Fenninger: "War dem Karriere-Ende doch sehr nahe"

Anna Fenninger (li.) kam zur Pressekonferenz begleitet von ihrer Pressesprecherin Ursula Hoffmann.
Österreichs Ski-Star präsentierte einen neuen Kopfsponsor und sprach von ihrer schweren Zeit.

Weltcup-Gesamtsiegerin Anna Fenninger wird die kommende alpine Ski-Saison mit einem neuen Kopfsponsor bestreiten. Die Salzburgerin wird die nächsten vier Jahre für Milka werben und damit mit einem lila Sturzhelm unterwegs sein. Das wurde bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien vermeldet. Die Weltcup-Saison beginnt auch für Fenninger am 24. Oktober auf dem Rettenbach Ferner über Sölden mit einem Riesentorlauf.

Die 26-Jährige nahm beim Medien-Termin u.a. zur Trennung von ihrem deutschen Manager Klaus Kärcher Stellung. Im anschließenden Interview sprach sie auch über ihre Rücktrittsgedanken und den neuen Karriere-Plan.

Der Sommer war wegen des langen Streits mit dem Skiverband turbulent. Zwischendurch musste man sogar Sorge haben, dass Sie ins Ausland wechseln oder eventuell gar nicht mehr weiterfahren. Wie nahe waren Sie am Karriere-Ende?
Anna Fenninger: Doch sehr nahe. Ich hab's mir mehrmals überlegt, ob es für mich auf diesem Weg überhaupt noch Sinn macht oder wie es überhaupt weitergehen soll. Aber wenn, dann wollte ich immer für Österreich an den Start gehen.

Was ist konkret passiert und was hat den Ausschlag gegeben, dass es nun doch positiv weitergeht?
Es hat einige Unstimmigkeiten zwischen dem Verband und mir gegeben. Am Ende aber auch ein klärendes Gespräch, bei dem alles angesprochen worden. Es wäre gut gewesen, wenn das viel früher stattgefunden hätte. Im Nachhinein weiß man es aber immer besser. Jetzt bin ich froh, dass es ist, wie es ist. Es geht mir sehr gut und ich habe die Unterstützung, die ich brauche, um erfolgreich weiterzumachen. Ich bin wirklich froh, dass ich nun unbelastet in die neue Saison gehen kann.

Wie schwierig war es, sich unter den gegebenen Umständen auf das Training zu konzentrieren?
Das Training war sogar eine gute Ablenkung. Ich hatte ja auf vieles kaum Einfluss. Im Training habe ich zu mir selber gefunden und konnte bei mir bleiben. Also habe ich versucht, aus dem Ganzen eher Motivation zu schöpfen.

Was hat bei Ihnen persönlich den Ausschlag gegeben, nicht alles hin zu werfen? Gewonnen haben Sie ja genug.
Der Grundstein war mit Sicherheit meine Leidenschaft für den Skisport und die Erinnerung an die letzte Saison. Wenn man dafür kämpft, das tun zu können, was man liebt und erfolgreich zu sein. Die schönen Erinnerungen haben sicher geholfen. Ich will das wieder erleben. Deshalb habe ich mir immer gesagt, ich kämpfe weiter und gehe meinen Weg.

Der Streit drehte sich hauptsächlich um ihren verbandsfremden Manager Klaus Kärcher, zu dem sie bis zuletzt gestanden sind. Warum dann die plötzliche Trennung?
Das war nicht so plötzlich, wie es ausgesehen hat. Es war ein langer Prozess. Wir waren auf unserem Weg so weit fortgeschritten, dass die Ziele nun doch ein wenig anders waren.

Nun sind sie zurück mit dem neuem Kopfsponsor Milka, einem Wunsch-Betreuungsteam und einer langfristigen Perspektive. Wie geht es ihnen heute?
Mir geht es heute sehr gut. Man hat ein Team hinter mir aufgestellt, das sehr gut ist. Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin immer noch Teil der Mannschaft, aber auch so selbstständig, dass ich entscheiden kann, welches Training ich im Moment brauche. Ich habe meine Leute hinter mir, die mich begleiten und jeden Tag unterstützen und die genau wissen, wie es mir geht. Das ist wichtig, wenn man lange auf hohem Niveau Sport betreiben und langfristig erfolgreich sein will. Das ist das Ziel. Ob es aufgeht, wird man sehen.

Wer managt sie nun?
Grundsätzlich ist mir die Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit extrem wichtig. Ich treffe im Moment viele Entscheidungen selber. Mal schauen, wie es weitergeht.

Ging es bei dem Konflikt nicht auch um mehr als nur um das Skifahren. Etwa um die Position von Frauen in einem männerdominierten Umfeld? Was haben sie dahingehend mitgenommen?
Dass man über alles immer reden muss. Es gibt nichts, was alleine funktioniert. Man muss es ansprechen, genauso habe ich das dann auch getan. Dass es in der Öffentlichkeit passiert ist, war nie der Plan und hat's schwieriger gemacht. Es hat aber intern viele Gespräche gegeben die dazu führen, dass der Frauensport weiterentwickelt wird. Das war sehr wichtig.

Wenn Sie diese Monate zusammenfassen, kommt was dabei heraus?
Dass ich mich freue, mit diesem lila Helm an den Start zu gehen. Ich finde, er passt mir gut. Ich habe drei Betreuer, die sich um mich kümmern. Alles andere hat ja eh immer gut funktioniert. Ich habe meinen Weg verfolgt und versucht, für das was mir wichtig ist, zu kämpfen. Das habe ich erreicht, weil ich jetzt die Unterstützung kriege, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Man muss nicht immer alles neu erfinden, sondern einen Schritt nach dem anderen machen. Dieser Schritt im vergangenen Sommer war ein wichtiger.

Wie sieht nun der neue Karriere-Plan aus?
Egal, was man erreicht hat, man denkt natürlich immer über die nächsten Jahre nach. Ich habe jetzt einen Partner, der langfristig und vier Jahre hinter mir steht. Genauso lange werde ich nun auch planen. Dann schauen wir weiter."

Und was sind die Ziele für die kommende Saison ohne Titelkämpfe?
Großereignisse sind sicher speziell. Aber ich fahre ja nicht nur deshalb, sondern weil ich den Skisport liebe. Ziele gibt es immer. Grundsätzlich ist für mich wichtig, dass ich mich skifahrerisch und persönlich weiterentwickle. Ich versuche gerade, Schritte im Speedbereich zu machen und habe auch vermehrt Abfahrt trainiert. So ein Abfahrtssieg wäre schon ein Hit, ich war ja schon knapp dran. Im Super-G habe ich einige Titel, die Zahl der Weltcupsiege ist sicher ausbaufähig. Insgesamt will ich so viel wie möglich gewinnen."

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