ÖSV-Star Mirjam Puchner: „Jetzt bist du weg vom Fenster“
Mirjam Puchner
Manchmal ertappt sich Mirjam Puchner dabei, dass sie mit ihren Gedanken abdriftet und eine kurze Zeitreise in die Vergangenheit unternimmt. Dann landet die 33-jährige Salzburgerin unweigerlich im Februar, als sie in Saalbach-Hinterglemm als Lokalmatadorin WM-Silber in der Abfahrt gewann.
„Es ein schon ein großes Privileg, eine Heim-WM erleben zu dürfen. Aber dort auch noch eine Medaille zu gewinnen, macht das Ganze noch spezieller“, sagt Puchner. Am Freitag starten sie und ihre Speedkolleginnen in St. Moritz so spät wie nie in den Olympiawinter. Mirjam Puchner über ...
... die Bedeutung ihrer Silbermedaille von Saalbach
"Wenn ich am Freitag in St. Moritz am Start stehe, nützt mir die Silbermedaille rein gar nichts, weil es wieder bei null losgeht. Grundsätzlich hat diese Medaille für mich einen extrem hohen Wert. Vor allem in den Momenten, wenn es im Training zäh hergeht und es einmal nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Da denke ich dann gerne zurück und bin auch stolz. Wie viele schaffen es, bei einer Heim-WM aufs Podest zu fahren? Überhaupt nach so einer Saison, wie ich sie erlebt habe."
... ihren Winter 2024/’25
"In Wahrheit war die ganze letzte Saison zum Vergessen. Eigentlich hatte ich im Weltcup nur Frusterlebnisse. Mit jedem Rennen, das ich verpatzt habe, ist es noch schlimmer geworden. Irgendwann habe ich mir gedacht: Jetzt bist du dann wirklich weg vom Fenster und verpasst echt die WM. In Wahrheit habe ich es nur in dieser einen Woche in Saalbach auf den Punkt gebracht. Ich durfte Quali fahren und plötzlich war der Spaß am Skifahren da."
... ihre mentale Stärke bei Großereignissen
"In Peking habe ich 2022 in meinem allersten Rennen bei Olympia gleich eine Medaille gewonnen. Seither weiß ich, dass ich meine Leistung am Tag X abrufen und auf den Punkt bringen kann. Ich habe das jetzt schon zwei Mal gezeigt. Das ist für den Kopf sehr wichtig. Auch wenn es wieder zu Olympia geht."
... ihren Erfolgshunger
"Ich könnte jetzt sagen: Ich habe schon Medaillen bei Olympia und bei der WM gewonnen. Ich muss nicht mehr, ich kann. Andererseits habe auch ich noch meine Ziele und Ansprüche. Die Winterspiele gehören dazu, im Moment habe ich den Fokus aber noch nicht auf Olympia."
... ihre Rückkehr nach St. Moritz, wo sie sich 2017 den Unterschenkel gebrochen hat.
"In den ersten Jahren nach diesem schweren Sturz war ich in St. Moritz immer in einem Zwiespalt. Einerseits habe ich dort 2016 mein erstes Weltcuprennen gewonnen, andererseits habe ich diesen Ort mit großen Schmerzen verbunden. Ich habe lange nicht gewusst, was ich mit St. Moritz anfangen soll. Inzwischen freue ich mich, wenn ich dort fahren darf."
... die Vorbereitung auf die heurige Saison
"Der Herbst war echt lang, die Techniker fahren schon seit Wochen und wir warten immer noch auf das erste Rennen. Leider hatten wir im Trainingslager in Nordamerika nur wenig Schnee und konnten nur auf einer Abfahrt mit 30 Sekunden Fahrzeit trainieren. Deswegen sind wir auch früher abgereist, weil die Bedingungen in Österreich besser waren."
... ihre Zukunftspläne
"Das werden heuer sicher meine letzten Olympischen Winterspiele werden. Ich habe mir schon vor vier Jahren gedacht, dass ich aufhöre. Dann habe ich die Medaille in Peking geholt und das Skifahren hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Noch vier Jahre Rennen zu fahren, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Irgendwann verschieben sich die Prioritäten. Ich sehe mich in vier Jahren nicht mehr im Skiweltcup."
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