Wenn du das Skifahren zu nüchtern und sachlich kommentierst, dann ist es den Leuten nicht recht. Wobei es ja nicht immer nur um Freude und Begeisterung geht. Ich habe auch die ganzen schweren Stürze live kommentiert: Daniel Albrecht, Hans Grugger, Scott McCartney. Da taucht oft die Frage auf: Was tut man in so einem Fall?
Und was tut man?
Mensch bleiben. Die Klappe halten, wenn es notwendig ist, auch einmal ruhig sein. Ich glaube, dieses Gespür habe ich, wann die Menschen nach dem Schock und der Stille wieder Informationen zur Versorgung brauchen. Indem man zum Beispiel mit dem Experten an seiner Seite sachlich zu erklären versucht, warum der Sturz passiert ist. Und nicht versucht, über die Verletzung zu spekulieren. Auch da zitiere ich Elmar Oberhauser, der gemeint hat: ,Sie sind kein Arzt, stellen Sie keine Vermutungen an.‘ Und diese Schule einer vernünftigen guten Erziehung, der journalistischen Ausbildung und dem fachlichen Handwerk macht es in solchen Momenten und in unserem Job aus.
Wie sehr dürfen Sie Expertisen und Einschätzungen abgeben, oder ist das in Ihren Augen die alleinige Aufgabe des Experten?
Wenn man nach 25 Jahren im Ski-Weltcup kein Auge für den Sport hat, dann hat man irgendetwas falsch gemacht. Aber selbstverständlich versuche ich, mich bei den Analysen eher zurückzuhalten und lasse nur da oder dort etwas fallen. Wobei ich aber zu allen meinen Co-Kommentatoren sage: ,Hau’ es mir sofort während der Sendung um die Ohren, wenn es ein Blödsinn ist!‘ Das ist völlig in Ordnung, das ist menschlich. Okay, wenn der alle zwei Minuten sagt, was für ein Idiot ich bin, dann ist es nicht gut für meinen Job. Aber grundsätzlich gibt es eine Gewaltenteilung zwischen mir als Kommentator und dem Experten.
Wie witzig darf und soll man bei Sportübertragungen sein? Wie halten Sie’s damit?
Für mich sind die Schlüsselwörter: Respekt und Wertschätzung. Wir reden da von Sportlern, die das ganze Jahr alles unternehmen, um erfolgreich zu sein. Menschen, die viele Opfer bringen. Sich dann darüber lustig zu machen, ist anmaßend. Ich habe sehr viel Blödsinn im Kopf, aber sich über andere lustig machen, das geht nicht. Mir würden auch viele Sachen einfallen, wenn ich einen lustigen Namen höre. Aber auch das macht man nicht. Ich necke mich da lieber mit dem Experten, aber auf Kosten anderer tu’ ich mir schwer. Das passt weder zum Sport noch zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ich will ja allen in die Augen schauen können.
Erwartet sich das Publikum nach dieser enttäuschenden Saison der österreichischen Skifahrer mehr Kritik?
Interessanterweise ist das im Moment nicht so. Vielleicht haben sich auch alle zurückgehalten, weil es diese Heim-WM gibt. Ich glaube aber schon, dass es irgendwann dieses Thema braucht. Auch von uns bei den Übertragungen. Ein respektvolles Aufarbeiten, warum es nicht so läuft.
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