Lara Gut: "Wir sind keine Windsurferinnen"

Der abgesagte Courchevel-RTL könnte am Semmeringgefahren werden. Zeit für eine erste Bilanz.

So sauer war Lara Gut nicht einmal nach ihrem zweiten Ausfall im zweiten Rennen von Val d’Isère: Als sie am Dienstagvormittag beim ersten Versuch, den Riesenslalom von Courchevel ins Ziel zu bringen, abschwang, brodelte es in der Schweizer Gesamtweltcupsiegerin. Angespannt stapfte sie denn auch von dannen, um wissen zu lassen: "Wir sind keine Windsurferinnen, und wir haben auch keine Flügel."

Nach 19 Fahrerinnen wurde abgebrochen. Im Gegensatz zu den Prognosen wurde der Wind nicht schwächer, sondern stärker, und auch Rennunterbrechungen konnten nicht für mehr Fairness sorgen. Um 12.15 Uhr sollte vom tiefer gelegenen Reservestart ein weiterer Versuch unternommen werden, dann wurde noch einmal verschoben und schließlich ganz abgesagt. "Es ist halt ein Freiluftsport", sagten Michaela Kirchgasser (Elfte zum Zeitpunkt des Abbruchs) und Stephanie Brunner (Sechste), "die Verhältnisse konnten nicht für alle gleich sein."

Drittelbilanz

Darum auch der Abbruch, womit die Damen nun bei zwölf von 36 geplanten Saisonrennen im Weltcup halten. Wo der Bewerb von Courchevel nachgetragen wird, ist derzeit noch offen; fix ist, dass es für die Damen nach der Weihnachtspause mit Riesenslalom und Slalom am Semmering am 28. und 29. Dezember weitergeht. Eine Möglichkeit deutete FIS-Renndirektor Atle Skårdal an, nämlich einen zusätzlichen Riesenslalom am Semmering am 27. Dezember. Dafür müssen aber Veranstalter und TV-Rechteinhaber Infront noch zustimmen.

"Die Absage war gerechtfertigt. Der Gegenwind war zu stark, und da haben auch die dickeren Stangen nichts genutzt, mit denen sie die Tore gestaltet haben", sagte ÖSV-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum und zog eine Zwischenbilanz nach dem ersten Saisondrittel. Einen von 36 möglichen Podestplätzen haben seine Österreicherinnen eingefahren, "das ist nicht zufriedenstellend". Bei genauerer Betrachtung ist der alpine Skirennlauf für den ÖSV kein Selbstläufer mehr. Nach Olympia 2014 sind mit Nicole Hosp und Kathrin Zettel zwei Weltklasse-Athletinnen zurückgetreten, es folgten die schweren Verletzungen von Anna Veith und Eva-Maria Brem – diese Lücken sind nicht so schnell zu schließen.

Fingerzeig

Dazu kommen schwere Trainingsstürze wie der von Cornelia Hütter in Lake Louise (Kriechbaum: "Das hätte ganz schlimm enden können"). Dass die Steirerin nur zwei Wochen später Zweite in der Abfahrt von Val d’Isère wurde, ist ebenso ein Fingerzeig für den Rest der Saison wie der vierte Platz von Stephanie Brunner im Sölden-RTL und der fünfte Rang von Michaela Kirchgasser in der Kombination in Val d’Isère.

Dazu kommt die ansteigende Form der Speedspezialistinnen Stephanie Venier und Christine Scheyer – speziell die Vorarlbergerin hat sich in ihrer ersten ganzen Weltcup-Saison erstaunlich schnell eingelebt.

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