Grandiose Pinturault-Aufholjagd in Wengen
Ausfall in Levi, Ausfall in Val d’Isère, Ausfall in Bormio, Platz 23 in Adelboden – der bisherige Verlauf der Slalomsaison von Alexis Pinturault war nun wahrlich nicht dazu angetan, viel auf einen Sieger Alexis Pinturault im Slalom von Wengen zu setzen. Doch der 22-jährige Franzose hatte sich am Freitag als Zweiter der Superkombination am Lauberhorn jenes Selbstvertrauen geholt, das ihm am Sonntag die Sicherheit für einen famosen zweiten Lauf geben sollte. Um fast eine halbe Sekunde schneller als der Rest des Feldes war der hochtalentierte Techniker, von Platz sieben raste er auf eins. Und das, nachdem er so lange eine stabile Position auf den Skiern gesucht hatte. „Es war schwierig am Anfang dieser Saison, und es war nicht leicht, die Form neu aufzubauen. Aber nach der Superkombi habe ich mich schon besser gefühlt“, sagte der junge Mann aus Moutiers, dessen Familie ein Hotel in Courchevel besitzt. Der fünfte Weltcupsieg seiner Karriere und speziell dessen Entstehungsgeschichte aber erweitern den Kandidatenkreis für Olympia-Medaillen in Slalom, Kombi und Riesenslalom erheblich.
Allein auf weiter Flur
Bei Frühlingswetter mit fünf Grad plus in 1300 Metern Höhe konnte niemand mit Pinturault mithalten: nicht Marcel Hirscher, der Salzburger Führende nach dem ersten Durchgang, der im Finale mit viel Risiko fuhr, fuhren musste („dann passieren eben Fehler“), eine Passage schlecht erwischte und als Dritter weiter auf seinen ersten Sieg in Wengen warten muss; nicht Andre Myhrer, der schwedische Halbzeit-Zweite, der nicht mehr auf Touren kam und weit zurückfiel; und auch nicht der Deutsche Felix Neureuther, der immerhin vom dritten Platz noch auf den zweiten vorstieß und damit Mario Matt zum Vierten machte. „Alexis kann extrem gut skifahren. Er hatte Schwierigkeiten, jetzt hat er aber ordentlich einen rausgehauen“, sagte Neureuther. Mario Matt war froh, überhaupt angekommen zu sein: „Ich hab’ erst mit Glück einen Ausfall verhindert, dann noch die Ski überkreuzt – dafür war’s okay.“ Marcel Hirscher bleibt somit nach den drei Tagen von Wengen Zweiter im Gesamtweltcup, nur 22 Punkte liegt der 24-Jährige hinter dem Führenden Aksel Lund Svindal. Und schon am Freitag geht das Duell in die nächste Runde: Der Salzburger und der Norweger werden dann in Kitzbühel den neuen Doppel-Bewerb aus Super-G und Superkombi bestreiten. Hirschers Fahrplan bis dahin ist dicht gedrängt: „Montag, Dienstag Konditionstraining. Mittwoch, Donnerstag Skitraining, ein paar Super-G-Fahrten. Dann ist eh schon Freitag.“
Slalom von Wengen | |||||
1. | Alexis Pinturault (FRA) | 1:42,87 Min. | 52,10 | 50,77 | |
2. | Felix Neureuther (GER) | 1:43,21 | +00,34 | 51,86 | 51,35 |
3. | Marcel Hirscher (AUT) | 1:43,50 | +00,63 | 51,22 | 52,28 |
4. | Mario Matt (AUT) | 1:43,62 | +00,75 | 51,91 | 51,71 |
5. | Patrick Thaler (ITA) | 1:43,63 | +00,76 | 52,40 | 51,23 |
6. | Andre Myhrer (SWE) | 1:43,68 | +00,81 | 51,45 | 52,23 |
7. | Fritz Dopfer (GER) | 1:43,71 | +00,84 | 51,94 | 51,77 |
8. | Jean-Baptiste Grange (FRA) | 1:43,80 | +00,93 | 52,17 | 51,63 |
9. | Steve Missillier (FRA) | 1:44,00 | +01,13 | 52,77 | 51,23 |
10. | Manfred Mölgg (ITA) | 1:44,01 | +01,14 | 51,99 | 52,02 |
11. | Markus Larsson (SWE) | 1:44,16 | +01,29 | 52,70 | 51,46 |
12. | Stefano Gross (ITA) | 1:44,26 | +01,39 | 52,41 | 51,85 |
13. | Reinfried Herbst (AUT) | 1:44,27 | +01,40 | 52,20 | 52,07 |
14. | Axel Bäck (SWE) | 1:44,45 | +01,58 | 52,55 | 51,90 |
15. | Henrik Kristoffersen (NOR) | 1:44,48 | +01,61 | 52,32 | 52,16 |
16. | Benjamin Raich (AUT) | 1:44,53 | +01,66 | 52,49 | 52,04 |
17. | Mitja Valencic (SLO) | 1:44,61 | +01,74 | 53,06 | 51,55 |
18. | Mattias Hargin (SWE) | 1:44,68 | +01,81 | 52,16 | 52,52 |
19. | Cristian Deville (ITA) | 1:44,81 | +01,94 | 53,46 | 51,35 |
20. | Luca Aerni (SUI) | 1:44,93 | +02,06 | 53,45 | 51,48 |
21. | Julien Lizeroux (FRA) | 1:45,24 | +02,37 | 53,84 | 51,40 |
22. | Manuel Feller (AUT) | 1:45,36 | +02,49 | 53,87 | 51,49 |
23. | Michael Janyk (CAN) | 1:45,47 | +02,60 | 54,00 | 51,47 |
24. | Manfred Pranger (AUT) | 1:45,68 | +02,81 | 53,88 | 51,80 |
25. | Alexander Choroschilow (RUS) | 1:45,77 | +02,90 | 54,47 | 51,30 |
26. | Bode Miller (USA) | 1:45,85 | +02,98 | 53,84 | 52,01 |
27. | Ramon Zenhäusern (SUI) | 1:45,93 | +03,06 | 54,55 | 51,38 |
28. | Sebastian-Foss Solevaag (NOR) | 1:46,15 | +03,28 | 54,63 | 51,52 |
29. | Natko Zrncic-Dim (CRO) | 1:52,14 | +09,27 | 54,40 | 57,74 |
Stand | ||
1. | Marcel Hirscher (AUT) | 340 |
2. | Mario Matt (AUT) | 250 |
3. | Mattias Hargin (SWE) | 233 |
4. | Felix Neureuther (GER) | 210 |
5. | Patrick Thaler (ITA) | 209 |
6. | Henrik Kristoffersen (NOR) | 190 |
7. | Andre Myhrer (SWE) | 189 |
8. | Jean-Baptiste Grange (FRA) | 182 |
9. | Manfred Mölgg (ITA) | 163 |
10. | Markus Larsson (SWE) | 118 |
11. | Fritz Dopfer (GER) | 117 |
12. | Alexis Pinturault (FRA) | 108 |
13. | Benjamin Raich (AUT) | 108 |
14. | Reinfried Herbst (AUT) | 106 |
15. | Stefano Gross (ITA) | 89 |
Weiter: | ||
32. | Manuel Feller (AUT) | 25 |
33. | Wolfgang Hörl (AUT) | 24 |
36. | Manfred Pranger (AUT) | 17 |
37. | Marc Digruber (AUT) | 14 |
Frage: Mit dem ersten Sieg in Wengen hat es zwar nicht geklappt, dafür haben Sie es einmal mehr aufs Podest geschafft. Wie lautet Ihr Resümee nach Rang drei?
Hirscher: "Ich bin superhappy, dass ich auf dem Stockerl stehen darf. Mit dem zweiten Durchgang kann ich aber nicht zufrieden sein. Ich hatte quasi einen Steher, und das genau an der ungünstigsten Stelle. Aber ich habe wieder einmal sehr viel riskiert, da kann das passieren. Dieses Risiko war es mir wert, weil nur so hatte ich eine Chance."
Haben Sie vor dem Start den Lauf von Alexis Pinturault im TV verfolgt?
"Ja, dieser Lauf war top, top, top. Pinturaults Lauf gehört sicher zu den Top-100 aller Zeiten."
Sie haben mit einer akrobatischen Einlage einen Ausfall vermieden, wie knapp war es?
"Sehr knapp. Ich habe diesen Ausfall mit sehr viel Willen vermieden. Ich will einfach um jeden Preis im Lauf bleiben, das war schon immer eine Stärke von mir. 'Schön drinnen bleiben' lautet mein Motto."
Wie schwierig war es angesichts der frühlingshaften Bedingungen?
"Im ersten Durchgang ist es recht fein gegangen. Die Bedingungen im zweiten Lauf haben mich dann doch ein wenig überrascht. Sie haben mit Salz gearbeitet, und das Salz macht die Sache doch deutlich aggressiver."
Die "Hitzewelle" im Weltcup reißt nicht ab, wie kommen Sie damit zurecht?
"Ich freue mich so sehr, wenn ich wieder einmal auf richtig ordentlichen Bedingungen fahren kann. Das hat es schon ewig nicht mehr gegeben. Das ist nicht das Skifahren, das wir geil finden."
Sie sind mittlerweile 54 Mal im Weltcup aufs Podest gefahren. Wie erklären Sie sich ihre Konstanz?
"Ja, ich bringe konstant meine Leistung. Aber jedes Rennen hat einen neuen Start und eine neue Ziellinie. Nur weil ich zehn Mal hintereinander aufs Podest fahre, heißt das nicht, dass ich das jeden Tag machen kann. Es gibt Tage, an denen es fast unmöglich ist."
In Wengen war Ihr kleiner Bruder Leon eng an Ihrer Seite. Wollten Sie ihm einmal einen Renntag aus nächster Nähe zeigen?
"Es gibt ein paar wichtige Leute in meinem Leben, und da gehört Leon dazu. Er soll so weit vorne stehen wie nur möglich."
Jetzt warten die Österreich-Spektakel in Kitzbühel und Schladming.
"Ich freue mich riesig auf Kitzbühel und Schladming. Ich freue mich auf den Rummel, und ich freue mich auf die Rennen."
Werden Sie am Freitag in der Super-Kombination in Kitzbühel an den Start gehen?
"Schauen wir einmal, wie die Woche verläuft. Aber ich möchte eigentlich unbedingt in der Super-Kombi dabei sein. Es ist eine super Chance, dem fast übermächtigen Aksel Lund Svindal vielleicht ein paar Punkte abzuluchsen."
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