Reichelt: "Traum aus Kindheitstagen"
Nachgefragt beim Skirennläufer Hannes Reichelt, der am Samstag die Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel gewonnen hat und viel lieber über seine Fahrt als über seine Rückenprobleme und Schmerzmittel reden wollte:
Ihr Start war wegen Rückenproblemen gefährdet. Wie waren die Stunden vor dem Rennen?
Hannes Reichelt: Ich habe eine Behandlung gemacht und geschaut, dass alles in Balance ist. Das war sehr wichtig. Ich bin definitiv gestern schlimmer aufgestanden als heute und habe schon gewusst, dass es nicht schlecht aussieht. Aber dann will man zuerst einfahren und besichtigen und dann eine Entscheidung treffen. Und dahinter musst du dann stehen. Wenn man an den Start geht, geht jeder davon aus, dass man fit ist. Wie weh es tut, das braucht keiner zu wissen. Ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe. Es wird aber definitiv nicht leichter, denn so schnell wird es nicht besser.
Dauerzustand ist das aber keiner. Was werden Sie jetzt tun?
Passiert ist das im Training, da bin ich schlecht draufgestanden. Ich wusste, wenn ich sauber draufstehe, dann ist Skifahren kein Körperkiller, dann kann kommen, was will. Aber es ist halt oft schwierig, sauber draufzustehen. Darauf habe ich mich heute konzentriert. Das mit dem Rücken ist keine Show. Ich hoffe, das wissen auch meine Konkurrenten. Ich möchte keine Show machen, deshalb sage ich: wenn ich am Start bin, bin ich fit und bereit.
Was waren die ersten Emotionen, als Sie im Ziel abgebremst hatten?
Es ist traumhaft, wenn du mit der 22 runterkommst und die Topgruppe beendest und es leuchtet der Einser auf. Das ist die halbe Miete, aber die anderen darf man nie unterschätzen. Das geht schneller, als man meint. Die Fahrt von Aksel (Svindal/Anm.) habe ich nicht gesehen, aber die von Bode (Miller/Anm.) und seinen Fehler. Da habe ich mir gedacht, okay, du brauchst heute eine nahezu fehlerfreie Fahrt. Den Schnitzer darfst du dir nicht leisten. Deshalb war die Abfahrt total schwierig. Nur weil wir nicht über die Traverse gefahren sind, macht es das nicht leichter. Die Gondel bleibt die gleiche.
Wie war Ihre Fahrt?
Das Skifahren war genial. Die anderen zwei (Svindal, Miller/Anm.) haben Superleistungen gebracht. Und dann vor ihnen sein, das war echt ein cooles Skifahren heute. Ich bin so glücklich, dass ich den inneren Schweinehund besiegt habe. Vor Svindal war ich nicht so oft, das macht mich natürlich schon sehr glücklich.
Wie fühlt es sich an, wenn Ihnen so viele Legenden gratulieren?
Das ist traumhaft, Stephan Eberharter war ein Idol für mich, als ich jung war, deshalb war es speziell. Aber ganz ehrlich hätte ich mir bei der Flower Zeremonie gewünscht, dass auf der Tribüne mehr Leute sind. Aber es gibt ein gutes VIP-Zelt. Es stört dich einfach, wenn du da oben stehst, dass da die Tribüne leer ist. Das wäre mein Wunsch für die Zukunft, dass das nicht mehr der Fall ist. Aber heute Abend wird es sicher rundgehen, das ist cool.
Haben Sie den Erfolg schon realisiert?
Im Moment kann ich es nicht glauben. Für einen Österreicher ist Kitzbühel zu gewinnen ein Traum. Das ist einfach nur schön. Bei der Flower Zeremonie hatte ich Tränen in den Augen. Es ist einer der größten Momente meiner Karriere. Und ein Traum aus Kindheitstagen. Der ist wahrgeworden. Jeder Abfahrer will die Streif gewinnen, nun bin ich einer von ihnen. Wenn du als Österreicher hier gewinnst, bist du eine Legende. Ich gewinne definitiv lieber in Kitz als in Wengen. Ich bin sehr froh, dass das Glück heute auf meiner Seite war. Ich hoffe, dass ich nicht das ganze Glück aufgebracht habe, denn Aksel hat sicher eine Revanche geplant.
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