrschte Einigkeit in der Ski-Welt über die Favoritenrolle vor dem zweiten Super-G der Saison in Beaver Creek. Die drei bisherigen Speedrennen hatte der 29-jährige Norweger gewonnen. Auch im vierten könne er sich wohl nur selbst schlagen, so der Tenor.

Und das tat er.

Wie viele Läufer zuvor hatte der bisherige Speed-König auf dem technisch anspruchsvollen Kurs seine Probleme, kam nach gutem Zwischenstand aus der Kompression geflogen und musste sich in dieser Saison erstmals geschlagen geben. Denn ein Österreicher war auf der WM-Strecke von 2015 schneller: Hannes Reichelt. Der Kitzbühel-Sieger gewann mit einer halben Sekunde Vorsprung, der Franzose Alexis Pinturault wurde Dritter.

„Ich liebe es einfach da runter“, sagte Reichelt im Ziel, nachdem er die sieglose Super-G-Zeit der rot-weiß-roten Herren nach 1009 Tagen beendet hatte. Der 34-jährige Salzburger feierte nach zwei dritten Plätzen auf der berühmt-berüchtigten Birds of Prey (2012, 2013) den bereits dritten Sieg seiner Karriere in Colorado ( USA). Vor neun Jahren hatte er dort zum ersten Mal auf das oberste Treppchen eines Siegespodests steigen dürfen.

Rennen am Limit

„Ich habe gewusst, das ich schnell bin“, sagte Reichelt, der bei den bisherigen Speed-Rennen in Nordamerika immer unter den besten zehn gelandet war (9., 6., 8.). „Aber das Limit habe ich in den letzten Rennen noch nicht gefunden.“ Das sollte dann am Samstag gelingen.

Damit hatte der Radstadter mehr Glück als einige seiner Team-Kollegen, die von der anspruchsvollen WM-Strecke abgeworfen wurden. Vincent Kriechmayr, Max Franz und Patrick Schweiger schafften es nicht ins Ziel. Auch Marcel Hirscher ging bei seinem dritten Super-G-Start in Beaver Creek, den er vor allem als Testfahrt für die Weltmeisterschaft im Februar absolvierte, zu ungestüm ans Werk: Der Salzburger raste nach gutem Zwischenstand (vier Zehntel Rückstand) an einem Tor vorbei. Nur Georg Streitberger (6.) schaffte noch unter die Top 15. Auch Österreichs große Speed-Hoffnung Matthias Mayer reihte sich unter jene rot-weiß-roten Läufer, die kopfschüttelnd den Zielraum verließen.

Der Ärger von Favorit Jansrud über das Ende seiner perfekten Serie war schnell verflogen. „Ich habe mich eher über den Fehler geärgert, nicht über die Platzierung“, sagte der Norweger. Bescheiden streute der Führende im Gesamtweltcup dem Sieger Rosen: „Hannes ist richtig stark gefahren.“

Rennen um die Kugel

Im Gesamt- und Disziplinweltcup bleibt der Norweger voran. Die 80 Punkte, die der zweite Super-G-Rang brachte, stimmten Jansrud fröhlich: „Ich nehme mit, was ich mitnehmen kann“, sagte er gewohnt gut gelaunt. Auch für den Riesentorlauf am Sonntag hat er sich einiges vorgenommen: „Hoffentlich werde ich ein bisserl besser als 15. Ich gehe sicher mit gutem Gefühl an den Start.“

Dass der würdige Stellvertreter von Speed-König Svindal ein Konkurrent im Kampf um die große Kristallkugel ist, weiß auch Titelverteidiger Hirscher: „Der ist im Moment technisch so fein unterwegs. Er hat schon fast 400 Punkte, und das um diese Jahreszeit. Sehr stark.“

Endstand
1. Hannes Reichelt (AUT) 1:12,78
2. Kjetil Jansrud (NOR) 1:13,30 +0,52
3. Alexis Pinturault (FRA) 1:13,40 +0,62
4. Peter Fill (ITA) 1:13,44 +0,66
5. Dominik Paris (ITA) 1:13,60 +0,82
6. Georg Streitberger (AUT) 1:13,62 +0,84
7. Didier Defago (SUI) 1:13,77 +0,99
8. Matteo Marsaglia (ITA) 1:13,79 +1,01
9. Carlo Janka (SUI) 1:13,81 +1,03
10. Andrew Weibrecht (USA) 1:13,85 +1,07
11. Ted Ligety (USA) 1:13,89 +1,11
12. Dustin Cook (CAN) 1:13,93 +1,15
13. Thomas Tumler (SUI) 1:13,94 +1,16
14. Jan Hudec (CAN) 1:13,99 +1,21
15. Adrien Theaux (FRA) 1:14,02 +1,24
16. Morgan Pridy (CAN) 1:14,03 +1,25
17. Matthias Mayer (AUT) 1:14,04 +1,26
18. Thomas Mermillod Blondin (FRA) 1:14,15 +1,37
19. Werner Heel (ITA) 1:14,17 +1,39
20. Christof Innerhofer (ITA) 1:14,22 +1,44
21. Otmar Striedinger (AUT) 1:14,32 +1,54
22. Sandro Viletta (SUI) 1:14,34 +1,56
23. Beat Feuz (SUI) 1:14,39 +1,61
24. Tim Jitloff (USA) 1:14,41 +1,63
25. Thomas Biesemeyer (USA) 1:14,50 +1,72
26. Alexander Glebow (RUS) 1:14,52 +1,74
27. Johan Clarey (FRA) 1:14,65 +1,87
28. Travis Ganong (USA) 1:14,78 +2,00
29. Romed Baumann (AUT) 1:14,85 +2,07
30. Natko Zrncic-Dim (CRO) 1:15,09 +2,31
Weiter:
35. Joachim Puchner (AUT) 1:15,54 +2,76

Kommentare