Viele hatten Manuel Feller diesen Coup gar nicht mehr wirklich zugetraut. Der Tiroler war lange verschrien als Draufgänger, der sich mit seiner forschen Fahrweise selbst im Weg steht. Dazu wurde er immer wieder von hartnäckigen Rückenproblemen ausgebremst, die ihn zwischenzeitlich an den Rande der Verzweiflung brachten. „Nach meinen Bandscheibenvorfällen war Skifahren kein Thema“, erzählt der 31-Jährige. „Da hatte ich nur mehr im Kopf: Kann ich meinen Alltag wieder normal und schmerzlos bewältigen?“
Auch im vergangenen Sommer wurde Feller wieder von körperlichen Problemen geplagt. Das ging sogar so weit, dass er ernsthaft mit dem Gedanken spielte, sich eine Auszeit zu nehmen. „Ich hatte an ein Jahr Pause gedacht, weil es ohnehin eine Übergangssaison ist“, gibt der 31-Jährige ehrlich zu.
Zu seinem Glück hat sich Feller dann doch anders entschieden. Sonst wäre ihm der beste und beeindruckendste Winter seiner Karriere vorenthalten geblieben. Vier Siege fuhr der Routinier ein, in jedem Slalom der Saison kam er ins Ziel, bis zum heutigen Weltcupfinale in Saalbach-Hinterglemm war er nie schlechter als Fünfter – seit Marcel Hirscher hat kein Läufer diese Disziplin dermaßen dominiert wie aktuell Manuel Feller. „Ich habe gezeigt, dass mir diese Kugel gehört. Das ist eine große Genugtuung.“
Feller besticht in dieser Saison vor allem durch seine Konstanz auf allerhöchstem Niveau. Das ist gerade im Slalom, dieser Disziplin mit der höchsten internationalen Leistungsdichte und den vielen Fehlerquellen, keine Selbstverständlichkeit. „Du hast 60 Tore, die dir einen Strich durch die Rechnung machen können“, weiß Manuel Feller.
Den Fehlerteufel hat der Tiroler auf eindrucksvolle Art und Weise ausgetrieben. Weil Manuel Feller auch seine Lehren aus den forschen jungen Jahren gezogen hat, in denen die Angriffslust oft mit ihm durchging. Heute fährt er mit Köpfchen und setzt auf seine Erfahrung und Rennintelligenz. „Ich habe meine Schwächen erkannt und gelernt, wo es sinnvoll ist, Risiko einzugehen, und wo man besser nicht ans Limit geht.“
Mit dieser Strategie fährt der 31-Jährige gut. Dieser Reifeprozess des zweifachen Familienvaters ist auch abseits der Pisten zu spüren. Nicht nur einmal hatte sich Feller in der Vergangenheit auf Social Media mit seinen Kritikern angelegt. Mal zeigte er den Stinkefinger, mal schimpft er, dass ihm die Nörgler „am A.... vorbeigehen.“ Auch dass er 2021 den Slalomhang in Flachau vor dem Rennen eine „Märchenwiese“ nannte, brachte ihm viel Häme ein.
„Viele Leute wollten damals, dass ich auf die Fresse fliege“, weiß Feller, der dem Druck, den er sich selbst auferlegt hat, stand hielt und auf der Märchenwiese seinen ersten Weltcupsieg feiert. „Und das macht mich heute noch extrem stolz.“
Kommentare