Jan Zabystran: Ein Sensationssieg mit österreichischem Kern

Der Tscheche Jan Zabystran (27) feiert im Zielraum mit einer Flasche Sekt.
Warum der Erfolg im Super-G von Gröden deutsche und österreichische Wurzeln hat und welche Rolle die erste Frau von Donald Trump gespielt hat.

Die ereignisreiche Geschichte der Rennen von Gröden lehrt, dass auf der Saslong grundsätzlich immer mit allem gerechnet werden muss. Manche Aha-Erlebnisse übersteigen dann aber selbst am Schauplatz der größten alpinen Überraschungen jegliche Vorstellungskraft. So mussten die sensationserprobten Grödner Flagge bekennen, dass für die Siegerehrung im Super-G keine tschechische Fahne parat steht.

Wer konnte auch schon davon ausgehen, dass ein gewisser Jan Zabystran dem großen Marco Odermatt die Show stehlen würde?

Zabyswer? Zabyswie? Zabyswas?

Im deutschen Team

Selbst langjährige Wegbegleiter des Skiweltcups runzelten bei diesem Namen die Stirn. Weshalb seit dem Sensationssieg des Liechtensteiners Markus Foser mit Startnummer 66 (Abfahrt 1993) selten einmal um einen Gewinner so ein Griss herrschte wie am Freitag um Jan Zabystran. „Der Sieg fühlt sich völlig surreal an. Ich wäre eigentlich schon mit den Top 30 zufrieden gewesen“, sagte der 27-jährige Überraschungsmann.

Dass No-Name Jan Zabystran mit Startnummer 29 von der schneller werdenden Piste profitierte, ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich hat der Student aus Kadan unweit der deutschen Grenze schon einige vielversprechende Spuren hinterlassen. Sein 8. Rang im März im Super-G von Kvitfjell war eine erste Duftmarke, „und bei uns gibt er im Training inzwischen das Tempo vor und ist für alle ein sehr guter Anhaltspunkt“, ergänzt Romed Baumann.

Vor zwei Jahren hat sich Jan Zabystran dem deutschen Team angeschlossen und seither geht es in der Karriere des Abfahrers steil bergauf. „Bevor ich bei den Deutschen war, hatte ich es schwer. Im Slalom kannst du ja allein trainieren, aber im Speed benötigst du ein Team hinter dir“, erklärt Zabystran.

In den Geschichtsbüchern

Dabei hatte der Ski-Exot vom ältesten Skiverband der Welt (Gründungsjahr 1903) eigentlich nie die große Rennläufer-Karriere verfolgt. Es hat sich irgendwie so ergeben, dass sich Jan Zabystran Schwung für Schwung nach oben gehantelt hat. „Ich wollte nur einige Europacuprennen bestreiten. Dann habe ich mir gedacht: Versuch’ es einmal im Weltcup, vielleicht gehen sich ja Punkte aus.“

Jetzt steht der Name Jan Zabystran plötzlich in fetten Lettern in den Geschichtsbüchern: Als erster Läufer seines Landes, der ein Weltcuprennen gewinnen konnte. „Das ist schon sehr speziell.“

Die Geschichte geht noch weiter: Zabystran ist außerdem noch Premierensieger für die Vorarlberger Skimarke Kästle, die um die Jahrtausendwende vom Markt verschwunden ist. Der tschechische Milliardär Tomas Nemec, der in jungen Jahren gemeinsam mit Ivana Marie Zelnickova, der ersten Frau von US-Präsident Donald Trump, Skirennen fuhr, hat Kästle 2018 wiederbelebt.

Und damit in gewisser Hinsicht auch den tschechischen Skisport. Ester Ledecka, die im Snowboard und im Super-G Olympiasiegerin wurde, ist ebenfalls auf diesem Material unterwegs.

Die tschechische Fahne für die Siegerehrung von Jan Zabystran stellte dann kurzerhand ein Fan zur Verfügung.

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