Alles neu beim ÖSV: Was die Personalrochaden bedeuten

Müsste man jemandem den berühmten Dominoeffekt erklären, ein kurzer Blick auf die Geschehnisse beim Österreichischen Skiverband würde wohl reichen. Ein Abschied folgt im ÖSV-Skiteam dem nächsten, seit Frauen-Chef Christian Mitter vor einer Woche seinen Rückzug mit Saisonende verkündet hat. Wenig später folgte das Ausscheiden von Andreas Puelacher, dem Chef der Ski-Herren, und nun hat auch Patrick Riml genug vom ÖSV.
Der Tiroler, der bisher für den alpinen Leistungssport zuständig war, räumt ebenfalls seinen Platz. Damit hat der ÖSV zwar mit Herbert Mandl einen neuen Alpinchef – der offiziell erst ab 1. Mai im Amt ist – aber innerhalb weniger Tage alle alpinen Kapazunder verloren.
Es passt nicht wirklich in das Selbstverständnis des stolzen ÖSV, dass Führungspersonal aus eigenem Willen das Weite sucht. Normalerweise werden beim größten Skiverband der Welt Trainer gegangen, dass nun gleich die gesamte Chefetage der Alpinen dem ÖSV den Rücken kehrt, ist ungewöhnlich und irritierend zugleich. Und es wirft auch kein gutes Licht auf den Verband – und so nebenbei natürlich Fragen auf.
Unglücklich sei das alles verlaufen, ist aus der Verbandszentrale zu hören. War der Abschied von Frauen-Chef Mitter, dessen Vertrag ohnehin nicht verlängert worden wäre, noch programmgemäß, so kam schon das Ende von Andreas Puelacher für viele überraschend: Der Tiroler kann als Herren-Chef eine Erfolgsbilanz vorweisen. Bei seiner Erklärung war Puelacher bemüht zu betonen, dass es keinerlei Spannungen zwischen ihm und Sportdirektor Anton Giger gegeben habe, doch es ist kein Geheimnis, dass die beiden nicht immer auf einer Wellenlänge waren.
Auf dem falschen Fuß
Der Abschied von Patrick Riml erwischte den Verband nun freilich auf dem falschen Fuß. Der Ötztaler hatte in den Planungen eine zentrale Rolle gespielt und hätte ein neues Amt bekleiden sollen. „Ich habe ihm einen Cheftrainerposten angeboten“, erklärt der neue Alpinchef Herbert Mandl im KURIER-Gespräch.
Ich hatte den Eindruck, dass er beleidigt war. Ich hätte Patrick wirklich gerne dabei gehabt“
der neue Alpin-Chef über den Riml-Abschied
Riml schlug den Job als Frauen-Chef überraschend aus. „Wenn ihm der Job zu wenig war, dann kann ich nichts machen“, sagt Mandl, der als Alpinchef so etwas wie der Nachfolger von Riml ist. Nur hat der Niederösterreicher deutlich mehr Kompetenzen als der Ötztaler, der 2019 installiert worden war. „Dafür kann ich nichts, dass er diese Kompetenzen nicht hatte. Ich hatte den Eindruck, dass er beleidigt war. Ich hätte Patrick wirklich gerne dabei gehabt“, sagt Herbert Mandl.
Trotz der vielen Rücktritte wäre es falsch, von einem totalen Chaos im ÖSV zu sprechen. Mit Slalom-Coach Marko Pfeifer gibt’s schon einen Favoriten für die Nachfolge von Puelacher, „und es gibt auch sonst genug Kandidaten“, erklärt Mandl, der sein Team in den nächsten Tagen präsentieren will. „Cheftrainer beim ÖSV – das ist einer der begehrtesten Jobs, den es im Skisport gibt.“
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