Shiffrin gewinnt Riesenslalom in Kranjska Gora

Die Frau der Stunde: Shiffrin ist derzeit nicht zu schlagen.
In einem spannenden Finish siegte Shiffrin gegen Worley und Goggia, Stephanie Brunner wurde Fünfte.

Damit den Journalisten auch beim Riesenslalom von Kranjska Gora die Superlative für Mikaela Shiffrin nicht ausgehen, hat sich irgendwer oder irgendetwas dieses Mal etwas Besonderes für die 22-jährige Wonder Woman des alpinen Skirennlaufs ausgedacht: Ein Virus zwang die Amerikanerin in der Nacht vor dem Rennen mehrfach ins Bad, doch so schlecht es der Gesamtweltcupführenden auch ging - die Konkurrenz auf der Piste Podkoren 3 sah noch wesentlich schlechter aus als die doch deutlich mitgenommene Mikaela Shiffrin.

Nach ihrem ersten Lauf an diesem finsteren, trüben und regnerischen Tag im Nordwestzipfel Sloweniens lag Shiffrin 86 Hundertstelsekunden vor Weltmeisterin Tessa Worley aus Frankreich und bereits 1,30 Sekunden vor der Tirolerin Stephanie Brunner. Abfahrtsweltmeisterin Ilka Stuhec ließ es sich derweil nicht nehmen, die wegen Schneemangels aus ihrer Heimatstadt Maribor nach Kranjska Gora verlegten Rennen zu besuchen.

Und die Slowenin bewies sich wieder einmal als Weihnachtsfrau ohne Bart: Nachdem sie wegen ihres Kreuzbandrisses erst in der kommenden Saison wieder eingreifen kann, beschenkte sie die Kolleginnen mit Umarmungen und mit Keksen.

Sentimentale Shiffrin

Dass es just zum finalen Lauf der Top drei wieder stärker regnete, war die Pointe dieses eigenwilligen Rennens: Mikaela Shiffrin rettete mit der 21. Zeit noch 31 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Worley ins Ziel, die Italienerin Sofia Goggia katapultierte sich mit der viertbesten Zeit auf dem von Lara Guts Vater Pauli fast in Super-G-Manier ausgesteckten Kurs noch auf den dritten Rang (+0,91 Sekunden).

"Das Skifahren hat sich im ersten Lauf wirklich gut angefühlt, und viele Damen waren in den letzten Tagen nicht wirklich fit. Zum Glück hatten wir heute ein relativ kurzes Rennen, aber im zweiten Lauf war es doch ein Kampf auf diesem schnell gesteckten Kurs. Ich habe ein paar kleine Fehler gemacht, und ich wollte auch nicht alles riskieren - schön, dass es doch noch aufgegangen ist."

Ihr 39. Weltcupsieg war für die Amerikanerin auch ein leichter Grund für sentimentale Gedanken: "Ich habe in meiner Jugend ziemlich viel im Regen von Vermont trainiert, da hatte ich heute fast ein bisschen Heimatgefühle."

Wütende Brunner

Bitter endete der Tag hingegen für Stephanie Brunner. Zwar hatte sie endlich einmal den ersten Teil der Prüfung nicht verbremst wie so oft schon, "ich wollte die Schwungansätze treffen, und das ist mir zum Teil gut gelungen. Es geht aber noch besser." Den steilen Schlusshang aber verhaute die 22-Jährige aber im Finale aufs Gründlichste - und rutschte noch vom dritten auf den fünften Rang.

Der Ärger war gewaltig, erst flogen die Stöcke, dann die Handschuhe, fünf Hundertstelsekunden fehlten
schließlich auf den ersehnten ersten Podestplatz ihrer Karriere. "Ich hätte die Skier mehr gehen lassen sollen, ich hätte fighten sollen bis zum Schluss", grantelte die Tirolerin, "aber wenigstens kommt ich dem Podium immer näher. Und vielleicht kommen die Hundertstel ja bei einem wichtigeren Rennen als im Weltcup zurück."

Und was fehlt Stephanie Brunner noch auf die Besten? "Mikaela und Tessa treffen jeden Schwung ganz genau, und sie sind halt Ausnahme-Athletinnen, die schon viel gewonnen haben - und diese Erfahrungen und dieses Selbstvertrauen bringen sie einfach auf die Piste."

"Gutes Super-G-Training"

Ricarda Haaser (20.), Elisabeth Kappaurer (23.) und Katharina Liensberger (mit Startnummer 44 noch auf Platz 26 und damit erstmals für eine Riesenslalom-Entscheidung qualifiziert) begleiteten Brunner in den finalen Durchgang. Die Tirolerin jedoch wurde durchgereicht und landete auf Platz 25, während Kappaurer mit ihrem 14. Platz große Freude hatte - zumal sie im zweiten Lauf einen Stock mit ihren Skiern abgebrochen hat. "Das war ein ziemlich gutes Super-G-Training", sagte die 23-jährige Bregenzerwälderin grinsend, "es ist teilweise so direkt dahingegangen wie in einer Vertikalen im Slalom."

Und Katharina Liensberger aus Göfis hatte mit ihrem 17. Rang "einen Riesenspaß, jetzt weiß ich, dass ich im Weltcup in Slalom und Riesenslalom schnell sein kann." Gleichwohl bleiben ihre Erwartungen (vorerst) überschaubar, "grundsätzlich ist es für mich wichtig, auch im Rennen zu zeigen, was ich im Training draufhab'. Das Ziel ist es, bessere Startnummern zu bekommen - schauen wir mal, wie schnell das geht."

Anna Veith verpasste den Einzug ins Finale als 32., sechs Hundertstelsekunden fehlten am Ende einer verkorksten Fahrt bei schwierigen Bedingungen; die Salzburgerin startete nach ihrer langen Verletzungspause und mäßigen Riesenslalom-Ergebnissen ja auch am Samstag wieder mit Nummer 31 und fand sich auf der immer ruppigeren Piste überhaupt nicht zurecht. Nicht besser erging es Bernadette Schild, die eingangs des steilen Zielhangs weg- und seitlich über den Schnee rutschte und das nächste Tor nicht mehr erreichen konnte.

Shiffrin jagt den nächsten Sieg

Vorteil Schild: Sie kann den Ausfall im Slalom am Sonntag (9.30/12.15 Uhr, live ORFeins, SRFzwei, Eurosport) korrigieren, während Mikaela Shiffrin den vierten Sieg in Serie feiern könnte. "Ich werde mein Bestes versuchen", kündigte die Gesamtweltcupführende an, die nun bereits 647 Punkte Vorsprung im Gesamtweltcup auf die Deutsche Viktoria Rebensburg hat.

Anna Veith muss sich hingegen für ihren nächsten Auftritt bis zu den Speedbewerben in Bad Kleinkirchheim am kommenden Wochenende gedulden. Und Eva-Maria Brem machte einen weiten Bogen um Kranjska Gora: Die Tirolerin versucht, sich zunächst einmal mit weiteren Trainingseinheiten wieder in jenen Schwung zu bringen, der sie in der vorletzten Saison zum Gewinn der kleinen Kristallkugel für den Riesenslalom-Weltcup geführt hatte.

1.

Mikaela Shiffrin (USA)

1:47,40

Min.

55,08

52,32

2.

Tessa Worley (FRA)

1:47,71

+00,31

55,94

51,77

3.

Sofia Goggia (ITA)

1:48,31

+00,91

56,92

51,39

4.

Wendy Holdener (SUI)

1:48,33

+00,93

56,94

51,39

5.

Stephanie Brunner (AUT)

1:48,36

+00,96

56,38

51,98

6.

Federica Brignone (ITA)

1:48,38

+00,98

56,72

51,66

7.

Sara Hector (SWE)

1:48,79

+01,39

57,09

51,70

.

Tina Robnik (SLO)

1:48,79

+01,39

56,76

52,03

9.

Petra Vlhova (SVK)

1:48,91

+01,51

57,31

51,60

10.

Estelle Alphand (SWE)

1:49,33

+01,93

58,42

50,91

11.

Viktoria Rebensburg (GER)

1:49,35

+01,95

56,75

52,60

12.

Melanie Meillard (SUI)

1:49,36

+01,96

57,39

51,97

13.

Meta Hrovat (SLO)

1:49,38

+01,98

57,93

51,45

14.

Elisabeth Kappaurer (AUT)

1:49,41

+02,01

58,12

51,29

15.

Lara Gut (SUI)

1:49,47

+02,07

57,21

52,26

16.

Frida Hansdotter (SWE)

1:49,54

+02,14

57,05

52,49

17.

Katharina Liensberger (AUT)

1:49,63

+02,23

58,28

51,35

18.

Coralie Frasse Sombet (FRA)

1:49,69

+02,29

57,49

52,20

19.

Ragnhild Mowinckel (NOR)

1:49,71

+02,31

56,71

53,00

20.

Ana Drev (SLO)

1:50,01

+02,61

57,68

52,33

21.

Simone Wild (SUI)

1:50,05

+02,65

58,21

51,84

22.

Tina Weirather (LIE)

1:50,24

+02,84

58,39

51,85

23.

Marta Bassino (ITA)

1:50,27

+02,87

57,47

52,80

.

Irene Curtoni (ITA)

1:50,27

+02,87

57,52

52,75

25.

Ricarda Haaser (AUT)

1:50,36

+02,96

57,79

52,57

26.

Michelle Gisin (SUI)

1:50,38

+02,98

58,34

52,04

27.

Taina Barioz (FRA)

1:50,39

+02,99

58,32

52,07

28.

Alexandra Tilley (GBR)

1:50,51

+03,11

58,57

51,94

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Bernadette Schild (AUT), Franziska Gritsch (AUT)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manuela Mölgg (ITA), Nina Haver-Löseth (NOR)

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