Perfekte WM-Pisten: Die Wissenschaft vom Schnee

150 Personen halfen beim Aufbau der Strecken, auf denen elf Rennen stattfinden.
Satellitentechnik und Handarbeit entscheiden über den perfekten Untergrund.

30 Zentimeter Pulver auf einer Altschneedecke, von der Pistenraupe zu einem locker-feinen Teppich komprimiert. So oder so ähnlich sieht die perfekte Piste für den Ski-Touristen aus.

Die ideale Unterlage für Rennläufer hat außer der Farbe Weiß damit nichts gemeinsam. Elf Rennen soll die Piste in St. Moritz verkraften, der Aufbau des Untergrundes verlangt Zeit, Fingerspitzengefühl und modernste Technologien. Verantwortlich für die Präparierung ist Martin Berthod.

Der 63-jährige Schweizer ist Rennleiter der Ski-WM, war zwischen 1973 und 1978 selbst Weltcup-Läufer – und er ist der Vater von Marc Berthod, der 2009 bei der WM in Åre zwei Bronzemedaillen geholt hat.

Berthod senior weiß, welchen Untergrund die WM-Stars lieben: Hart soll er sein, aber nicht eisig. "Eis bricht beim harten Kanteneinsatz", sagt Berthod der Engadiner Post. "Bei guten und harten Pisten gibt es zwar Spuren, die können aber rausgerutscht werden." Der Weg zur WM-würdigen Piste führt über fünf Punkte:

Die Vermessung Die Arbeiten beginnen schon im Frühling 2016. Beim Weltcup-Finale wird die Strecke mittels GPS vom Start bis ins Ziel vermessen. In Kooperation mit dem Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos werden Schneeprofile erstellt. Ein zweites Mal wird die Strecke im Sommer vermessen. Legt man nun die beiden GPS-Datensätze übereinander, ergeben sich sehr genaue Werte, wo wie viel Schnee liegt. Ein Gerät in der Pistenraupe übermittelt dem Fahrer diese Daten. "So können wir effizienter präparieren", sagt Martin Berthod. Nebenbei werden auch noch 20 Prozent an Energie und Schnee eingespart. Ein wichtiges Detail in dieser schneearmen Saison im Engadin.

Die Kunstschnee-Basis Die Schneedecke ist auf der gesamten Piste rund 50 Zentimeter dick. Gestartet wird zu Saisonbeginn mit der Präparierung der normalen Publikumspiste, auf der ab morgen die Damen-Rennen stattfinden. Danach beginnt die Arbeit für die Herren-Piste. Dort wird schon bei der Beschneiung mehr Wasser dazugemischt. Dadurch wird die Piste noch härter, damit sie Gewicht und Kraft der Athleten standhält.

Der Wasserbalken Um genug Wasser in die Piste zu bekommen, wird die Kunstschneedecke zuerst mit Pistenfahrzeugen aufgerissen. Dann kommt ein an der Pistenraupe montierter Wasserbalken zum Einsatz. Über Düsen wird mit 30 Bar Druck Wasser in den Schnee gespritzt, das 40 Zentimeter eindringen soll.

Der Frost In die aufgerissene Piste dringt die Kälte der eisigen Nächte ein. Danach wird die Piste mit Maschinen zugefräst. Zu kalt darf es bei den Arbeiten nicht sein. Sonst gefriert ein Großteil des Wassers in den Düsen, und der Rest kann nicht tief genug eindringen.

Die Feinarbeit Schon Wochen vor dem ersten Rennen werden die Sicherheitsnetze aufgebaut, die Präparierung ist im Großen und Ganzen abgeschlossen. Mit den schweren Geräten soll die Piste nicht mehr befahren werden. Jetzt wird noch noch an Konturen gefeilt und der Neuschnee aus der Piste gerutscht. Eine Ausnahme stellt der Herren-Slalom am 19. Februar dar: Dafür wird vermutlich noch einmal gewässert, um den Untergrund noch härter zu machen. Allerdings: Die heilige Piste darf nicht mehr mit schweren Maschinen befahren werden – der Wasserbalken wird dann von freiwilligen Helfern getragen.

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