Konkurrenz überhäuft Shiffrin mit Lob

Mikaela Shiffrin reist als heiße Anwärterin auf Slalom-Gold nach Sotschi.
Flachau-Siegerin Mikaela Shiffrin ist in Topform und setzt auf den Fun-Faktor.

Ein "Phänomen", in "Wahnsinnsform", "perfekt", eine "eigene Liga" - befragt man die Rennläuferinnen über Kontrahentin Mikaela Shiffrin, fallen Auszeichnungen im Superlativ-Bereich. Im ersten Durchgang des Flachau-Slaloms hatte die 18-jährige US-Amerikanerin die Konkurrenz am Dienstag deklassiert, im Finale fuhr sie den Sieg unbeirrt heim. Ihre Vorstellung fasste sie in das kleine Wörtchen "Fun".

Nach dem Weltmeistertitel und sieben Weltcupsiegen, drei davon in der aktuellen Saison, wird Shiffrin als Topfavoritin zu den Olympischen Spielen nach Sotschi fahren. "Es ist schön, dass ich die Nationalhymne schon ein paar Mal vor Olympia singen durfte. Hoffentlich kann ich das auch in Sotschi. Es ist cool, als Favoritin dorthin zu reisen. Ich bin 18 und fahre zu Olympia, da wird ein Traum wahr", sagte Shiffrin.

Der gerade gesetzte und zur Tempobolzerei verleitende erste Durchgang schien wie für Shiffrin gemacht. Sie fegte durch die Tore ("Ich hab's einfach laufen lassen und jedes Tor kam noch schneller daher, das hat einfach nur Spaß gemacht") und nahm Marlies Schild 1,09 Sekunden ab. Die Salzburgerin musste als Halbzeitdritte im Finale alles riskieren und patzte. "Es war noch gerader gesetzt. Der Lauf hat dich dazu gezwungen, voll zu attackieren. Einfach runter, ohne Rücksicht auf Verluste", meinte Schild nach Platz 26.

Shiffrin machte zwar mehrere kleinere Fehler, kam trotzdem auf die siebentbeste Laufzeit - nur drei Zehntel hinter der Schnellsten Nicole Hosp (Gesamt-6.) - und ließ die Schwedinnen Frida Hansdotter bzw. Maria Pietilä-Holmner um 0,83 bzw. 1,14 hinter sich. "Wenn man nach dem ersten Durchgang so viel voran liegt, sollte nicht mehr zu viel passieren. Aber andererseits sind neun Zehntel auch ganz schnell dahin", wusste Shiffin, noch immer ganz "aufgedreht" ob der Leistung im ersten. "Das zählt mit zu dem Besten, was ich jemals auf Ski gezeigt habe."

"Watschn"

Michaela Kirchgasser hatte zur Halbzeit von einer "Watschn" gesprochen, die Shiffrin dem gesamten Feld verpasst hatte. "Sie hat eine brutale Lockerheit, sie scheißt sich null. Und speziell im Slalom macht es schon was aus, wenn du dich volles Risiko gehen traust. Beeindruckend, das muss man neidlos anerkennen", sagte die Fünftplatzierte. "Aber sie ist nicht unschlagbar. So was darf man gar nicht denken, denn dann wird man nichts mehr gewinnen."

So sieht das auch die Deutsche Maria Höfl-Riesch, die mit Rang vier ihren Vorsprung auf Anna Fenninger im Gesamtweltcup auf 72 Punkte vergrößert hat. "Sie hat einfach so einen Zug drauf, sie hat im Moment die Lockerheit und die Souveränität, dass sie auch solche Situationen (Fehler im zweiten/Anm.) ohne großen Zeitverlust meistert. Sie ist in einer Wahnsinnsform und im Moment kaum zu schlagen, aber es kommen auch wieder andere Zeiten."

Vielleicht bei den Olympischen Spielen, nannten doch zum Beispiel Hansdotter und Pietilä-Holmner Marlies Schild als Topanwärterin auf Gold in Sotschi. "Aber das Podium von heute ist auch stark und nicht zu verachten", merkte Pietilä-Holmner an.

Der Slalom der Ski-Damen in Flachau hat dem ORF eine beachtliche TV-Quote beschert. Bis zu 1,316 Millionen Zuschauer verfolgten am Dienstagabend den zweiten Durchgang des Nachtrennens. Das ist die höchste Reichweite eines Damen-Weltcuprennens seit 2006, gab der ORF am Mittwoch bekannt. Das Finale hatte im Schnitt 1,105 Millionen Seher. Der Marktanteil lag bei 37 Prozent.

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