Schlierenzauer hat Nykänen-Rekord im Visier
Es war schon kurz vor Mitternacht, als sich Gregor Schlierenzauer am Sonntag für den Sieg bei der Vierschanzentournee belohnte. Im Hotel im Alpendorf oberhalb von St. Johann im Pongau gönnte sich der Tiroler ein Wiener Schnitzel mit Pommes. Eigentlich ist das nicht die ideale Ernährung für einen leichtgewichtigen Skispringer, für einen jungen Mann, der bei 1,77 Meter Größe nur 62 Kilo auf die Waage bringt.
Doch Schlierenzauer haben die Tage der Tournee genug Substanz gekostet. Auch wenn sich der Stress durch Erfolg leichter bewältigen lässt, war es schon enorm, was der Stubaitaler alles zu bewältigen hatte. Vier Bewerbe in neun Tagen, ständig im Mittelpunkt, ständig in der Öffentlichkeit und als einziger der österreichischen Adler die Bürde des Favoriten auf den Schultern. "Speziell vor diesem Publikum so eine Leistung abzurufen, wo der Druck doch recht groß war, das macht mich stolz", sagte er nach der Tournee.
Nachdem er seine Schnitzel verdrückt hatte, kam Schlierenzauer weiterhin nicht zur Ruhe. Denn nach Mitternacht kam eine Magnum-Flasche Champagner daher. Seit Montag ist Schlierenzauer nun 23 Jahre jung. Noch in der Nacht landete das Foto auf seiner Facebook-Seite. Doch in seinem Fall ist es kein Verfängliches, Schlierenzauer vermeidet in der Wettkampfzeit zumeist jeglichen Kontakt zu Alkohol. Aber Anstoßen auf den Geburtstag - das genehmigte er sich.
Himmelstürmer
Schlierenzauer redet von 47 Siegen, denn er will nicht nur gleichziehen mit Nykänen, sondern der Erfolgreichste werden. Das kann ihm diese Woche in Polen gelingen, denn nach Wisla stehen am Wochenende zwei Bewerbe in Zakopane auf dem Programm. "Wenn ich das in meinem Alter erreiche, dann ist das der absolute Wahnsinn", sagte er. Aber es ist nicht nur sein Ziel, die Nr. 1 zu werden. In seiner Titelsammlung fehlt ihm noch eines - ein Olympia-Einzelsieg.
Anstelle des nach einem Sturz angeschlagenen Manuel Fettner wird in Polen der Salzburger Stefan Kraft antreten. "Ich freue mich, dass ich die Chance bekomme, noch ein paar Mal dabeizusein. Denn da gefällt es mir sehr gut", erklärte der 19-jährige Spitzenreiter des Kontinantalcups nach seinem überraschenden dritten Platz auf seiner Heimschanze in Bischofshofen. Danach wird er sich auf die Junioren-WM vorbereiten.
Während die Deutschen Freund und Andreas Wellinger erst zum Teambewerb am Freitag (16.30 live ORF eins) in Zakopane anreisen, lässt Martin Koch die Bewerbe in Polen aus. Der Kärntner versucht, im Training seine Topform zu finden. Damit sind in Wisla als fix qualifizierte Springer Schlierenzauer, Andreas Kofler und Thomas Morgensern dabei. Wolfgang Loitzl und Michael Hayböck müssen sich am Dienstagabend (18.00) wie Kraft erst ihren Startplatz sichern.
Simon Ammann nutzte die Reise nach Polen auch, um Flugpraxis zu sammeln. Der vierfache Olympiasieger, der seit dem Sommer den Flugschein besitzt, lud auch Kollegen wie den Norweger Tom Hilde zum Flug mit einer Propellermaschine von Salzburg nach Wisla ein. Wegen des Schlechtwetters absolvierte Ammann den Flug aber meist nur als Co-Pilot.
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