Eines muss man Marcel Hirscher lassen: Dem Skistar ist es heuer eindrücklich gelungen, das Sommerloch zu füllen. Die brennende Frage, ob der 30-Jährige seine Karriere fortsetzen wird, beschäftigt das Land schon länger als das Ibiza-Video.
Unmittelbar nach der letzten Saison hatte Hirscher bereits erklärt, sich ernsthaft Gedanken über seine Zukunft machen zu müssen. Als er am 6. August zu seinem alljährlichen Sommergespräch lud, schien es, als habe der Salzburger bereits eine Entscheidung getroffen. Doch dann sagte Hirscher den Termin in Golling kurzfristig ab und befeuerte damit selbst weiter die Spekulationen.
Jetzt erlebt das Rätselraten über die Zukunft des achtfachen Gesamtweltcupsiegers einen neuen Höhepunkt. Zumindest bis zum kommenden Mittwoch dürfen die Ski-Fans noch hoffen und bangen und spekulieren, wie’s mit dem Seriensieger weiter geht.
Am 4. September wird Hirscher in Salzburg nun endlich seine Pläne für die Zukunft präsentieren. Zur Prime Time, live im Fernsehen – schon allein deshalb wird der 30-Jährige diesmal keinen Rückzieher mehr machen.
Geheimsache Zukunft
Die kurzfristige Absage des lange geplanten Sommergesprächs hatte Marcel Hirscher damit begründet, dass er weitere Bedenkzeit brauche. „Wie sich jeder von euch vorstellen kann, ist die Entscheidung über meine Zukunft keine leichte für mich. Soll ich noch eine Weltcup-Saison fahren oder nicht? Ich habe sie noch nicht getroffen.“
Inzwischen dürfte Marcel Hirscher Klarheit haben, wie er sich seine nähere Zukunft vorstellt. Auch wenn er bisher noch kaum jemanden in seine Entscheidung eingeweiht hat und nichts preis geben will. Rallye-Dakar-Sieger Matthias Walkner, mit dem Hirscher am Montag auf dem Rennbike einige Runden in Spielberg gedreht hatte, konnte seinem Kindheitsfreund jedenfalls nichts entlocken.
Auch beim Österreichischen Skiverband tappen fast alle im Dunkeln. Nur der Präsident hat bereits Kenntnis über die Pläne seines Vorzeigeathleten. „Natürlich bin ich informiert“, stellt Peter Schröcksnadel klar, „aber mehr sage ich dazu nicht, sonst wird nur was hinein interpretiert.“ Nur soviel: „Außer mir weiß es kaum wer im Verband.“
Der ÖSV wurde bislang wohl auch ganz bewusst im Unklaren gelassen. Die Gefahr einer undichten Stelle in diesem riesigen Apparat ist offenbar zu groß. Nur ein enger Kreis kennt die Absichten von Hirscher. Laut KURIER-Informationen hat der Annaberger bereits vor zwei Wochen „Das Gusswerk“ in Salzburg reservieren lassen. Dort wird er am Mittwoch das Geheimnis lüften. Die Einladungen für einen erlesenen Kreis werden am Freitag versendet.
"Ich muss euch enttäuschen" - Best of Marcel Hirscher sagt nichts zur Zukunft
Was spricht dafür dass Hirscher weiter macht? Und was spricht dagegen?
Dafür: Marcel Hirscher ist in Hochform.
Der 30-Jährige hat jetzt acht Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen. Und das immer souveräner. Statt dass die Konkurrenz näher kam, baute Hirscher seine Dominanz von Jahr zu Jahr aus.
Dagegen: Marcel Hirscher gehen die Ziele aus.
Der neunte Weltcupgesamtsieg in Folge ist für Öffentlichkeit und Fans nichts Besonderes mehr. Die Fallhöhe ist groß, ein dritter Platz ist für einen Seriensieger schon eine Niederlage. Auf den Stenmark-Rekord (86) fehlen ihm 19 Siege. An der Marke des Schweden ist aber auch Lindsey Vonn gescheitert (82).
Dafür: Marcel Hirscher ist großartig organisiert.
Der 30-Jährige hat Job und Familie unter einen Hut gebracht. Mit Hilfe von ÖSV und Red Bull reist er mit Helikopter oder Privatjet zu den Rennen, er kann daher so viel Zeit wie nur möglich mit Frau Laura und seinem Sohn verbringen.
Dagegen: Marcel Hirscher ist ein Familienmensch.
Dafür: Das eingespielte Hirscher-Team läuft weiter wie geschmiert.
Der Salzburger hat sich ein Umfeld geschaffen, in dem alles funktioniert und alles auf den gemeinsamen Erfolg ausgerichtet ist. Macht er weiter, würde auch Pressesprecher Stefan Illek den Rücktritt vom Rücktritt verkünden.
Dagegen: Eine Saison anzuhängen, wäre zu wenig.
2019/2020 gibt es kein Großereignis. Fährt Hirscher diese Zwischensaison, dann würde sich aufdrängen, dass er noch bis zur WM 2021 in Cortina d’Ampezzo fährt. Und 2022 stehen die Olympischen Winterspiele in Peking auf dem Programm. "Dort werde ich sicher nicht mehr fahren", hatte Marcel Hirscher schon nach Olympia-Gold 2018 gesagt.
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