"Niederösterreich ist sehr sportaffin"
Wir stehen rund 30 Tage vor Olympia in Sotschi. Sind die ÖSV-Alpinteams gerüstet?
Peter Schröcksnadel: "Wir stehen gut da. Vor allem mit den Top-Plätzen im Slalom und Riesentorlauf. In der Abfahrt sicher auch, selbst wenn man uns den fehlenden Sieg vorwirft. Aber es kommen ja noch Abfahrten wie Wengen oder Kitzbühel.
Was trauen Sie den Alpinen in Sotschi zu?
Wir haben eine Mannschaft mit starkem Potenzial. Selbst wenn wir schlecht fahren, sind wir meist gut genug, dass andere Glück brauchen. Oder nehmen wir den Riesentorlauf. Auch wenn es dort nur zwei oder drei sind, die sind dafür sehr stark. Wir haben in jeder Disziplin die Chance zu gewinnen.
Aber es stimmt ja dass man in den Speedbewerben schon länger nicht gewonnen hat, oder?
Da geb' ich nicht viel drum, dass wir wegen ein paar Hundertstel oder Zehntel keinen Sieg haben, wenn umgekehrt acht Läufer in den ersten 20 sind. Und ausgerechnet dort, wo wir keinen Sieg haben, haben wir das größte Aufstellungsproblem für Olympia. Es gibt acht, neun Leute, die schnell sein.
Das Problem kann noch größer werden, wenn der ÖSV nicht das volle Olympia-Kontingent von 22 schafft. Hat sie das Quoten-Theater um die Startberechtigung auch genervt? Sie sind ja im FIS-Vorstand?
Das ist irgendwo am Vorstand vorbei gegangen. Da werden wir aber noch ein Wörtchen mitreden. Ich denke und hoffe, das wird repariert. Aber wir werden die 22 voraussichtlich zusammenbringen. Und in den meisten Disziplinen stellen sich die Fahrer eh selbst auf. Nur in der Abfahrt und im Super-G der Herren wird es eine schwierige Situation.
Sie haben die Reisen österreichischer Spitzenpolitiker nach Sotschi begrüßt. Bleiben sie dabei und wie gestalten sie ihre eigene Anwesenheit dort?
Natürlich. Ich fliege am 6. Februar und bleibe die ganze Zeit. Dass unsere Politiker das tun, ist gut. Man kann den Sport nicht ständig als politische Möglichkeit benutzen. Warum hat sich keiner beschwert, dass Russland die Spiele überhaupt bekommen hat? Jetzt einen Monat vorher Druck auf die Athleten zu machen, ist nicht richtig und unfair. Wenn Politiker sagen, sie fahren hin, weil sie den Druck von der Mannschaft nehmen, finde ich das mutig und gut.
Zuletzt gab es Kritik von der Industrie am Austria Ski Pool. Was gibt es diesbezüglich Neues?
Das wird keine allzu große Geschichte werden, eher Adaptionen im kleinen Bereich. Der Pool-Beitrag ist nicht das große Problem. Viel Geld kosten die Spitzenathleten, das Service und der Nachwuchs. Wir sprechen andauernd, weil man ja will, dass die Partner zufrieden sind. Man muss ihnen die Möglichkeit geben, zu besserer Werbung zu kommen. Zum Beispiel durch Korridore bei großen Rennen, wo sie sich präsentieren können. Dem steht nichts entgegen.
Thomas Diethart hat fast aus dem Nichts die Vierschanzentournee gewonnen. Hat sich das für sie abgezeichnet?
Nicht wirklich. Aber er ist ein wirklich cooler Bursche und im Springen geht's eben sehr schnell. Der Schlieri bekommt Probleme, dafür kommt ein anderer blitzartig rauf. Im Sprungsport sind es Kleinigkeiten, die entscheiden und wenn die stimmen, bist du vorne. Das ist beim Springen viel sensibler als bei anderen Sportarten. Aber wir sind derzeit auch in der Nordischen Kombi und im Langlauf erfreulich stark.
Diethart und der von Ihnen angesprochene Langläufer Johannes Dürr kommen aus Niederösterreich. Haben sie eine Erklärung?
Man tut dort sehr viel für den Sport, das macht aber auch die Steiermark. Die Hauptländer wie Salzburg hingegen eigentlich nicht so sehr. Wenn man im Nachwuchs nichts tut, hört es sich irgendwann auf. Niederösterreich ist sehr sportaffin, deshalb kommt von dort auch etwas.
Sie haben in diesem Bundesland selbst Skigebiete. Drängt sich da nicht eines für die von ihnen gewünschte, permanente Rennstrecke auf?
Wir werden das in Lackenhof am Ötscher machen. Wir haben die volle Unterstützung der Landesregierung für eine permanente Rennstrecke dort. In Lackenhof soll ein Trainingszentrum auch für Speed-Disziplinen entstehen, inklusive Infrastruktur. Zudem ist geplant, a la St. Christoph für den Osten ein Zentrum für Ski und Trainerausbildungen zu machen.
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