Herbe Schlappe für ÖSV-Abfahrer in Lake Louise

Der Norweger Kjetil Jansrud gewinnt die erste Saisonabfahrt vor Guillermo Fayed und Manuel Osborne-Paradis.

Minus 62 Grad Celsius. Nein, weder Irrtum noch dreiste Untertreibung. So kalt fühlt es sich an, wenn man sich mit 100 km/h bei minus 27 Grad fortbewegt. Zum Beispiel gen Tal über eine Skipiste. So geschehen am Samstag bei der ersten Abfahrt der Saison in Lake Louise, wo sich die frostigen Vorhersagen bewahrheitet hatten: Bei strahlendem Sonnenschein und minus 22 Grad wurden die Herren im kanadischen Nationalpark selbst im Ziel noch gründlich schockgefroren. „Das ist eine Riesenumstellung für alle. Normalerweise haben wir es doch immer warm gehabt“, sagte der Steirer Klaus Kröll über die schwierige Aufgabe beim Speed-Auftakt.

Die löste dann wie so oft ein Norweger am besten: Kjetil Jansrud, der seinen verletzten Teamkollegen Aksel Lund Svindal (Achillessehnenriss) würdig vertrat. Gefühlvoll ließ der 29-Jährige die Skier über den bremsenden Neuschnee gleiten und setzte sich mit 14 Hundertstelsekunden Vorsprung von den Verfolgern ab. Mit hohen Startnummern hatten es Guillermo Fayed (F/Startnummer 26) und der umjubelte Kanadier Manuel Osborne-Paradis (27) ex aequo auf Rang zwei geschafft.

Überraschungen

„Es ist schon ein bisserl unglaublich“, sagte Jansrud, der bereits im Training der Schnellste gewesen war und in Kanada die zweite Abfahrt in seiner Karriere nach Kvitfjell im Februar gewann. „Ich habe schon gewusst, dass ich eine gute Form habe, aber ich habe nicht gedacht, dass ich ganz vorne bin. Das hat gut gepasst“, gab der Sieger zu Protokoll, der bisher in Lake Louise nie besser als Neunter (2012) gewesen war. Er sah dabei tatsächlich noch ein wenig ungläubig aus.

Ähnlich wirkte Hannes Reichelt im Ziel. Der Kitzbühel-Sieger wurde bei seinem Weltcup-Comeback nach der Bandscheiben-Operation Neunter und war damit der beste Österreicher im Klassement. „Das hätte ich nicht geglaubt. Normalerweise hätten wir weiter vorne dabei sein müssen. Aber nach vorne ist es nicht so weit, dass wir uns Sorgen machen müssen“, sagte der Salzburger. Klaus Kröll wurde 13., Olympiasieger Matthias Mayer im ersten Rennen nach dem Innenbandeinriss im Knie 15. Auch Florian Scheiber (17.) und Max Franz (18./+1,36 Sekunden Rückstand) hatten sich zumindest noch unter die besten zwanzig gerettet.

Damit blieb den ÖSV-Herren auch 2014 verwehrt, was zuletzt 2010 durch Michael Walchhofer gelang: ein Abfahrtssieg beim Auftakt in Lake Louise. „Das ist schon ziemlich ärgerlich“, sagte Klaus Kröll, den ein Fehler nach der zweiten Zwischenzeit ein besseres Ergebnis kostete. „Dabei habe ich gemerkt, dass die Ski ganz gut laufen“, sagte Kröll über die Talfahrt in der kanadischen Tiefkühltruhe, die FIS-Rennchef Hannes Trinkl heuer bewusst im alten Stil gesteckt hatte: schnell und flüssig. Die nächste Chance zur rot-weiß-roten Wiedergutmachung bietet sich in Gröden am 20. Dezember.

Endstand
1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:50,20 Min.
2. Guillermo Fayed (FRA) 1:50,34 +0,14
. Manuel Osborne-Paradis (CAN) 1:50,34 +0,14
4. Dominik Paris (ITA) 1:50,61 +0,41
5. Marco Sullivan ( USA) 1:50,68 +0,48
6. Beat Feuz (SUI) 1:50,90 +0,70
7. Werner Heel (ITA) 1:50,93 +0,73
8. Patrick Küng (SUI) 1:50,95 +0,75
9. Hannes Reichelt (AUT) 1:50,96 +0,76
10. Johan Clarey (FRA) 1:50,98 +0,78
. Travis Ganong (USA) 1:50,98 +0,78
12. Silvan Zurbriggen (SUI) 1:51,10 +0,90
13. Klaus Kröll (AUT) 1:51,12 +0,92
14. Josef Ferstl (GER) 1:51,23 +1,03
15. Matthias Mayer (AUT) 1:51,28 +1,08
16. Steven Nyman (USA) 1:51,41 +1,21
17. Florian Scheiber (AUT) 1:51,46 +1,26
18. Max Franz (AUT) 1:51,56 +1,36
19. Peter Fill (ITA) 1:51,58 +1,38
. Jan Hudec (CAN) 1:51,58 +1,38
21. Didier Defago (SUI) 1:51,63 +1,43
22. Wiley Maple (USA) 1:51,69 +1,49
23. Carlo Janka (SUI) 1:51,73 +1,53
24. Marc Berthod (SUI) 1:51,75 +1,55
25. Romed Baumann (AUT) 1:51,79 +1,59
26. Marc Gisin (SUI) 1:51,82 +1,62
27. Silvano Varettoni (ITA) 1:51,85 +1,65
28. Sandro Viletta (SUI) 1:51,88 +1,68
29. Benjamin Thomsen (CAN) 1:51,94 +1,74
30. Adrien Theaux (FRA) 1:51,96 +1,76
. Ivica Kostelic (CRO) 1:51,96 +1,76
Weiter:
33. Otmar Striedinger (AUT) 1:52,08 +1,88
38. Markus Dürager (AUT) 1:52,33 +2,13
41. Georg Streitberger (AUT) 1:52,46 +2,26

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